Studie: Avenir Suisse hat die Revolution 4.0 abgeblasen

Studie: Avenir Suisse hat die Revolution 4.0 abgeblasen

Publiziert am Autor: Avenir Suisse

Die liberale Denkfabrik kommt in ihrer neusten Studie zum Schluss: Die Digitalisierung sei hierzulande mehr Evolution, denn Revolution. Sicher sei einzig, dass dies zahlreiche Neuerungen mit sich bringe. Agilität sei gefragt. Um diese sicherzustellen, müsse eine beschäftigungspolitische Regulierung vermieden werden.

Die Digitalisierung ist in der Schweiz in aller Munde und in allen Medien omnipräsent. An pessimistischen Szenarien herrscht kein Mangel. Ein ganz anderes Bild zeichnet Avenir Suisse. Der liberale Think Tank kommt in seiner Anfang Oktober veröffentlichten Studie mit dem aufmerksamkeitsheischenden Titel «Wenn die Roboter kommen» zum Schluss, dass den Schweizern vorderhand noch keine digitale Revolution ins Haus stehe. Auch eine «Robokalypse», in der intelligente Maschinen den Menschen im grossen Stil ersetzen, drohe nicht.

Gleichwohl sei man sich sicher, dass die Digitalisierung zahlreiche Neuerungen bringen wird. Die beste Vorbereitung darauf sei deshalb die Förderung der Beweglichkeit, sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Bildung. Beschäftigungspolitisch motivierte Regulierung sei aber unbedingt zu vermeiden und der flexible Arbeitsmarkt zu erhalten.

Reformbedarf bestehe, so die beiden Studienautoren Tibère Adler und Marco Salvi, an allen Ecken und Enden. So im Arbeitsrecht und bei den Sozialversicherungen. Mit der Digitalisierung verschwimmen Grenzen zwischen Beruf und Privatleben. Darum seien die Vorschriften zur Zeiterfassung veraltet. Es brauche neue Regeln, wodurch die Arbeitszeiten flexibel und zeitgemäss ausgestaltet werden könnten. Die wöchentliche Höchstarbeitszeit etwa sollte nur noch im Jahresdurchschnitt erfüllt werden müssen.
Die lineare Karriere sei auf dem Rückzug, so eine weitere Erkenntnis. Teilzeitangestellte und Erwerbstätige mit mehreren Arbeitgebern gäbe es je länger je mehr. Die Sozialversicherungen sollten deshalb auch Kleinpensen und unregelmässige Arbeitsverhältnisse abdecken. Der grösste Anpassungsbedarf besteht in der beruflichen Vorsorge.

In Zeiten steten Wandels sei eine solide Allgemeinbildung zudem die beste Versicherung. In der Bildungspolitik gibt es, so Avenir Suisse, auf allen Stufen Reformbedarf. In der dualen Berufsbildung müssen die Berufsbilder weiter gefasst werden. Neben einem höheren Anteil an Allgemeinbildung, Fremdsprachen und Informatik müsse auch die Berufsmaturität stärker gefördert werden. In den Gymnasien und Fachmittelschulen brauche es Informatik als promotionsrelevantes Grundlagenfach. Erster Informatikunterricht sollte, so Avenir Suisse, aber schon in der Volksschule ab der 5. Klasse einsetzen, damit alle Schüler die Grundzüge des digitalen Denkens kennen. An den Hochschulen sind die MINT-Fächer innerhalb des tertiären Bildungssektors zu stärken, was den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts besser entspräche.

In der Schweiz gibt es immer wieder politische Anläufe zur Beschränkung digitaler Geschäftsmodelle, beispielsweise von Gewerkschaftsseite. Derartige Vorstösse sind aus der Sicht von Avenir Suisse langfristig die grösste Gefahr für die Volkswirtschaft.

Zur Studie «Wenn die Roboter kommen»

Die ausführlichen Ergebnisse der am 4. Oktober veröffentlichten Studie können auf der Website des Think Tanks eingesehen und heruntergeladen werden (www.avenir-suisse.ch/publication/wenn-die-roboter-kommen/). Zu den Autoren: Tibère Adler vertritt Avenir Suisse als Directeur romand in der Westschweiz. Marco Salvi ist Senior Fellow und Forschungsleiter Chancengesellschaft und auch als Dozent für Ökonomie an der ETH Zürich tätig.

Themen und Schlagwörter