«Wir wollen der favorisierte Partner sein»

«Wir wollen der favorisierte Partner sein»

Publiziert am Autor: Mario Walser

Eine Bestellung aus dem fast eine Viertel Million Artikel umfassenden Sortiment der Competec-Gruppe wird in der Regel am Folgetag ausgeliefert. Service, Support und Geschwindigkeit sind wichtige Parameter, die Marc Isler als Leiter Endkunden der Competec-Gruppe und als CEO von BRACK.CH beschäftigen – aber nicht die einzigen.

Herr Isler, bitte beschreiben Sie kurz das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens.

Wir wollen im Schweizer Onlinehandel der favorisierte Partner für Unternehmen, Institutionen und Haushalte sein. Und wir wollen den Alltag unserer Kundinnen und Kunden vereinfachen. Einerseits durch das bestmögliche Einkaufserlebnis, das unter anderem auch einen optimalen Kundenservice mit einschliesst. Der Verkauf an gewerbliche Endverbraucher ist via Account-Management aufgegleist.    

Die Competec-Gruppe besteht ja aus mehreren Unternehmen. Wer verkauft denn nun genau was an wen?

Ich mache gerne eine kurze Auslegeordnung. Private Endkundinnen und Endkunden kaufen auf BRACK.CH ein. Die gewerblichen Endkunden, die Ware für den Eigenbedarf benötigen, kaufen bei BRACK.CH BUSINESS ein. Seit Kurzem gehört auch Schoch Vögtli zu unserer Gruppe. Das Unternehmen versorgt Büros und Schulen mit dem nötigen Material. MEDiDOR ist ein Anbieter im ­medizinischen Fachhandel und beliefert unter anderem Praxen und Therapeuten. Das Handelskundengeschäft im Schwerpunkt ICT läuft über Alltron, die vielfach als Importeur auftritt. Dort kaufen Warenhäuser, Fachhändler, Retail-Ketten und andere Onlineshops Ware ein, die sie danach ihrer Kundschaft weiterverkaufen. Das andere Grosshandelsunternehmen Jamei beliefert Wiederverkäufer im Bereich Haushalts­waren.  

Wie wichtig ist der Standort Schweiz überhaupt für das Unternehmen?

Die Schweiz – natürlich inklusive Fürstentum Liechtenstein – ist der einzige Markt, in dem wir tätig sind. So haben wir die Competec Logistik, die alle Waren für sämtliche unserer Absatzkanäle zentral lagert, im luzernischen Willisau angesiedelt. Jedes Paket, das wir verschicken, startet die Reise zu unseren Kundinnen und Kunden von Willisau her. 

In der deutschsprachigen Schweiz hat Ihr Unternehmen einen hohen Bekanntheitsgrad. Wie sieht das in der Romandie aus?  

Auch wenn wir schon länger ein nationaler «Player» sind, die Schweiz bietet für uns noch genügend Wachstumspotenzial. Wir haben einen Standort in Renens in der Waadt, und auf unserer Plattform kommunizieren wir mittlerweile sowohl in Deutsch als auch in Französisch. Gleichwohl wollen wir das Einkaufserlebnis für die französisch sprechenden Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz weiter perfektionieren, unseren Marktanteil weiter ausbauen und unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Wir haben deshalb signifikante Investitionen in der Romandie getätigt.     

Welches sind die wichtigsten Marktbegleiter für BRACK.CH?

Das sind zweifellos die Onlineshops der hiesigen Grossverteiler von Migros oder Coop, wie unter anderem Digitec, Galaxus, Microspot. Diese entwickeln sich jedoch vermehrt zu Marktplätzen, auf denen unterschiedliche Händler ihre Ware anbieten. Wir hingegen sehen uns als Warenhaus mit Fachhandelsanspruch, das alles im eigenen Lager vorrätig hat. Nicht ausser Acht zu lassen sind natürlich die internationalen Giganten wie Aliexpress und Amazon. Gerade die nationalen Marktbegleiter von BRACK.CH zählen aber auf Gruppenebene wiederum zu unseren Handelskunden. Genau diese Positionierung ermöglicht es uns, Märkte und Sortimente innert nützlicher Frist digital weiterzuentwickeln. Neue Produkte können wir dann sowohl in unseren Absatzkanälen als auch in denjenigen unserer Handelskunden anbieten. Das wäre ohne die geballte Kraft unserer Absatzkanäle in Kombination viel schwieriger zu stemmen.           

Welchen Wandel hat der ­Onlinehandel in den letzten Jahren ­durchlaufen? ­­

Plattformen haben sich zu einem zentralen Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie entwickelt. Interaktionsmanager zwischen Anbieter und Nachfrager zu sein, hat an Attraktivität gewonnen. Auch im B2B-Bereich. Alles soll verfügbar und vergleichbar sein. Zusätzlich findet eine Marktkonsolidierung statt. Es gibt weniger, aber dafür grössere Akteure. Der sogenannte «Social Commerce» nimmt an Bedeutung zu. Dort treffen sich E-Commerce und Social Media. Unternehmen ermöglichen Nutzerinnen und Nutzern, ihre Produkte direkt in den digitalen Begegnungsräumen zu beziehen, wo sich diese sowieso die ganze Zeit aufhalten. Zudem – die Relevanz von Suchmaschinen hat weiter zugenommen. Bevor man einen Kauf tätigt, informiert man sich digital. 

Welchen Herausforderungen müssen sich Onlinehändler heute generell stellen? 

Zentral für uns sind natürlich die «Sicherheitsthemen», konkret die Cyberkriminalität und daraus folgend die Cyber-Security, die existenziell ist. Wird «unser Laden» lahmgelegt und ist für unsere Kundschaft nicht mehr zugänglich, geht das richtig ins Geld. Und natürlich benötigen wir für den Unternehmensbetrieb auch Energie, selbstredend auch für den Betrieb der IT-Infrastruktur.

Politische Unsicherheiten, Rohstoffpreise oder auch volatile Wechselkurse – welche Herausforderungen haben Sie hier zu lösen? 

Die sind im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren immer noch sehr ähnlich gelagert. Natürlich geht es auch weiterhin darum, die Verfügbarkeiten sicherzustellen und die Lieferzeiten im Griff zu haben – trotz oder gerade durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine und der zunehmenden Spannungen zwischen China und Taiwan. Natürlich gilt es auch die Preisentwicklungen im Blick zu haben, denn wir müssen als Anbieter attraktiv bleiben.

Wie ist der Einkauf von BRACK.CH organisiert?

Wir haben sechs Geschäftseinheiten, in denen die diversen Categories organisiert sind. In den jeweiligen Categories arbeiten sowohl Produkt-, Content- als auch Einkaufsprofis. Darin gibt es auch sogenannte «Fachspezialist/innen Einkauf», die sich mit unserem zentralen Team Prozess- & Einkaufsmanagement um die Optimierung der Einkaufsprozesse kümmern und diese ständig weiterentwickeln. Wir versuchen, die Vorteile der dezentralen Organisation mit denjenigen einer zentralen Organisation zu kombinieren. Wir bündeln das Einkaufs-Know-how aus den einzelnen Geschäftseinheiten zentral über das erwähnte Team, die für den Wissens-
­austausch zwischen den einzelnen ­Categories besorgt sind.  

Welche Kompetenzen müssen «Ihre» Einkäufer mitbringen?

Neben Kommunikations- und Verhandlungsgeschick sollten sie vernetzt denken können und im Idealfall schon ein gewisses Mass an Erfahrung mitbringen. Denn es gilt, die Beschaffungswege, die Prozesskosten, die Lagerwerte und selbstverständlich auch Liefertermine jederzeit im Blick zu haben, um die Lieferanten in ihrem Bereich umfassend betreuen zu können. Nicht zuletzt müssen sie also Problemlöserinnen und Pro­blemlöser sein, und sie stellen ein wichtiges Bindeglied zur Logistik dar. Auch sollten sie innovationsfreudig sein, denn sie gehören zu den wichtigen Treibern der Automatisierung im Unternehmen. 

Wie unterscheiden sich Beschaffungsprozesse in Ihrer Branche im Jahr 2030 von den heutigen?

Die Automatisierung wird den Beschaffungsprozess in den nächsten fünf bis zehn Jahren grundlegend verändern. Der Beschaffungsprozess wird je länger je automatisierter sein. Algorithmen und künstliche Intelligenz werden viele manuelle Tätigkeiten im Bestellprozess abgelöst haben. Die Einkaufsprofis des Jahres 2030 werden andere Skills benötigen, sich mit Themen wie «Machine Learning» auseinandersetzen müssen und generell vermehrt Schnittstellenmanager sein.

Was würden Sie nie online einkaufen, ob privat oder geschäftlich?  

Eine spannende Frage. Natürlich kaufe ich auch ab und an noch beim stationären Detailhändler ein. Beispielsweise, wenn ich auf dem Nachhauseweg noch kurz etwas für den täglichen Bedarf einkaufe. Aber davon abgesehen gibt es praktisch nichts mehr, das ich nicht online einkaufen würde. Ich habe sogar mein neues Auto vor ein paar Monaten online gekauft. Ich wurde im Netz auf das Auto aufmerksam, habe dann online eine Probefahrt gebucht und den kompletten Bestellprozess online abgewickelt. Zum Abschluss dieses Prozesses wurde ich dann doch noch telefonisch kontaktiert – es ging um den Preis. Genau das zeigt doch auf, wie wichtig die einzelnen Touchpoints während der «Customer Journey» sind, und ich bin klar der Auffassung, dass ein gutes Zusammenspiel zwischen klassischen und digitalen Touchpoints ein gutes Kundenerlebnis ausmachen.

Marc Isler

Nach der Lehre als Multimedia-Elektroniker und später, während seiner Weiter-
bildung zum Technischen Kaufmann, stiess Marc ­Isler 2009 als Produktmanager zur ­Competec-Gruppe. 

Schon bald durfte er die Teamleitung für Elektrogeräte und -zubehör übernehmen. Für eineinhalb Jahre verliess er dann das Unternehmen, um bei Philips Lighting in Hamburg Erfahrungen im Business Development zu sammeln und um sich persönlich weiterzuentwickeln. 

Doch 2016 zog es ihn zurück und er startete als Abteilungsleiter Marketing wieder bei Competec. Gleichzeitig war er Teil der erweiterten Unternehmensleitung und absolvierte den Lehrgang zum eidgenössisch diplomierten Marketingleiter. Seit April 2018 führt Marc Isler BRACK.CH als CEO.