Selbstverpflichtung zur Nachhaltigkeit

Selbstverpflichtung zur Nachhaltigkeit

Publiziert am Autor: Wilhelm Heckmann

Nachhaltigkeit besteht aus mehreren Dimensionen. Bei der ökologischen Nachhaltigkeit geht es um umweltfreundliches Handeln.

Um als Unternehmen heutzutage wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist die Integration von sozialen Themen in die unternehmerische Tätigkeit unumgänglich. Zahlreiche Organisationen weiten ihre Selbstverpflichtung zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung bereits auf die gesamte Lieferkette aus. Doch welche Vorteile hat ein nachhaltiger Einkaufsprozess für Unternehmen heute?

Es ist schon einige Jahre her, als der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedmann behauptete, dass die einzige soziale Verantwortung der Wirtschaft in der Gewinnmaximierung besteht. 

Sein berühmtes Zitat «The business of business is business» kann man heute, ein halbes Jahrhundert später, als ziemlichen Widerspruch zur aktuellen Entwicklung sehen. Mittlerweile ist das Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR), also der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, in aller Munde. 

In den letzten Monaten und Jahren haben sich tatsächlich etliche Unternehmen aus freien Stücken dazu entschieden, ihre Unternehmenstätigkeit künftig nachhaltiger 
zu gestalten. 

Einige Unternehmen gehen bereits einen Schritt weiter und integrieren das Thema Nachhaltigkeit gar in ihre gesamte Wertschöpfungskette, also auch auf Lieferanten und Tochtergesellschaften. Was auf den ersten Blick wie ein unverhältnismässig grosser Aufwand klingen mag, kann sich für viele Unternehmen allerdings auch auf wirtschaftlicher Ebene auszahlen. 

Vorteile der nachhaltigen Beschaffung

Ein vollständig nachhaltiger Beschaffungsprozess erspart Unternehmen nämlich nicht nur Umweltrisiken. Zukunftsorientiertes Lieferkettenmanagement kann zu einer Steigerung der externen Wahrnehmung von Unternehmen führen und dadurch dessen öffentliche Wahrnehmung erheblich verbessern. 

Einer der Hauptgründe für eine ressourcenschonende Beschaffung ist zudem die Einhaltung von immer mehr werdenden Rechtsvorschriften und internationalen Grundsätzen. Und auch wirtschaftlich kann sich ein verantwortungsbewusster Einkaufsprozess lohnen. 

Viele Unternehmen, die sich ursprünglich aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen für eine nachhaltige Beschaffung entschieden, erkennen mittlerweile auch die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Vorteile des Umstiegs. 

Unter anderem profitieren Unternehmen durch die Verwirklichung von Effizienzgewinnen, der Förderung des guten Rufes des Unternehmens sowie der Herstellung innovativer Produkte. 

Agile und transparente Lieferkette

Neben der langfristigen Schonung von Ressourcen legen die meisten Unternehmen heute grossen Wert auf die Agilität ihrer Supply Chain. Eine agile Lieferkette bedeutet, als Unternehmen flexibel auf Veränderungen reagieren zu können, um Neuerungen am Markt bzw. Innovationspotenzial frühzeitig zu erkennen und zum eigenen Vorteil zu nutzen. 

Um eine nachvollziehbare Kommunikation und schnelle Reaktionen aller Beteiligten zu ermöglichen, sollte eine agile Lieferkette digitalisiert und weitestgehend transparent gestaltet sein. Umso transparenter die Lieferkette, desto schneller und besser kann Wandel umgesetzt werden. Auch eine offene Kommunikationskultur innerhalb des Unternehmens ist in diesem Zusammenhang von zentraler Bedeutung. 

Innovation fördern

Spricht man von der Nachhaltigkeit im Bezug auf die gesamte Wertschöpfungskette, so sind damit auch Lieferanten und Tochtergesellschaften gemeint.

Dementsprechend ist es als Unternehmen förderlich, schon bei der Auswahl von Lieferanten darauf zu achten, dass diese ethisch handeln und gleichzeitig innovativ sind. Wenn Lieferanten bereits aktiv Veränderungen vorantreiben möchten, können sich auch Unternehmen einfacher daran beteiligen. 

Allgemein spielt die Beschaffungsabteilung eine essenzielle Rolle, wenn es um die nachhaltige Entwicklung geht. Denn als zentraler Unternehmensbaustein ist sie oftmals das Herzstück für Change und Innovation innerhalb einer Organisation. 
In der Umsetzung bzw. Durchsetzung von nachhaltigen Strategien empfiehlt es sich, auf Richtlinien und Kontrollmechanismen zu setzen. 

Wichtig ist dabei die angesprochene offene Kommunikationskultur: Eigene Erwartungen sollen offen an die Lieferanten kommuniziert werden können – und auch umgekehrt sollte die Möglichkeit zum Dialog gegeben sein. 

Evaluierung in Dimensionen

Schlussendlich zählen für Unternehmen selbstverständlich auch die Ergebnisse – also sowohl Umsatz als auch Wachstum. In der Evaluierung der Beschaffungsabteilung sollte man sich aber trotzdem keinesfalls nur auf die wirtschaftliche Komponente konzentrieren. 

Stattdessen lässt sich dabei zwischen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit differenzieren: Soziale Nachhaltigkeit bedeutet, Menschenrechte zu beachten und gesellschaftliche Aspekte miteinzubeziehen. 

Von ökonomischer Nachhaltigkeit spricht man, wenn es darum geht, nicht über den eigenen Verhältnissen zu leben – so, dass auch die jüngeren Generationen keine Nachteile aus den eigenen Tätigkeiten erfahren. 

Bei der ökologischen Nachhaltigkeit geht es um umweltfreundliches Handeln – die Natur sollte nicht überstrapaziert werden. In Kombination mit der Inklusion von wirtschaftlichen und sozialen Aspekten kann so ein Konzept entwickelt werden, wovon im Idealfall alle profitieren.

Schritte hin zum nachhaltigen Einkauf

Auch das Global Compact Office der Vereinten Nationen hat sich bereits 2010 mit dem Prozess zur Nachhaltigkeit in Unternehmen beschäftigt und diesen in vier Schritten zusammengefasst. 

Im ersten Schritt geht es um die Selbstverpflichtung von Unternehmen – es werden also Visionen, Erwartungen und auch Ziele formuliert. Anschliessend wird im zweiten Schritt der notwendige Aufwand bewertet, während dann im dritten Schritt Massnahmen sowohl festgelegt als auch umgesetzt werden. Der vierte und letzte Schritt misst und kommuniziert die erreichten Leistungen.

Der Weg zu mehr nachhaltiger Beschaffung ist keinesfalls an einem Tag erledigt, sondern sollte vielmehr in mehreren Schritten gegangen werden. 

Wilhelm Heckmann

Der studierte Wirtschaftsinformatiker ist seit 2020 Managing Director bei der Unternehmensberatung CNT Management Consulting AG in Zürich. Bereits seit 1998 beschäftigt sich der Österreicher intensiv mit SAP-Produkten und berät Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen.