Wie Sie sich und Ihre «Ticks» besser kennenlernen können
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Neues Seminar zum Thema
Führungspersonen, Einkäufer, Projektleiter, Key Account Manager aller Unternehmensbereiche, die sich selbst besser verstehen wollen, erfahren im Seminar «So tickt der Mensch», wie sie den Führungsalltag «eleganter» meistern können.
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Sie sind Einkäuferin oder Einkäufer aus Leidenschaft? Dann wissen Sie, dass Ihre Arbeit ein Eigenschaftenbündel erfordert, das wohl am ehesten mit «Die Mischung machts» zu definieren ist – sprich einer Kombination aus analytischen, kreativen und sozialen Kompetenzen, die alle in ausgewogener Form vorhanden sein sollten.
Reflexion kommt vor Evolution
Noch immer kommt es vor, dass Ihr Selbstbild nicht deckungsgleich ist mit demjenigen, das Geschäftspartner, Lieferanten, Verkäufer oder HR-Menschen von Ihrer Profession haben. Einkäufer als «gerissene Typen» bezeichnen, die nur ein einziges Ziel vor Augen haben, nämlich die bestmögliche Leistung für einen lächerlich niedrigen Preis zu ergattern.
Ihnen ist natürlich klar, dass das nicht den Tatsachen entspricht, aber Sie wissen genauso, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Stärken und Vorlieben haben – und daraus Konflikte entstehen können.
Haben Sie sich auch schon einmal bei solchen Gedanken über andere Berufsgruppen ertappt? Dann ist es Zeit, einmal in sich zu gehen und zu reflektieren und das Selbstbild zu schärfen. Wenn Sie sich und Ihre «Ticks» und Präferenzen kennen, können Sie auch Ihr Gegenüber besser einschätzen. Das wiederum kommt Ihnen im Führungsalltag, bei Konfliktsituationen, aber auch bei Ihrer Karriereplanung zugute.
Persönlichkeitsassessments
Gerade in Bewerbungssituationen werden Sie immer wieder in Kontakt mit Persönlichkeitstests kommen, weil Ihr künftiger Arbeitgeber erfahren möchte, wie Sie «ticken» und ob Sie zu der Stelle passen, bevor er Sie als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter «einkauft». Auch Sie als Einkaufsprofi wenden solche eignungsdiagnostischen Modelle immer wieder an, beispielsweise dann, wenn Sie sicherstellen möchten, dass der neue Lieferant passt.
Besonders häufig wird der Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI) eingesetzt. Das von Katharine Briggs und ihrer Tochter Isabel Myers entwickelte Modell basiert auf der Typologie des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung. Es zeigt eine Tendenz an, was einer Person Energie gibt, wie sie Informationen verarbeitet, wie ihre Problemlösungsstrategie aussieht und wie sie ihren Alltag organisiert. Das Resultat kann dabei behilflich sein, sich selbst und die Interaktion mit anderen Menschen besser zu verstehen.
Der MBTI teilt Menschen in 16 verschiedene Persönlichkeitstypen ein. Diese beruhen auf unterschiedlichen Ausprägungen der vier Kategorien Sensitivität, Intuition, Fühlen und Denken. Für jeden der 16 Typen gibt es einerseits eine eher blumige Umschreibung wie beispielsweise «Idealist», «Wissenschaftler», «Psychologe», «Lehrer», «Künstler», «Gastgeber», «Kontrolleur» oder «Kommandeur» und einen dieser Umschreibung entsprechenden englischen «Buchstaben-Code» wie zum Beispiel ESFJ und INTP oder ENTJ. E steht für extrovertiert, I für introvertiert, S für sensing, N für intuitive, T für thinking F für feeling, J für judging und P für perceiving. Zu abstrakt und deshalb ein Beispiel gefällig?
Welcher Typ ist Petra?
Meine Freundin Petra beispielsweise ist ein ENTJ-Typ, also demnach eher eine Person, die weiss, was sie will. Menschen dieses Typs fühlen sich bei Unordnung und Ineffizienz unwohl. Sie setzen sich gerne hohe Ziele, deren Umsetzung sie konsequent verfolgen. Sie haben die Fähigkeit, weit in die Zukunft zu planen.
ENTJs eignen sich viel Wissen an, das ihnen als Grundlage dient, Systeme zu analysieren und deren Schwachstellen aufzuspüren. Sie haben einen natürlichen Drang, vermuteten Missständen in ihrer Umgebung abzuhelfen. Dieser Drang veranlasst sie, ihre Mitmenschen auf die irrationalen Aspekte in ihrem Verhalten aufmerksam zu machen.
Aus Sicht eines ENTJs ist die wiederholte Begehung von logischen Fehlern trotz Aufklärung eine Beleidigung und wertet den Sünder in ihren Augen ab. Ihr starker Wille bei der Verfolgung ihrer Ziele und eine kaum zu übertreffende innere Überzeugung von der Richtigkeit ihres Standpunktes lässt ihre stark beeindruckten Mitmenschen sie oft wie selbstverständlich als Anführer anerkennen. Sollten sich ENTJs tatsächlich einmal einem Bild: Fotoliaebenbürtigen Gegner gegenübersehen, haben sie auch kein Problem damit, eine etwaige Überlegenheit anzuerkennen, solange diese auf eine höhere Kompetenz zurückzuführen ist.
Denken Sie jedoch daran, dass eine solche Typologisierung immer nur eine Annäherung sein kann. Jemandem einen MBTI-Typ zuzuordnen, bedeutet nicht, ihn oder sie für jetzt und alle Zeiten darauf zu reduzieren. Nicht weniger wichtig: Einen «richtigen» oder «besten» Typ gibt es nicht.
Prozess der Typenfindung
Wie kam es zu Petras Resultat? Petra hat an einem eintägigen Workshop zum Thema Kommunikation und Zusammenarbeit im Team teilgenommen. Dabei ging es darum, wie sie zuhört, mit dem Team kommuniziert und die Zusammenarbeit organisiert. Ein paar Tage vorher hat sie einen Onlinefragebogen ausgefüllt und ein 30-minütiges Telefonat mit einem zertifizierten Trainer durchgeführt. Im Gespräch ging es darum, das Resultat des Fragebogens zu besprechen beziehungsweise zu verifizieren, denn der Fragebogen alleine soll keinen endgültigen Wahrheitscharakter darstellen. Petra jedenfalls kann sich mit der Buchstabenkombination anfreunden, denn sie bestätigt, was Petra bereits spürte. Schlagartig wurde ihr bewusst, warum sie es nicht mit allen kann in ihrem Team.
Diversität ist von Vorteil
Zusammenarbeit im Team definiert sich durch ein gemeinsames Ziel, jeder trägt seinen Teil zum Erfolg des Projekts und des Ziels bei. Im Optimalfall ergänzen sich die unterschiedlichen Präferenzen. Was nützt es, wenn die Mehrheit der Teammitglieder eine planvolle und strukturierte Organisation bevorzugt und das Ziel ist, einen Out-of-the-box-Ansatz für den Beschaffungsprozess zu entwickeln.
Übrigens: Untersuchungen unzähliger MBTI-Testreihen haben ergeben, dass Frauen und Männer keine spezifischen Typen zugeordnet werden können. Ein Fakt, den es zu berücksichtigen gilt, sei es beim Teamplay im Büro oder aber bei Paarbeziehungen.
Kathrin Puhan
Die Autorin gründete 2009 nach einer Corporate Karriere (Bank, Software), die Trainings- und Beratungs-Boutique you advance GmbH. Kathrin Puhan engagiert sich als Dozentin bei procure.ch.