Professionell bewerben als Einkaufsprofi
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Es erfüllt Sie mit grosser Freude, Rahmenverträge und Konditionen auszuhandeln, neue strategische Partnerschaften zu entwickeln und Sie möchten noch mehr Verantwortung für das Lieferanten- und Vertragsmanagement überneh-men – aber trotzdem kann Ihr aktueller Arbeitgeber Ihnen nicht die gewünschten Perspektiven bieten?
Dann heisst es für Sie, die Aktualisierung Ihrer Bewerbungsunterlagen in Angriff zu nehmen. Denn Unternehmen, die eine Stelle nicht aus dem eigenen Mitarbeiterstamm besetzen können, bleibt nur die externe Suche.
Drum prüfe, wer sich bindet ...
«Ob sich nicht noch was Besseres findet?», Sie kennen den Spruch. Er gilt auch im HR. Den richtigen Personalentscheid bei der Besetzung einer offenen Stelle zu treffen, das ist auch für erfahrende Personalverantwortliche immer wieder eine grosse Herausforderung. Ob gut gewählt wurde, das wissen Arbeitgeber meist erst nach ein paar Monaten, manchmal sogar erst nach einigen Jahren.
Damit die Stelle der geeignetsten Persönlichkeit zugesprochen wird, müssen zu Beginn des Selektionsprozesses die richtigen Fragen gestellt werden. Und hier kommt Ihr neu gestaltetes Bewerbungsdossier zum Zug.
Auch bei der Besetzung von Stellen im Einkauf müssen Sie mit Ihrem Dossier in minutenschnelle bei den HR-Verantwortlichen punkten können. Daher müssen die wichtigsten Kriterien, die für Sie sprechen, schnell ersichtlich sein.
Ein überzeugendes Bewerbungsdossier ist der erste Schritt einer erfolgreichen Zusam-menarbeit. Bei der Qualität der eingehenden Bewerbungsunterlagen herrscht aber oft noch Luft nach oben.
Es ist mir ein Anliegen, Ihnen hier ein wenig «Starthilfe »zu geben.
Auch HR-Profis müssen beschaffen
Auch HR-Profis beschaffen – im Idealfall Sie. Mit der Öffnung der E-Mail bekommen wir einen ersten Eindruck einer Kandidatur. Hier können Sie punkten – oder bereits auf den falschen Stapel wandern.
Ich lege zum Beispiel Wert darauf, dass maximal vier PDFs im Anhang übermittelt werden. Auch aus sicherheitstechnischen Gründen. Achten Sie peinlichst genau darauf, den Namen des Adressaten richtig zu schreiben. Und auch die Rechtschreibung spielt eine Rolle. Von einem Einkaufsprofi kann erwartet werden, dass die wenigen Zeilen in der E-Mail fehlerfrei verfasst sind.
Und nutzen Sie die Chance, die wichtigsten Informationen zur offenen Stelle oder zum Unternehmen online in Erfahrung zu bringen. Auch wer zum Telefon greift, erhält mitunter relevante Hinweise. Die in die Bewerbung miteingebauten Erkenntnisse erhöhen Ihre Chancen signifikant, zu einem erstem Gespräch eingeladen zu werden.
Das Herzstück Ihrer Bewerbung
Diverse Umfragen bestätigen, dass die Personalfachleute in der Selektion zuerst den Lebenslauf begutachten. Nach dem Studium dieses Dokuments wissen wir, ob die Bewerbenden über die notwendigen Qualifikationen und Berufserfahrung verfügen. Wir wissen aber noch nicht, ob sie aufgrund von ihren Persönlichkeiten in unser Team passen. Der Lebenslauf ist also das Herzstück Ihrer Bewerbung.
Beim Studium des Lebenslaufs versuchen wir, einen roten Faden im beruflichen Werdegang zu erkennen. Wer sich weitergebildet hat, hat seine Passion meist gefunden. Ich persönlich vertrete den Standpunkt, dass nach den Gesellenjahren eine gewisse Kontinuität bei der Dauer eines Arbeitsverhältnisses ersichtlich sein sollte. Loyalität ist eine Qualität, die Arbeitgebende auch heute nach wie vor sehr schätzen.
Für sich werben
Bei einer ersten Vorselektion ist das Anschreiben nicht entscheidend. Spätestens bei der Auswahl für die Interviews wird es jedoch vertieft gelesen.
Wer fähig ist, seine Motive zur Bewerbung in wenigen Sätzen zu artikulieren, gewinnt beim Gegenüber an Beachtung. Wer über-zeugende Argumente liefert, warum wir sie oder ihn einstellen sollten, der begeistert sogar. Treten Sie ruhig ein wenig kess und kreativ auf. Doch der Schritt zur Überheblichkeit ist ein kleiner.
Zeugnis ablegen
Was sagen mitunter jahrealte Arbeitszeugnisse aus? Auch aufgrund Ihrer Zeugnisse können wir Rückschlüsse ziehen, ob Ihre Berufserfahrung für unser Unternehmen von Nutzen sein wird. Wir lassen dabei keineswegs ausser acht, dass sich Menschen mit zunehmendem Alter weiterentwickeln, und wir sind uns im Klaren, dass frühere Arbeitszeugnisse teilweise nur noch bedingt aussagekräftig sind.
Ein leidiges Thema ist der Schlusssatz! Natürlich ist das Statement, ob ein Weggang bedauert wird, für uns aufschlussreich. Erfahrene Personalverantwortliche interpretieren in diese Sätze aber nicht allzu viel hinein. Gerade in kleineren Unternehmen sind die Verfasser dieser Zeugnisse nicht immer genügend geübt, um unmissverständliche Sätze in einem guten Deutsch abfassen zu können.
Vorstellen, nicht «verstellen»
In einer Zeit des Arbeitnehmermarktes müssen sich Arbeitgebende vermehrt um Talente bemühen. Trotzdem macht es sich gut, wenn Kandidatinnen und Kandidaten über das Unternehmensprofil des potenziellen neuen Arbeitgebenden Bescheid wissen. Wer unvorbereitet ist, wird sich nicht für die zweite Runde qualifizieren. Eine gewisse Nervosität wird jedem zugebilligt, mit zu langen und zu ausschweifenden Antworten kann jedoch ein erster positiver Eindruck schnell wieder verspielt werden.
Ich persönlich begrüsse es sehr, wenn sich eine Einkaufsfachfrau gut einschätzen kann, authentisch ist und weiss, welche Kompetenzen sie beim potenziell neuen Arbeitgebenden einbringen kann. Sie kennt ihr Berufsziel, sie ist sich ihrer Aussenwirkung bewusst. Ihr Interesse macht sich auch nonverbal bemerkbar; ich sehe ein Leuchten in ihren Augen, wenn wir über die neue Stelle reden.
Zunehmend digital statt vor Ort
Durch die Pandemie wurden zumindest die Erstgespräche ins Netz verlegt. Das ist öko-nomisch für beide Seiten und auch ökologisch sinnvoll.
Für ein weiteres Gespräch ist ein Interview vor Ort aber immer noch angebracht. Sie wissen es aus eigener monatelanger Erfahrung im Tagesgeschäft, beispielsweise bei Verhandlungen – wer Mimik, Gestik und Körpersprache nicht vollumfänglich erfassen kann, kommt möglicherweise zu falschen Entscheidungen, sei es im Einkauf oder im Rahmen einer Bewerbung.
Daniel Schenker
Daniel Schenker rekrutiert erfolgreich seit über 20 Jahren Fachkräfte für Mandanten aus dem Industrie- und Dienstleistungsbereich. Der eidg. Personalfachmann ist In-
haber der HumanFlow AG in Schönenwerd.