Rohstoffe: Weitere Preissteigerungen?

Rohstoffe: Weitere Preissteigerungen?

Publiziert am Autor: Mario Walser

Globale Nachfrage befeuert die Schweizer Holzpreise – eine grosse Herausforderung für die Schweizer Industrie.

Gemäss einer neuen Studie der Managementberatung Horváth & Partners könnte Holz sich noch bis Jahresende um einen Drittel verteuern, Stahl um einen Viertel, Kunststoff um mindestens 20 Prozent. Plötzliche Preissteigerungen sollen auch nach Corona an der Tagesordnung sein, weshalb intelligente Pricing-Strategien gefordert seien, sagt Danilo Zatta, Pricing-Experte bei Horváth.

Die Coronakrise hat das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Rohstoffen zur Produktion langlebiger Güter stark aus dem Gleichgewicht gebracht. Während die Hersteller Produktion und Lagerbestände pandemiebedingt herunterfahren mussten, stieg die Nachfrage nach Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen sowie Bau- und Renovierungsmaterialien für Innenräume und Aussenanlagen an. Dazu kamen gerade in jüngster Vergangenheit ungünstige Naturereignisse wie extreme Trockenheit oder durch Borkenkäfer verursachte Schäden, die zu Engpässen führen. Lieferketten, die durch Lockdowns unterbrochen oder gestört waren, mussten sukzessiv reaktiviert werden. 

Der Stau im Suezkanal sowie die Blockade eines der weltweit grössten Container-Häfen in China haben die Situation zusätzlich verschärft. Die Folge: Die Rohstoffpreise sind nahezu explodiert. Im Durchschnitt gab es Preissteigerungen um 30 Prozent seit Herbst 2020 beziehungsweise 20 Prozent seit Jahresbeginn – mit Spitzen von 65 Prozent beispielsweise bei metallischen Sekundärrohstoffen. 

Den stärksten Anstieg verzeichnet Holz. Auch in der Schweiz, wie in sehr vielen Ländern in Europa, ist der Holzpreis stark angestiegen. In der Schweiz beträgt der Preisanstieg bis zu 90 Prozent – je nach Holzart. 

Die Preisspirale dreht sich weiter

Die Hersteller rechnen mittelfristig nicht mit einem Ende der Preisspirale. Ganz im Gegenteil: Ob Holz, Stahl oder Kunststoff, Gas oder Methanol – bei nahezu allen Rohstoffgruppen gehen die betroffenen Branchen von weiteren Preissteigerungen im zweistelligen Bereich bis zum Jahresende aus. Leere Läger, ein eingeschränktes Angebot und eine anhaltend hohe Nachfrage werden somit zur langfristigen Überstrapazierung der Rohstoffmärkte führen.

Rekordhoch wohl im Dezember

Für Holz erwarten die befragten Hersteller einen Anstieg von bis zu 33 Prozent bis Jahresende. In Grossbritannien, wo der Brexit die Holzbeschaffung besonders erschwert, geben die Befragten sogar mögliche Erhöhungen von bis zu 180 Prozent für bestimmte Holzarten an. Als stärkster Treiber wird die anhaltend hohe Nachfrage nach Holzprodukten genannt. Mit den Lockerungen scheint die wirtschaftliche Krise final überwunden zu sein, die Investitionsbereitschaft der Bevölkerung steigt wieder. Gefragt sind vor allem Innen- und Gartenmöbel sowie Terrassen, Balkone, Zäune, Carports bis hin zu vollständigen Holzfertighäusern. 

Auch in der Schweiz wird sehr eindeutig auf einen Angebotsrückgang hingewiesen. Im ersten Halbjahr 2021 exportierte die Schweiz dreimal mehr Bauholz als im selben Zeitraum vor zwei Jahren. Daher sprechen die Schweizer von einem «Nachfrage-Tsunami» – Holz wird daher auch in der Schweiz Mangelware.

Mit der exponentiell steigenden Delta-Variante befürchten die Befragten nun auch weitere Lockdowns in Europa und somit die Fortsetzung der starken Nachfrage, mit dem Ergebnis eines neuen Rekordhochs beim Holzpreis bis Dezember 2021. 
Die Studie beleuchtet des weiteren, welche Preissteigerungen bei Warmstahl und Kunststoff zu erwarten sind. 

Studie

In der länderübergreifenden Studie wurden zwischen März und Juli 
1041 Führungskräfte (Chief Executive Officers, Chief Financial Offices, Chief Sales Officers sowie Chief Procurement Officers) aus Deutschland, Italien, Grossbritannien, Frankreich, Spanien, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Schweden, Norwegen, Dänemark und der Schweiz befragt.

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