Reimer macht sich seinen Reim auf Kreise

Reimer macht sich seinen Reim auf Kreise

Publiziert am Autor: Markus Reimer

Es gilt nun endlich darauf hinzuweisen, dass wir noch nicht um uns selber kreisen.

Der Kreis gilt als die perfekte geometrische Figur. Doch die traditionelle Wirtschaft ist linear aufgebaut. Gleichwohl werden Kreisläufe je länger relevanter. Markus Reimer illustriert, was es zu beherzigen gilt, damit wir beginnen, uns im Kreis zu drehen.

Der Kreis gilt als die perfekte geometrische Figur; die Kugel ausgenommen. Sich im Kreis zu drehen oder im Kreis zu laufen, gilt aber als weniger perfekt. Beim Laufen ist linear schon besser. 

Die traditionelle Wirtschaft ist linear. Von A nach B. Fertig. Herstellen (A) und Verkaufen (B). Immer weiter. Wer viel herstellt und davon viel verkauft, ist vorne und erfolgreich. Das ist perfekt.

Rohstoffe werden eingekauft, aus denen neue oder bewährte Produkte kreiert und hergestellt werden (A); diese werden distribuiert, konsumiert und am Ende in Deponien entsorgt (B). Dann entsteht neuer Bedarf. Wir sind wieder beim Ausgangspunkt und bei einem neuen A. Neue Rohstoffe müssen her. Immer weiter. Die von manchem Hersteller geplante Obsoleszenz, die es natürlich nicht gibt, kann die Frequenz des wirtschaftlichen Tuns mit all ihren positiven Nebeneffekten erhöhen. Was sich hier als Kreis liest, ist in Wirklichkeit eine Spirale. Eine ungute. Wir kehren bei B nicht mehr zum ursprünglichen A zurück. Es geht weiter. Immer weiter.

Doch ganz so einfach wird heute zum Glück nicht mehr gedacht! Immer mehr Unternehmen denken heute ausserhalb des linearen Wirtschaftens. Der Ausgangspunkt wechselt. Aus B wird A oder aus B wird B. Es wird nicht mehr (so viel) entsorgt. Die Verlierer: Mülldeponien. Die Gewinner: wir. Der bekannte Name dafür: die Kreislaufwirtschaft; im Kontext der vielzitierten «Nachhaltigkeit» – mit konkreten Massnahmen! Aus B wird A durch erneuerbare Ressourcen. Es gibt in der Schweiz richtig zeigenswerte Erfolge: So wurden 2018 von 17,5 Millionen Tonnen Rückbaumaterialien wie Beton, Kies, Sand, Asphalt und Mauerwerk knapp 12 Millionen Tonnen wiederverwertet. Da fehlten zwar dann noch 5,5 Millionen Tonnen, aber es ist viel mehr als ein Anfang. 

Oder aus einem B wird ein anderes B. Im Bereich der Nutzung gibt es dazu das «Wiederaufbereiten», «Reparieren», «Wiederverwenden» oder auch «Teilen». «Reparieren» … das liest sich wie aus einem anderen Jahrhundert. Ist es ja auch. 

Unternehmen biegen das Lineare  immer weiter, sodass ein Kreis daraus wird. Rohstoffe werden gespart, Emissionen reduziert. Und alle machen mit! Wirklich alle? Eben nicht. Es gibt doch erhebliche Lücken. Denn die Kreislaufwirtschaft braucht alle Markt-Akteure. Und mit «alle» sind alle gemeint. Es ist für Konsument*innen mitnichten ausreichend, auf die Wirtschaft, die Unternehmen, auf die Politik zu zeigen. Sie müssen auch nachhaltig konsumieren. Die für die Zukunft alternativlose Kreislaufwirtschaft ist nur im Zusammenspiel aller möglich. Unternehmen sollen Vorreiter sein, nein, sie sind es. Sie berichten bereits zu den Nachhaltigkeitsstandards der Global Reporting Initiative, sie beachten die zehn Prinzipien des UN Global Compacts und vieles mehr. Also: Es liegt an uns allen, dass wir uns für den perfekten Kreis auf unserer perfekten Erdkugel interessieren. Und damit beginnen, uns im Kreis zu drehen. Am besten perfekt. Immer weiter.  

Markus Reimer

Markus Reimer ist Bayer, Autor, Managementexperte, Unternehmer und gefragter Keynote-Speaker. Der promovierte Philosoph beschäftigt sich mit Innovation, Agilität, Qualität und Wissen. Freuen Sie sich auf einen Blick vom Tellerrand.