Überregionaler Anlass: «Teambildung – oder weniger ich und mehr wir»
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Jörg Bortoluzzi, Leiter der Region Mitte, begrüsste die Anwesenden und stellte den Redner vor. Andreas Schwaller, Olympiadritter des Curlingwettbewerbes vor 15 Jahren in Salt Lake City und heutiger Funktionär im Curlingverband, coacht und trainiert seit 2007 Menschen in der Sport- und Berufswelt.
Sport und Wirtschaft
Ob Coach oder Chef: «Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten und begeistern», das sei elementar. Schwaller illustrierte während rund 60 Minuten Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft äusserst praxisnah. Er strich aber auch Unterschiede heraus. So sei der individuelle Leistungsantrieb im Sport fast ausnahmslos äusserst hoch. Gerade für Curlingprofis sei nicht das Geld Motivation, sondern die sportlichen Erfolge. So müssten Curler, heute Vollprofis, mit einem monatlichen Einkommen von etwas über 3 000 Franken auskommen.
Situationen, in denen es nicht planmässig laufe und nicht wunschgemäss klappe, die gebe es sowohl im Geschäfts- als auch im Sportalltag. Ziele müssten erreicht und Resultate geliefert werden. Trotzdem stocke und klemme es an allen Ecken und Enden und der interne Konkurrenzkampf sei in vollem Gange.
«Auch hochkompetenten, engagierten und disziplinierten Menschen gelingt der gemeinsame Erfolg nur, wenn sie überzeugt sind, im Team erfolgreicher zu sein als alleine.» Für Andreas Schwaller ist klar: «Erfolgreiche Teams leben von fachlichen und menschlichen Unterschieden und haben gelernt, wie man Konflikte löst.» Elementar sei, dass jedes Teammitglied seine Rolle kenne und diese auch sinnhaft ausfüllen könne.
Klare Gründe fürs Scheitern
Als Coach oder Vorgesetzter empfehle es sich, die Gesamtleistung des Teams zu rühmen, und nicht den Einzelnen hervorzuheben. Teamspirit herrsche dann, wenn sich jeder auch für die Leistung des anderen zuständig fühle. Das erfordere eine grosse Portion Vertrauen, Mut und Offenheit von den Teammitgliedern, nur so könne auch Unangenehmes ohne Angst thematisiert werden.
Andreas Schwaller wusste auch aus eigener Erfahrung über das Scheitern als Team zu berichten. Die Curling-EM 2005 in Sofia drohte für Schwallers Team zum Fiasko zu werden. Die fast einstündige Anfahrt zur Wettkampfstätte, eine Würstchenbude, welche die ganze Curling-Arena vernebelte und suboptimale Bedingungen auf dem Wettkampffeld drohten dem Team auf die Moral zu schlagen und seien nach den ersten Runden als Vorwand für das schlechte Abschneiden vorgebracht worden. Erst als sich das Team bewusst gemacht habe, dass der Gegner unter den gleichen Voraussetzungen spielen müsse – und der Fokus der Konzentration auf das eigene Team zu richten sei, habe man die Situation erfolgreich bewältigen können.
In der Teamentwicklung geht es vor allem um Struktur, Stimmung und Stärken. Struktur für Analyse, Prozesse, Verantwortung und Rollen. Stimmung für Erwartungen, Vertrauen und Kommunikation sowie Stärken für ziel-, stärken- und leistungsorientiertes Arbeiten. «Und dabei darf die Freude und der Spass nicht verloren gehen», schloss Schwaller seine Ausführungen.
Abschluss
Im Anschluss an das Referat bedankte sich Jörg Bortoluzzi beim Referenten mit einem Präsent der kulinarischen Art. Für einmal wurden die Hinweise in eigener Sache vor Beginn des Apéros platziert. Bortoluzzi wies unter anderem auch auf die kommende Frühjahrstagung hin, an welcher unter anderem auch der neue Berner Stadtpräsident von Graffenried zugegen sei.