Reimer macht sich seinen Reim auf: Den Kicker

Reimer macht sich seinen Reim auf: Den Kicker

Publiziert am Autor: Markus Reimer

Ein Spiel am Töggelikasten zeigt schnell, wie gut Teams harmonieren. Startschuss für eine neue Organisationsdynamik?

Agile Unternehmen kann man daran sehn, dass in ihren Fluren Kicker stehn. So weit zum Reim. Kommen wir zum Kicker. Und zur Agilität. Man weiss derzeit gar nicht mehr, wie man zum Thema Agilität stehen soll. Ist es – immer noch – einfach nur ein Buzzword? Oder ist sie mittlerweile Alltag in Unternehmen? Oder schon wieder vorbei und weg? War sie überhaupt jemals richtig da? Es ist nicht einfach. Das agile Unternehmen war lange Zeit der neue heisse …, na Sie wissen schon. Die Wirtschaft brummte allerorten, die Einkaufslisten aller Beteiligten waren lang, die entsprechende Angebotsliste noch länger. Knapp waren nur die Fachkräfte. 

Dennoch war allen Beteiligten klar, dass alles schwieriger, weil komplexer wurde: Digitalisierung, Demografie, Globalisierung, Umwelt, Technologie, (Handels-)Politik, Kundenerwartungen. Alles geriet immer mehr in Fluss, und zwar in einen immer schneller fliessenden. Man musste darauf reagieren, selbst auch schneller werden. Also mussten neue Managementideen her. Was liegt da näher, als einfach etwas Bekanntes, Gutes, aber dennoch irgendwie wieder Vergessenes zu nehmen? Die lernende Organisation von Peter Senge aus den Neunzigern des letzten Jahrhunderts bot sich hier an. Die Zutaten von damals in einen grossen Orga-Topf auf den vorgeheizten Managementherd: Das Rezept der agilen Organisation war geboren. Das Managementrezepteliteraturregal wurde überschwemmt mit Agile-
Leadership-Organisation-Tools-Sachen. Und falsch war nichts davon. Aber auch nicht neu. 

Der Grundtenor bei Senge war damals und ist auch heute: Es geht immer um alle, um gemeinsame Ausrichtung (Fokus), die Beteiligung (Vernetzung), um die Zusammenarbeit (Kollaboration), den Zusammenhalt (Commitment) in einer Organisation, um so auf allen Ebenen schnell, flexibel, vorausschauend, kompetent (re-)agieren zu können. Also raus aus den Silos, raus aus den organigramm-manifestierten Kompetenz-Hierarchien. Hin zur Kollabora-tion, zur Dezentralisierung, zur energetisch positiv aufgeladenen Organisationsdynamik.

Doch wie sollte man das auf die Schnelle hinbekommen? Methoden mussten her. Scrum. Design Thinking. Tischtennisplatten oder eben ein Kicker. Die Leute sollten ja vor allem zusammenkommen. Da bietet sich ein Kicker aber mal so richtig an. Leider blieb es dann oft auch beim Kicker. Oder vielleicht noch bei ein, zwei Mitarbeitenden, die zu einem Scrum-Workshop geschickt wurden. Oder ein Design-Thinking-Raum mit variablen Stellwänden und Barhockern … 

Die nun seit einem Jahr andauernde Pandemie hat nichts, aber rein gar nichts einfacher gemacht. Die agile und/oder lernende Organisation ist nach meiner Ansicht die einzige Möglichkeit von Unternehmen, auf die Unsicherheit, die Brüchigkeit der Gegenwart zu reagieren. Wir brauchen alle an Bord. Jede einzelne Kompetenz, jede Idee, jede Wahrnehmung, um das Momentum erahnen, erfassen zu können. Die Narrative haben sich verändert und sie werden sich weiter verändern. Wir wissen nicht wohin. Doch darauf vorbereitet zu sein, ist Notwendigkeit. Keine Kür. 
Ob wir dabei dann am Kicker stehen oder nicht, ist einerlei. 

Markus Reimer

Markus Reimer ist Bayer, Autor, Managementexperte, Unternehmer und gefragter Keynote-Speaker. Der promovierte Philosoph beschäftigt sich mit Innovation, Agilität, Qualität und Wissen. Freuen Sie sich auf einen Blick vom Tellerrand.