Die Neuausrichtung der Lieferketten nach Corona

Die Neuausrichtung der Lieferketten nach Corona

Publiziert am Autor: FHS, BMÖ, procure.ch

Wie zentral sind Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und kurze Reaktionszeiten im Lieferkettenmanagement? In einer gemeinsamen Studie mit der FH Salzburg und dem BMÖ haben wir uns auf die Suche nach den relevanten Kriterien für die optimale Supply Chain gemacht.

Die Coronapandemie wird die globale und vernetzte Welt der Wertschöpfung verändern, davon sind die beiden Studienautoren Claus Gerberich und Christian Schachner von der FH Salzburg überzeugt. Die beiden beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Lieferkettenmanagement und beraten Unternehmen bei der aktiven Ausgestaltung eines professionellen Supply Chain Managements in allen Bereichen. 

Die während der Coronaphase kritischen und problematischsten Beschaffungsmärkte decken sich mit den globalen Corona-Hot-Spots. So können Unternehmen künftig anhand der Infektionszahlen rasch auf ihre kritischen Supply-Chain-Partner rückschliessen und rechtzeitig Massnahmen einleiten.

Über 50 Prozent der Studienteilnehmer haben die Störungen in der Lieferkette bereits behoben, 16 Prozent allerdings sind noch für mindestens 12 Monate betroffen beziehungsweise haben sie noch keine Aussicht auf eine reibungslose Lieferkette.

Rund drei Viertel der befragten Unternehmen werden künftig in der Lieferantenstrategie verstärkt auf Dual-Sourcing sowie intensiveres Beziehungsmanagement mit bestehenden Lieferanten setzen, um robuster auf Krisen eingestellt zu sein. Auch das Thema Regional Sourcing gewinnt bei über der Hälfte der Unternehmen wieder stark an Bedeutung.

Die Beschaffungsmärkte verschieben sich wieder in Richtung Europa, wobei speziell die DACH-Region als Sourcing-Markt aus der Coronakrise stark profitieren wird. Die klassischen Verlierer sind Asien und die USA/Kanada sowie auch die Corona-Hot-Spots in Europa.

Mehrpreisforderungen der Lieferanten haben über ein Drittel der Unternehmen während der Coronaphase beschäftigt.

Rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer rechnet in den nächsten sechs Monaten vermehrt mit Insolvenzen in der eigenen Lieferkette. Fast 90 Prozent der befragten Unternehmen sind mit Absatzrückgängen bei den eigenen Kunden konfrontiert. Jeweils über die Hälfte aller Unternehmen haben in der Coronapandemie Störungen in der Lieferkette, ausgelöst durch Lieferanten, vermerkt beziehungsweise mit begrenzten Transportkapazitäten am Markt zu kämpfen.

Erkenntnisse und Empfehlungen

Die Befragung hat gezeigt, dass die Coronakrise die Welt der global vernetzten Lieferketten und Wertschöpfung verändern wird. Unternehmen müssen ihre Lieferketten robuster machen, die Supply Chains werden wieder stärker ins Lokale verlagert, zugunsten der Versorgungssicherheit, aber eventuell zulasten der Rentabilität.
Abhängigkeiten von einzelnen Kunden oder Lieferanten werden künftig verstärkt reduziert werden, Dual- oder Multi-Sourcing wird in der Einkaufsstrategie wieder vermehrt auf den Agenden stehen, um alternative Lieferanten vorzuhalten.
Das «Local for Local»-Prinzip als Produktions- und Lieferstrategie mit verkürzten Lieferketten kann das gesamte System einer Supply Chain weniger anfällig für künftige Krisen machen.
Ein kontinuierliches Risikomanagement und die laufende Risikobewertung der Supply-
Chain-Märkte ist eine zentrale Aufgabe im Einkauf. Dazu bedarf es geeigneter Tools und Simulationsmodelle, die den gestiegenen Anforderungen Rechnung tragen.
Neben dem Thema Risikomanagement müssen auch Themen wie Digitalisierung der Supply Chain und Lieferantenmanagement noch weiter vorangetrieben werden.

Detaillierte Umfrageergebnisse

Der vollständige Bericht zur Umfrage mit den detaillierten Ergebnissen steht als Download zur Verfügung: