PMI International April 2018
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Die Weltwirtschaft bleibt auf Expansionskurs. Das Tempo hat jedoch etwas nachgelassen. Das zeigen die neusten Ergebnisse der monatlichen Industrieumfragen. In den meisten Ländern ist der daraus abgeleitete Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) im März gesunken.
Doch das ist noch kein Grund zur Panik. Denn ausser in Südkorea und Südafrika befinden sich die Industrie-PMI nach wie vor überall über der Wachstumsgrenze von 50. Ausserdem liegt es in der Natur der PMI, dass sie nicht immer weiter steigen können. Mit der Wirtschaft verhält es sich wie mit einem Hochseetanker: Er kann lange vorwärtsrauschen, die Geschwindigkeit kann aber nicht immer weiter zunehmen.
Möglicherweise sind die schlechteren PMI ein Grund, weshalb die Aktienbörsen seit Wochen auf Tauchgang sind. Bleibt es bei einer Wachstumsverlangsamung, könnte sie sich für die Finanzmärkte aber als Segen erweisen. Denn damit sinkt die Gefahr, dass sich die Konjunktur überhitzt und Inflation und Zinsen schnell steigen.
Bremsspuren in Europa
Am offensichtlichsten ist die Abkühlung in Europa, wo die Frühindikatoren zuvor Rekorde gebrochen hatten. In Deutschland hat die Industrie im März erneut an Fahrt verloren. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex ist den dritten Monat in Folge auf unterdessen 58,2 gefallen. Auch in Frankreich (53,7), Italien (55,1) und Spanien (54,8) sind die PMI gegenüber Vormonat deutlich zurückgegangen.
In der Eurozone insgesamt ist das Industriebarometer von 58,6 auf 56,8 gesunken, den niedrigsten Stand seit acht Monaten. Vor allem das Exportwachstum hat sich gegenüber letztem Jahr verlangsamt, was mit dem stärkeren Euro zusammenhängen könnte.
Auch der Optimismus für das kommende Geschäftsjahr hat sich etwas gelegt. Laut Chris Williamson, Chefökonom von IHS Markit, sollte man sich deswegen aber nicht allzu grosse Sorgen machen. «Schliesslich war es bloss eine Frage der Zeit, bis das hohe Wachstumstempo einen Dämpfer bekommen würde», kommentiert er die Ergebnisse der Managerumfragen.
Die Indizes zeigten aber weiterhin ein breit abgestütztes Wachstum an. Selbst in Griechenland, dem Sorgenkind der Eurozone, liege der Industrie-PMI komfortabel über 50.
Auch der Höhenflug der Schweizer Industrie wurde im März gebremst. Der von der Credit Suisse und dem Branchenverband Procure.ch erhobene PMI ist gegenüber Februar um 5,2 Punkte auf 60,3 gefallen. Deutlich nachgegeben haben die Komponenten «Produktion» und «Auftragseingang». Die Erholung am Arbeitsmarkt hingegen setzt sich fort. So ist der Subindex «Beschäftigung» auf den höchsten Stand seit Februar 2011 geklettert.
In den USA könnte der Aufschwung seinen Zenit ebenfalls überschritten haben. Ein erstes Indiz dafür ist der Manufacturing Index des Institute for Supply Management (ISM). Er ist im März von hohen 60,8 auf 59,3 gefallen. Am deutlichsten gesunken sind die Index-Subkomponenten «Exportaufträge» und «Beschäftigung».
Abkühlung auch in Asien
In den asiatischen Industrienationen zeigt sich ein ähnliches Bild: In Japan, Taiwan und Südkorea sind die Einkaufsmanagerindizes im März ebenfalls gesunken.
In Südkorea ist der Index sogar wieder unter die Wachstumsgrenze von 50 gerutscht. Als Grund wird der starke Won genannt. Die koreanische Valuta hat sich seit Anfang des vergangenen Jahres zum Dollar mehr als 10% aufgewertet.
Die chinesischen PMI hingegen senden erneut widersprüchliche Signale. Diesmal schneidet der offizielle Index aus Peking besser ab: Er ist gegenüber Februar um 1,2 Punkte auf 51,5 gestiegen, während der PMI des Medienkonzerns Caixin von 51,6 auf 51 gefallen ist.
Ein Grund für die Divergenz könnte gemäss Capital Economics das hohe Gewicht von Unternehmen aus der Schwermetallindustrie im offiziellen Index sein. Sie hätten von der Aufhebung der winterlichen Umweltauflagen mehr profitiert.
In den anderen grossen Schwellenländern hellt sich die Stimmung auf. Anlass zur Hoffnung geben die positiven Ergebnisse in Brasilien und Mexiko. In Russland und Indien dagegen liegen die PMI der Industrie nur knapp über der kritischen Grenze von 50.
Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 6. April 2018