Wie fest steht der Einkauf unter Druck?

Wie fest steht der Einkauf unter Druck?

Publiziert am Autor: Mario Walser

Die Digitalisierung im Einkauf bleibt weiterhin hinter den Erwartungen zurück.

Die Digitalisierung ist im Einkauf nach wie vor ein Dauerbrenner. Die weltweiten Krisen seit 2020 haben die Herausforderungen im Einkauf verstärkt und aufgezeigt, dass Unternehmen ihre Beschaffung digitaler aufstellen müssen, um im Ergebnis resilienter und nachhaltiger werden zu können. Dieses Resümee wurde auch im «Einkaufsbarometer 2022» gezogen.

Bereits zum vierten Mal baten Onventis (Cloud-Anbieter für Source-to-Pay-Prozesse), der BME und die ESB Business School mittel­ständische Unternehmen um eine Einschätzung zum Status quo im Einkauf. 

Die Beschaffungsstudie stellt den digitalen Fortschritt in Beschaffungsorganisationen in der gesamten DACH-Region auf den Prüfstand. 

Zusätzlich wird dieses Jahr untersucht, welche Massnahmen der Einkauf zur Umsetzung von Nachhaltigkeit und Stabilisierung der Lieferketten ergriffen hat. An der Umfrage, die von April bis Mai 2022 durchgeführt wurde, beteiligten sich insgesamt 245 Einkaufsverantwortliche. 

Der erste Teil der Erhebung beschäftigt sich mit dem Digitalisierungsgrad von Beschaffungsprozessen sowie den Trends und Treibern im direkten Jahresvergleich. Im zweiten Teil folgt die Analyse zum Umgang mit Nachhaltigkeitszielen und dem Lieferkettengesetz.

Wachsende Anforderungen

Im vierten Jahr in Folge zeigt sich im aktuellen Einkaufsbarometer, dass die Digitalisierung im Einkauf weiterhin hinter den Erwartungen zurückbleibt. 
Im Gegensatz dazu wachsen die Anforderungen an den Einkauf gegenüber Menschen, Gesellschaft und Umwelt. Hierdurch wächst auch der Handlungsdruck bei der Digitalisierung von Beschaffungsprozessen als notwendige Voraussetzung zum Aufbau nachhaltig funktionierender Lieferketten. 

Dennoch fehlt es in erster Linie an definierten Budgets und an Geschwindigkeit bei der Implementierung von digitalen Lösungen, die Nachhaltigkeitsaktivitäten im Einkauf überhaupt erst ermöglichen.

Fünf grundlegende Tendenzen werden deutlich:

  • Trends rund um Corporate Social Responsibility (CSR) – unter anderem Nachhaltigkeitsmassnahmen, Klimaziele und das Lieferkettengesetz – sind Top-Themen im Einkauf.
  • Knapp drei Viertel der mittelständischen Grossunternehmen und fast alle KMUs haben keine durchgängige Source-to-Pay-Lösung im Einsatz. 
  • Die meisten Anpassungen im Risikomanagement von Einkauf und Supply Chain gibt es im Bereich Supplier Management.
  • Die fehlende Messbarkeit von Umweltmassnahmen ist der grösste Pain Point für den mittelständischen Einkauf.
  • Externe Faktoren haben den grössten Einfluss auf die Umsetzung von Nachhaltigkeit in Beschaffungsorganisationen.

Gerade im Einkauf lohnt es sich, die Automatisierung von Prozessen und Aktivitäten durch smarte Tools voranzu­treiben. Leistungen können verbessert, Fehler verringert und effektiv Zeit gespart werden.

Schon in den letzten Jahren zeichnete sich ein Trend besonders ab, der sich in diesem Jahr fortsetzt: Alle Unternehmen sehen einen grossen Digitalisierungsbedarf im Bereich des Lieferantenmanagements, dicht gefolgt vom Bestellabwicklungsprozess. Weiterhin sehen die befragten Unternehmen im Vertragsmanagement einen erhöhten Bedarf für digitale Prozesse. 

Über die Studie

245 Einkäufer aus der DACH-Region gaben ihre Einschätzung zum Digitali-
sierungsgrad und zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Einkauf ab.
Mit 44 % bilden Einkaufsleiter die grösste Gruppe unter den Befragten. Insgesamt nahmen 61 % strategische Entscheidungsträger an der Befragung teil. Zu ihnen gehören neben den Einkaufsleitern die CPOs, Geschäftsführer und Teamleiter der Unternehmen. Funktionen wie Einkäufer oder Warengruppenmanager bilden den numerisch geringeren Anteil. 21 % und damit die Mehrheit der Befragten sind in Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus beschäftigt. Der Handel (9 %) ist am zweithäufigsten vertreten. Insgesamt stammen 64 % der befragten Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe. Die restlichen 36 % der Umfrageteilnehmer arbeiten im Handels- und Dienstleistungssektor.

Studie 
 

Mario Walser

Mario Walser leitet seit 2015 die Redaktion des «Procure Swiss Magazin». Der studierte Politologe verfügt über langjährige Erfahrung in der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.