Procure Swiss Summit: Wo Innovation auf Menschlichkeit im Einkauf trifft – procure.ch

Procure Swiss Summit: Wo Innovation auf Menschlichkeit im Einkauf trifft

Publiziert am Autorin: Elisabeth Frey, Leiterin Digitalisierung & Nachhaltigkeit

Der Procure Swiss Summit 2024 war ein spannender und erkenntnisreicher Tag voller neuer Impulse und praxisnaher Einsichten. Von Diversität und Inklusion in Lieferketten über agile Einkaufsprozesse bis hin zu Menschlichkeit als Antwort auf den Fachkräftemangel.

Zu Beginn der Veranstaltung übernahm Frederic Mathier, Gründer und Geschäftsführer von Maevo, die Begrüssung und führte die Teilnehmenden in die Themen des Tages ein. Mit seiner gewohnt dynamischen und inspirierenden Art betonte er, dass diese Themen grundlegende Erfolgsfaktoren für Unternehmen sind, die sich in einem zunehmend herausfordernden Umfeld behaupten wollen.

Vielfältigkeit in der Lieferkette: Diversität & Inklusion als Wettbewerbsvorteil

Andrea Fimian, CEO von fips consulting, sprach in ihrem Vortrag über die Bedeutung von Diversität und Inklusion in der Lieferkette. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Richtlinien wie der EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den UN Sustainable Development Goals (SDGs) wird es für Unternehmen immer wichtiger, divers geführte Lieferanten, etwa von Frauen, LGBTQ+-Personen, ethnischen Minderheiten oder Menschen mit Beeinträchtigungen, einzubinden – ergänzend zu den gängigen Kriterien im Beschaffungsprozess wie beispielsweise Preis, Leistung, Lieferfähigkeit. Solche Lieferanten sind oft auch kleiner, regionaler und zugleich umweltfreundlicher agieren können.

In Tools wie Ariba oder Coupa gibt es mittlerweile Möglichkeiten, nach divers geführten Lieferanten zu suchen. Oder auf Plattformen wie WEConnect International.

Diversität und Inklusion sollten auch im gesamten Unternehmen verankert sein. Programme, die von der Unternehmensspitze ausgehen, fördern Chancengleichheit, Innovation und Wettbewerb. Unternehmen mit inklusiven Arbeitsumfeldern gelten zudem als attraktive Arbeitgeber und sichern sich so langfristige Wettbewerbsvorteile.

Agilität im Einkauf: Ein Blick auf die Zukunft

Florian C. Kleemann, Professor an der Hochschule München, betonte in seinem Vortrag «How to make procurement sexy?» die Notwendigkeit von Agilität im Einkauf. Angesichts der dynamischen Geschäftswelt müssen Einkaufsprozesse flexibler und reaktionsfähiger werden. Er hob hervor, dass Agilität im Einkauf kein kurzfristiger Trend ist, sondern eine Kombination aus Beweglichkeit und Schnelligkeit erfordert, um Herausforderungen zu meistern. Agilität stellt Flexibilität, Kreativität und Kundenorientierung in den Mittelpunkt.

Florian erläuterte, dass agile Methoden wie Kanban, Scrum und OKR wertvolle Werkzeuge bieten, um Einkaufsprozesse transparenter und effizienter zu gestalten. Diese Methoden fördern eigenverantwortliche Teams, die Innovationen und bessere Zusammenarbeit ermöglichen. Agilität im Einkauf erfordert zu Beginn ein Umdenken – weg von starren Checklisten hin zu einem dynamischen, proaktiven Ansatz.

Menschlichkeit als Erfolgsfaktor: Gegen den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist eine grosse Herausforderung für Unternehmen, laut Weiji Stocker, Gründerin von innov8, ist Menschlichkeit der Schlüssel zu einer Lösung. In ihrer Keynote hinterfragte sie unter anderem, ob es wirklich an Talenten fehlt oder ob ineffektive Rekrutierungspraktiken das Problem sind. Sie betonte, dass Bewerber heute ihre potenziellen Arbeitgeber gründlich prüfen und nach authentischen Unternehmen suchen.

Weiji erklärte, dass viele Recruiting-Entscheidungen von unbewussten Vorurteilen wie dem Confirmation Bias oder dem Halo-Effekt geprägt sind. Diese Verzerrungen können dazu führen, dass wertvolle Talente übersehen werden. Deshalb ist es wichtig, objektive Kriterien in den Vordergrund zu stellen.

Um fair zu rekrutieren, ist es wichtig, dass Hiring Manager genau definieren, welche Kompetenzen tatsächlich gebraucht werden. Anstatt nach der «eierlegenden Wollmilchsau» zu suchen, sollten Teams aufgestellt werden, in denen sich die Stärken der Mitglieder ergänzen.

Compliance in der Beschaffung: Menschliche Intuition trifft auf Künstliche Intelligenz

Am Nachmittag widmete sich Dani Wyss, Inhaber von Daniel E Wyss Consulting und Konsulent bei WyssLaw Rechtsanwälte & Notare AG, in seinem Vortrag dem Zusammenspiel von menschlicher Intuition und Künstlicher Intelligenz (KI). Wyss beleuchtete dabei die Rolle der Compliance – also der Einhaltung von Gesetzen, internen Richtlinien und ethischen Standards – als zentralen Bestandteil eines effektiven Risikomanagements in der Beschaffung. Um Korruption und Betrug zu minimieren sowie Transparenz und Fairness in den Prozessen kann die richtige Kombination von menschlichem Urteilsvermögen und technologischen Hilfsmitteln wie KI Unterstützung leisten.

Wyss betonte, dass KI zwar grosse Datenmengen effizient analysieren kann, doch letztendlich bleibt die menschliche Intuition unverzichtbar. Das Bauchgefühl eines erfahrenen Einkäufers filtert und priorisiert Informationen, die oft unbewusst verarbeitet werden – ein Mechanismus, der auf jahrelanger Erfahrung beruht. Während KI als eine Art «Allzweckwaffe» agieren kann, ist es die menschliche Einschätzung, die ethische und geschäftliche Entscheidungen feiner abstimmen und komplexe Situationen besser einordnen kann.

Interaktive Diskussionen zu den Keynote-Themen

Nach den inspirierenden Vorträgen gab es im World Café Gelegenheit für tiefergehende Diskussionen. Teilnehmende hatten die Möglichkeit, in interaktiven Sessions über die Schwerpunktthemen Diversität & Inklusion, Agilität, Recruiting bei Fachkräftemangel und Compliance zu diskutieren. Sie konnten ausserdem ihre eigenen Erfahrungen einbringen, Fragen stellen und von den Referenten direktes Feedback erhalten – dadurch erhielten sie praxisnahe Lösungsansätze, um ihre eigenen Herausforderungen zu entwickeln.

Den Abschluss des Programms bildete eine von Frédéric moderierte Paneldiskussion mit allen Referenten, in der die zentralen Themen des Tages zusammengefasst und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurden. Besonders hervorgehoben wurden die Herausforderungen des Fachkräftemangels, der auch im Einkauf spürbar ist sowie Ansätze wie die Ausbildung von Quereinsteigern. Agilität wurde als eine Frage der Unternehmenskultur diskutiert, während die Bedeutung unternehmerischen Denkens im Einkauf betont wurde. Im Recruiting bietet KI das Potenzial für objektivere Entscheidungen, und divers geführte Firmen zeigten sich in Krisenzeiten oft widerstandsfähiger und flexibler.

Der Procure Swiss Summit war einmal mehr eine wegweisende Veranstaltung für alle, die sich mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Einkauf auseinandersetzen möchten.


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