Wird 2017 das Jahr der Rohstoffe?

Wird 2017 das Jahr der Rohstoffe?

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Eine stärkere Inflation könnte den Rohstoffen im nächsten Jahr weiter Schwung geben. Die Aussichten für Rohöl, Industriemetalle und Agrarrohstoffe sind allerdings unterschiedlich - nicht nur wegen Präsident Trump.

Im Jahr 2016 hat die Talfahrt der Rohstoffe ein Ende gefunden. Dies, nachdem im Jahr zuvor ein regelrechter Preiszerfall eingesetzt hatte. Auch die Finanzmärkte waren dadurch verunsichert – hauptsächlich wegen des extrem niedrigen Rohöl-Preises. Für das laufende Jahr legt der Bloomberg-Commodity-Index, welcher die Entwicklung 22 verschiedener Rohstoffe abbildet, nun 5,5 Prozent zu. Auf zwölf Monate betrachtet sind es sogar 8,8 Prozent.

Zur positiven Performance beigetragen hat der Trump-Effekt: «Nach der Wahl von Donald Trump gab es in allen Asset-Klassen Gewinner und Verlierer. Zu den Gewinner vom angekündigten Infrastrukturprogramm gehören ganz klar die Metalle», sagt Susanne Toren, Rohstoff-Expertin bei der Zürcher Kantonalbank, auf Anfrage von cash.

Doch es steckt mehr als nur Trump hinter der Trendwende der Rohstoffpreise. Die Inflation scheint langsam zurückzukehren, was sich schon vor der US-Präsidentschaftswahl abzeichnete. Ausserdem hellen sich die globalen Wirtschaftsaussichten langsam auf. Das spricht alles für Rohstoffe. «Historisch gesehen ist es ein Kaufsignal für Rohstoffe, wenn sich die Produktionslücke in den USA und in China schliesst und die Inflation zu steigen beginnt», schreibt ein Analyst von Goldman Sachs in einer Studie. Gleichzeitig setzt er Rohstoffe in seiner Empfehlung neu auf «Übergewichten».

Aber gewisse Entwicklungen stehen einer Rohstoff-Rally auch im Weg. Zum einen war China durch ein Stimulus-Paket ein wichtiger Rohstoff-Preistreiber. Doch mittel- bis langfristig wird dieser Effekt gemäss Toren wegfallen. Ausserdem könnte auch ein sich weiter stärkender Dollar der Rohstoff-Rally etwas die Luft nehmen. Denn: Ein starker Greenback belastet prinzipiell die Rohstoffe, da sie in anderen Währungen dadurch weniger erschwinglich werden.

Das sind die Aussichten der einzelnen Rohstoff-Sektoren bis Ende 2017:

Rohöl – Uneinigkeit darüber, ob es eine Einigung gibt

Können sich die OPEC-Staaten auf eine Kürzung der Fördermenge einigen oder nicht? Diese grosse Frage beschäftigt die Märkte derzeit. Eigentlich wurde die Kürzung bereits beschlossen, nur muss man sich untereinander noch für eine konkrete Umsetzung entscheiden. Am heutigen Mittwoch treffen sich die Mitgliedsstaaten in Wien und werden dies sicherlich intensiv diskutieren.

Toren glaubt jedoch nicht daran, dass sich die Staaten auf eine Umsetzung festlegen können: "Die OPEC-Staaten sind ein komplett heterogenes Kartell, mit unterschiedlichen Interessen." Kurzfristig sieht die Rohstoff-Expertin - da sie nicht an eine Einigung glaubt - deutliche Korrekturrisiken beim Ölpreis. Ab Sommer 2017 geht sie dann von einer Stabilisierung bei 40 Dollar pro Barrel aus. Das wäre rund 15 Prozent tiefer als die aktuellen 47,26 Dollar pro Barrell (Marke Brent).

Nicht alle Marktteilnehmer teilen diese Ansicht. Der Analyst von Goldman Sachs rechnet in seinem Basisszenario mit der Ankündigung und Umsetzung einer Produktionskürzung. Als Folge sieht die Bank keinen Kurseinbruch, sondern einen Anstieg auf bis zu 56,50 Dollar pro Barrel in den nächsten 3 Monaten und eine Stabilisierung bei 51,50 Dollar bis Ende nächstes Jahr.

Industriemetalle – die grössten Gewinner 2016

Die grossen Profiteure von Donald Trump sind bisher klar Zink, Blei, Palladium und Kupfer. In den letzten vier Wochen konnten diese 18 bis 25 Prozent an Wert zulegen, wie die Tabelle unten zeigt. Haben Anleger den Aufschwung somit bereits verpasst? «Metalle sind zum Teil bereits stark angestiegen», meint Toren. Nach einer gewissen kurzfristigen Konsolidierung könne sich dieser Aufwärtstrend aber weiter fortsetzen.

Am beeindruckendsten ist die bisherige Jahresperformance von Zink: Plus 80 Prozent. Zink ist derzeit so teuer wie seit neun Jahren nicht mehr. Die Nachfrage übertrifft das Angebot immer deutlicher. Verschiedene Minen von Afrika bis Irland sind ausgebeutet, müssen die Produktion einstellen. Zwar könnte gemäss der Commerzbank hier China mit einer ausgeweiteten Produktion in die Presche springen und dem drastischen Preisanstieg etwas entgegenwirken. Doch sieht Goldman Sachs chinesische Umweltauflagen hier als grosses Hindernis, um das Angebot allzu stark auszuweiten. Es könnte noch weiter hoch gehen.

Auch bei anderen Metalle ist das Angebot knapp: Durch Streiks in Südafrika – dem deutlich grössten Platinförderland - verringert sich etwa die Platin-Produktion. Laut einer Analyse der ZKB läuft im Sommer ein dreijähriger Tarifvertrag ab. Gewerkschaften fordern Lohnerhöhungen von 50 Prozent. Die letzten Tarifverhandlungen 2014 wurden von einem fünfmonatigen Streik begleitet. Ein zu geringes Angebot besteht darüber hinaus auch beim Palladium, während gleichzeitig die Nachfrage in der Autoindustrie weiter zunehmen dürfte.

Agrarrohstoffe – die gute Ernte drückt auf den Preis

Vom US-Landwirtschaftsministerium wird eine Rekordernte amerikanischer Bauern für Mais prognostiziert. Mehr Angebot bei gleichbleibender Nachfrage drückt den Preis nach unten. Bereits in diesem Jahr hat sich Mais um 3 Prozent vergünstigt, im nächsten Jahr könnte sich dieser Trend weiter fortsetzen.

Auch beim Weizen gab es gute Ernten: In Australien und Argentinien fielen diese so hoch aus wie seit fünf Jahren nicht mehr. Es handelt sich bei diesen Ländern um den fünft- und achtgrössten Weizenexporter weltweit. Für anziehende Preise spricht wenig, auch wenn sich Weizen in diesem Jahr bereits um 17 Prozent vergünstigt hat. Gemäss dem «International Grains Council» dürfte das Weizen-Angebot im nächsten Jahr gesamthaft betrachtet in etwa stabil bleiben.

Quelle: cash.ch

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