Sparpotenzial Logistikkosten: Luft rauslassen

Sparpotenzial Logistikkosten: Luft rauslassen

Publiziert am Autor: Urs Häner

Volatile Frachtraten und Wechselkurse zwingen Schweizer Industrie- und Handelsfirmen, auch in der Beschaffung nach Sparpotenzialen zu suchen. Eine Möglichkeit ist, die Logistikkosten und damit auch die Gesamteinstandskosten durch weniger «Luft»-Transporte zu reduzieren.

Interne Untersuchungen des global tätigen Logistikdienstleisters Dachser haben gezeigt, dass sich rund 20 Prozent Kapazität beim Lkw-Transport und viele Tonnen Kohlendioxid und Kraftstoff einsparen liessen, wenn Industrie und Handel weniger verpackte Luft versenden würde. Auch im See- und Lufttransport gibt es erhebliche Einsparmöglichkeiten bei den Transportverpackungen. Doch das Thema wird bei vielen Unternehmen eher stiefmütterlich behandelt. Firmen scheuen sich oft, Verpackungsoptimierungen anzugehen, da diese einen ganzheitlichen Ansatz und die Zusammenarbeit mehrerer Abteilungen in einem Unternehmen erfordern. 

Positiver Nebeneffekt 

Die meisten Firmen benutzen Standardkartongrössen, Paletten und Stapelboxen. Dies hat zur Folge, dass sowohl die einzelnen Produkt- als auch die Transportverpackungen häufig viel zu gross sind. Wenn die Kartons dann vom Verlader oder Spediteur zusammengestellt und transportfertig gemacht werden, ist von vornherein jede Menge unnötige Luft im Gebinde.

Selbst bei steigenden Frachtraten machen die Transportkosten meist nur einen kleinen Prozentsatz der Gesamt­einstandskosten aus. Sie haben daher im Beschaffungsmanagement keinen hohen Stellenwert. 

Das zunehmende Umweltbewusstsein von Kunden, Aktionären oder Genossenschaftlern und Mitarbeitern in Industrie und Handel schärft jedoch den Blick auf den CO2-Fussabdruck und damit auch auf die Transport- und Lagerkosten. Weniger Luft in der Verpackung verbessert die CO2-Bilanz. Darüber hinaus hat eine Verpackungsoptimierung häufig auch weitere positive Effekte auf die Umwelt. So kann eventuell sogar Verpackungsmaterial eingespart werden, ohne dass die Sicherheit der Produkte gefährdet wird. 

Kostentreiber «verpackte Luft»

Der Logistikdienstleister Dachser versucht, seine Sendungen zu bündeln, jeden Lkw oder Container bestmöglich auszulasten und die Routenplanung zu optimieren. Sammelverkehre eröffnen Versendern mit kleinen Sendungsvolumina und -grös­sen erhebliche Sparpotenziale. Diese reduzieren die Kosten und schonen die Umwelt.

Dennoch verbleibt immer noch zu viel Luft im Lkw oder Container – und das vor allem in den Primär- und Umverpackungen. Luft in nicht vollbeladenen Seefracht- und Luftfrachtcontainern ist wahrscheinlich das teuerste Gut, das heute um die Welt verschifft oder geflogen wird. Das gesamte Transportsystem liesse sich ökologisch stark verbessern, wenn weniger Luft transportiert würde.

Verpackung sollte nicht nur schützen und gut aussehen, sondern auch in der ganzen Logistikkette platz- und kosteneffizient funktionieren. Die Verpackung beeinflusst die gesamte Supply Chain von der Zulieferung über die Produktion und die Lagerung bis zum Kunden, zu deren Kunden und dessen Entsorgung. Die Reduzierung der Kartonhöhe einer Primär- respektive Umverpackung um 2 cm kann eventuell bedeuten, dass 100 zusätzliche Kartons in einen Container passen und so die Containertransportkosten sinken. 

Weniger ist mehr

Jedes Unternehmen sollte sich daher fragen:

  • Sind die aktuellen Masse der Produkt- beziehungsweise Transportverpackung meines Lieferanten optimal für das Handling und die Lagerkosten (Volumen- und Flächennutzung)?
  • Ist die Kartonage stark genug, um das Produkt beim Transport optimal zu schützen (Schadensquote)?
  • Wie viel Luft wird transportiert und in den Supply-Chain-Kosten und beim CO2-Fussabdruck verrechnet?

Am besten konzentriert sich die Untersuchung zuerst auf die wichtigsten Zulieferteile. Unter Berücksichtigung der Dimension und der geometrischen Form des Produkts wird die Produktstückzahl zum Beispiel pro Schachtel, Anzahl Schachteln pro Transportverpackung (Faltkiste), Anzahl Transportverpackung pro Palette, Anzahl Paletten pro Lkw beziehungsweise Container analysiert. Danach werden Alternativen bewertet und optimale Lösungen gesucht. Eventuell wird ein völlig neues Verpackungsdesign angeregt. 

Erfahrung zählt

Der Logistikdienstleister Dachser unterstützt seine Kunden mit seiner speditionellen Erfahrung bei solchen Analysen. Das Unternehmen konzentriert sich vor allem auf die Transportsicherheit. Zur verpackungsverursachten Schadensreduzierung und -vermeidung führen die Dachser-Niederlassungen Beratungen und Workshops mit Kunden durch. 

Bei Luftfrachtsendungen ist auch die Grösse der Verpackung ein Thema. Damit die Ware kostengünstiger in Passagierflugzeugen als Beiladung mitreisen kann, darf eine Höhe von 1,60 m nicht überschritten werden. Ausserdem kann durch Bündelung und Doppelstockbeladung die «Luft im Lkw» erheblich reduziert werden. 

Compliance

Beim internationalen Warenimport sind häufig Richtlinien seitens des Gesetzgebers oder des Endabnehmers bezüglich Verpackungen zu beachten. Sie können beispielsweise wiederverwendbares Material oder Transportträger vorschreiben, damit Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden. Im Lebensmittelhandel haben Hygienevorschriften Top-Prioriät. Besondere Regeln bestehen für Holzpackmittel, um die einheimische Fauna und Flora zu schützen.

Fazit

Sogenannte «Luftpackungen» sind in der Konsumgüter-, Lebensmittel- und Kosmetikbranche nach wie vor weit verbreitet. «Luftpackungen» wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Ressourcen werden verschwendet, und es wird überflüssiger Verpackungsmüll produziert. Der Transport ist weniger effizient.

Im Procurement ist die Verpackung jedoch meist die Sache des Lieferanten. Dieser hat meist sehr genaue Vorstellungen von der Verpackung seiner Produkte und lässt sich nicht gerne reinreden. Die Investition in Zeit und Mitarbeiterstunden für Verpackungsanalysen sowie eventuelle Alternativverpackungslösungen lohnt sich jedoch für kleine und mittelständische Firmen genauso wie für Grossfirmen. Unternehmen wie Dachser sind in einem ständigen fachlichen Dialog mit Handel, Herstellern, Versicherungen und Packmittelherstellern betreffend sichere und nachhaltige Verpackung.