Resilienz dank Kooperationen

Resilienz dank Kooperationen

Publiziert am Autor: Werner Rüedi

Hat ein Beschaffungsnetz in über 12 Ländern aufgebaut: Thomas Schwarz, Inhaber der Loft Parkett GmbH.

Europaweit ist die Parkettindustrie mit grossen Lieferproblemen konfrontiert. Nicht so eine Schweizer Handelsfirma, die sich ein Netzwerk von mehreren Parkett-Manufakturen aufgebaut hat. Ein Fallbeispiel.

Zu Beginn der Covid-Pandemie legten einige der grössten Parkettproduzenten in China ihre Produktionen komplett still. Doch kurz nachdem Ende letzten Jahres die Produktion wieder den Stand vor Corona erreichte, brach der Ukrainekrieg aus. 

Die Ukraine und Russland gelten neben China als wichtige Rohstofflieferanten für die europäischen Parketthersteller. Durch die Embargos brach die gesamte Lieferkette über den Seeweg ein. Containerschiffe blieben vor den Häfen liegen. Das wenige Parkett, welches heute den Hafen von Rotterdam erreicht, kann die Nachfrage des europäischen Marktes bei Weitem nicht ­decken.

Die Folge: Engpässe und massive Preiserhöhungen. Bei wichtigen Kundengruppen wie Bauherren, Architekten und Generalunternehmungen ist rasches Handeln bezüglich Produktwahl und Bestellung gefragt. In die Überlegungen werden auch Alternativen zu Parkett einbezogen oder Projekte werden vorerst zurückgestellt.

Bedeutende Redundanz

Thomas Schwarz, Inhaber und Geschäftsleiter der Handelsfirma Loft Parkett mit Sitz in Küssnacht am Rigi, mag nicht ins Wehklagen der Branche einstimmen. 

Der gelernte Innendekorateur mit über 30-jähriger Berufserfahrung hat in den letzten 10 Jahren mit Unterstützung seiner Lieferanten mit «Loft Parkett» eine neue Marke erschaffen und in der Folge 2016 die Handelsfirma Loft Parkett GmbH gegründet. Diese importiert zwar über den grössten Parkettproduzenten ebenfalls Ware aus Asien, doch das Kernstück der Beschaffungsstrategie ist die «Resilienz durch Redundanz», welche Beschaffungen auch in Zeiten gestörter Lieferketten garantieren soll.

Konkret: Loft Parkett arbeitet seit vielen Jahren mit mehreren Parkett-Manufakturen zusammen. Dazu gehören weit über 15 verschiedene Hersteller mit eigenen Werken «und Familientradition» in Österreich, Deutschland, Südtirol, Schweden, Ungarn, Tschechien, Frankreich und Italien. «Viele unserer Partner haben eigene Wälder in Familienbesitz, sie produzieren das Parkett nachhaltig aus eigener Forstwirtschaft vom Baumstamm bis zum Endprodukt», erzählt Thomas Schwarz. «Zusätzlich kooperieren wir mit Werken, welche das Deckmaterial in Eiche jeweils immer von den gleichen Herstellern aus Polen, Kroatien, Tschechien oder Ungarn einkaufen.»

Es sind eigentlich Redundanzen. Eine damalige Konzentration der Rohstoffbeschaffung auf die zwei wichtigen Länder Ukraine und Russland hätte zwar aufwandsmässig und preislich einige Vorteile gebracht, das war für Thomas Schwarz jedoch seit jeher ein zu grosses Klumpenrisiko. Die jetzigen Partnerschaften erhöhen zwar den Aufwand zur Handhabung von Schnittstellen, lohne sich jedoch. Schwarz: «Der Aufbau dauerte viele Jahre, dafür haben wir heute eine vertrauensvolle und beständige, freundschaftliche Geschäftsbeziehung.»

Oft wird nach alter Tradition gearbeitet und das Rohmaterial, welches mehrheitlich aus Eichenholz ist, in ganzen Baumstämmen eingekauft. Die Stämme werden von den Rohmaterial-Herstellern über die Lagerung, Trocknung und den Zuschnitt bis hin zum fertigen Mehrschicht-Parkett oder einer Landhausdiele in einem Arbeitsgang produziert und gefertigt. «Diese Herstellung erlaubt es, ein immerzu gleichmässiges Erscheinungsbild in Farbe und Oberfläche zu erhalten», so Schwarz. In seinem Sortiment ist die Eiche mit grossem Abstand das beliebteste Holz. Die Firma bietet aber auch die schwedischen Hölzer Pinie, Douglas, Kiefer und Lärchenhölzer sowie Ulme und auch die Tessiner Kastanie oder Olivenholz aus Italien an.

Das Sortiment der Loft Parkett GmbH umfasst weit über 200 verschiedene Parkett­arten. Kürzlich wurde die Expansion ins Mittelland mit einem weiteren Showroom in Nidau bei Biel abgeschlossen. Und demnächst soll das Einzugsgebiet in der Gegend Ostschweiz mit einer Niederlassung in Chur vergrössert werden. 

Schmale Firmenstruktur

Und dank der Kooperation mit mehreren Lieferanten ist die Loft Parkett GmbH nicht so stark durch weltweite Verwerfungen betroffen. Schwarz: «Selbstverständlich ist die Situation bei grossen Mengen auch für uns mit etwas längeren Lieferfristen verbunden. Immerhin können wir noch liefern.» Doch auch Loft Parkett wird nicht drum herumkommen, Preiserhöhungen der Lieferanten auf die Kundschaft abzuwälzen, «vom allgemeinen Trend zu Preiserhöhungen bleiben wir leider nicht verschont».

Preislich kann Loft Parkett gemäss ­Thomas Schwarz mit den Grossen der Branche mithalten, indem die Firmenstruktur äusserst schmal aufgebaut ist. Teure Ausstellungen mit eigenem Verkaufspersonal, Vertreter mit Firmenautos oder aufgeblähtem Backoffice existieren nicht. «Durch den Verzicht auf solche kostenintensiven Positionen sind wir in der Lage, unsere Verkaufspreise marktgerecht zu positionieren. Dies erlaubt es uns, im Schweizer Markt wettbewerbsfähig zu sein», so Schwarz.

Kommt noch hinzu, dass Loft Parkett die Resilienz stärkt, indem das Sortiment mit Platten-/Keramik-Böden, Textilbelägen wie Teppiche, Teppichplatten für Grossraumbüros, Material wie Vinyl, Kunststoff, Designbeläge oder Terrassenhölzer bereits ausgebaut hat. Befürchtungen, dass Konkurrenten jetzt auf «seine» Lieferanten ausweichen, um die Ausfälle aus der Ukraine und Russland zu kompensieren, hat der Firmeninhaber nicht. Selbstverständlich sei man nie ganz sicher, doch habe er Vertrauen in seine wichtigsten Partner: «Auch für meine Lieferanten ist dies eine schwierige Zeit. Kaum denkbar, dass sie noch neue Kunden aufbauen möchten – und die dann wieder abspringen, sobald sich der Wind gedreht hat.» Geschäftsleiter Thomas Schwarz setzt auf lang aufgebautes Vertrauen als Basis für erfolgreiche Beschaffung. 

Werner Rüedi

Der eidgenössisch diplomierte Marketing­leiter und Wirtschafts­journalist war langjähriger Chefredaktor von Fachmedien bei Ringier Axel Springer Schweiz.