Fasten your Seat Belts
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Zwar werden Weiterbildungen heutzutage vermehrt interaktiv angereichert. Denn dank den Erkenntnissen der modernen Didaktik ist bekannt, dass teilnehmerzentrierte Unterrichts- und Seminarformen den Lernerfolg wesentlich beeinflussen. Gleichwohl ist damit noch kein optimaler Transfer des Gelernten von der Theorie in die Praxis garantiert.
Nicht selten fragen sich Teilnehmer, was sie mit den gelernten Theorien nun in der Praxis anfangen können. Ganz besonders gilt dies bei Management- und Führungsweiterbildungen.
Gesteigerter Praxistransfer
Piloten trainieren im Flugsimulator Notfallszenarien. Doch auch in Managementausbildungen ist es möglich, Situationen aus der Praxis möglichst realitätsnah, aber gefahrlos zu trainieren.
Die Simulation als Lernmethode stellt die Unternehmensrealität im Wettbewerbsumfeld nach und ermöglicht einen deutlich gesteigerten Praxistransfer. Simulationen sind keine neue Erfindung. Vor allem beim Militär werden sie schon lange erfolgreich als Ausbildungs- und Trainingselemente eingesetzt.
Dieser Ansatz ist sogar noch weiter in die Vergangenheit zurückzuverfolgen. Das im alten Persien entwickelte und kultivierte Kampfspiel Schach beispielsweise baut auf dem gleichen Prinzip auf.
Die Dynamik verstehen
Zusätzliche Aktualität erhalten Simulationskonzepte durch neue Denkrichtungen im Management. Mit dem Ansatz des systemischen Managements setzt sich die Erkenntnis durch, dass modernes Führen und auch das Lösen von unternehmerischen Problemen nicht nur eine Frage der Anwendung der richtigen Instrumente ist, sondern vor allem auch mit der Fähigkeit zusammenhängt, komplexe Systeme zu erkennen und diese lösungsorientiert zu beeinflussen.
Gerade weil komplexe Systeme sich dauernd verändern und dadurch Rückkoppelungen und Reaktionen entstehen, bilden Managementsimulationen unternehmerische Herausforderungen deutlich realitätsnaher ab als das statische Übungen oder Fallstudien tun.
Keine simplen Planspiele mehr
In der Managementweiterbildung wurden Simulationsen bis dato sporadisch eingesetzt – und oft wenig zielgerichtet. Meist spricht man in diesem Zusammenhang von Planspielen.
Weil der Ansatz des «Spielens» gerade in diesem Zusammenhang eher unpassend ist, haben sich Managementsimulationen leider häufig zu Managementspielen entwickelt. Diese bieten zwar einen hohen Unterhaltungswert, haben aber nur einen bescheidenen Lerneffekt im Sinn der Entwicklung von Managementkompetenzen.
Bei ganzheitlichen Managementsimulationen hingegen steht die Förderung des unternehmerischen Denkens und Handelns im Vordergrund. Es werden wichtige Sozialkompetenzen in den Bereichen Führung, Kommunikation, Teamentwicklung, aber auch Arbeitstechnik trainiert. Dieser Ansatz verlangt nach kompetenten und vor allem praxiserfahrenen Coaches. Eine geschickte didaktische Dramaturgie fördert im Verlauf solcher Simulationen die verschiedensten Kompetenzprofile.
Erfordert es die Situation, dass Teilnehmende ihre Rollen tauschen, steigt der Nutzen weiter. Konkret kann es für einen CEO höchst spannend sein, wenn er seine Führungsleute einmal in anderen als den im Unternehmensalltag wahrgenommenen Rollen beobachten kann. Muss der Marketingchef als Produktionsleiter agieren oder die Einkaufsleiterin in die Rolle des CEO schlüpfen, ermöglicht das einen Perspektivenwechsel – und fördert so gleichzeitig das Verständnis für die anderen Funktionsbereiche.
Nachhaltige Lerneffekte
Die Hochschule Luzern (HSLU) setzt Simulationen seit Jahren in verschiedenen Weiterbildungen ein. Markus Ulrich, Autor der an der HSLU eingesetzten Change-Management-Simulation «TWIST» sagt dazu: «Richtig eingesetzt, können diese Lernformen lang anhaltende Lerneffekte und tief verankerte Erfahrungen auslösen.» Dabei bilden Unternehmenssimulationen wertvolle Trainingsumgebungen, um vernetztes unternehmerisches Denken zu fördern.
Systemische Zusammenhänge des Managements und die dynamische Entwicklung des Umfeldes werden durch Simulationen bewusst erlebt. Nachhaltige Lerneffekte sind dadurch garantiert.
Ausgabe 11/2016