Studienreise nach Bosnien und Herzegowina
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Aussschreibung und Programm
Die Studienreise nach Bosnien-Herzegowina findet zwischen dem 9. und 12. September 2019 statt. Das detaillierte Reiseprogramm finden Sie hier:
Schweizer Industrieunternehmen arbeiten schon seit längerem mit Zulieferern aus Polen, Tschechien oder der Slowakei zusammen. Bosnien hingegen ist als strategischer Zulieferermarkt hierzulande noch weitgehend unbekannt. Statistiken über den bilateralen Handel zwischen der Schweiz und Bosnien sowie über Direktinvestitionen von Schweizer Firmen belegen, dass die Wirtschaftsbeziehungen beider Staaten weiterhin stark ausbaufähig sind.
Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik braucht sich mit ihren Standortbedingungen nicht zu verstecken. Gemeinsam mit unserem Verbandsmitglied Andreas Poncini ermöglichen wir interessierten Mitgliedern (und auch Nichtmitgliedern) im September dieses Jahres einen exklusiven Einblick in einen aufstrebenden Zulieferermarkt.
Der Inhaber von Poncini Consulting, einem Beratungsunternehmen, das sich auf strategische Kooperationen spezialisiert hat, ist Bosnien-Kenner und wird die Studienreise leiten. Für ihn steht ausser Frage, dass Bosnien, trotz einer bislang eher schwachen, noch nicht fertig ausgebauten Verkehrsinfrastruktur in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung als Wirtschaftspartner der Schweiz gewinnen wird. Sei es als Zulieferermarkt oder als Standort für Direktinvestitionen und Industrieansiedlungen.
Wir haben beim Baarer Geschäftsmann nachgefragt, weshalb es ihm ein so grosses Anliegen ist, für das Land im Westbalkan zu werben.
Herr Poncini – vom 9. bis zum 12. September organisiert procure.ch in Zusammenarbeit mit Ihnen eine Studienreise nach Bosnien und Herzegowina. Was macht das Land für hiesige Unternehmer interessant?
Bosnien verfügt über einige, sehr wohl strategische Trümpfe für Schweizer Unternehmen. Das Land ist reich an Rohstoffen, im speziellen Eisen, Bauxit und Magnesit. Die Industrie weist eine langjährige, erfolgreiche Tradition auf, gerade in der Metallverarbeitung, und erfüllt hohe Fertigungsansprüche. Das Ausbildungsniveau, sowohl im Engineering als auch in der Fertigung, ist sehr hoch. Zu den beruflichen Kernkompetenzen kommen die Sprachkenntnisse der Bosnier hinzu: Viele Kaderleute im Verkauf und in der Produktion sprechen fliessend Deutsch oder Englisch.
Wie sind die kompetitiven Rahmenbedingungen und was haben interessierte Unternehmen in punkto administrativer Prozesse und Korruption zu erwarten?
Im internationalen Vergleich äusserst kompetitiv. Das Arbeitsgesetz ist wirtschaftsliberal und erlaubt, kurzfristig die Produktionskapazität dem Auftragseingang anzupassen. Die Unternehmungsbesteuerung ist mit zehn Prozent der Reingewinne sehr tief, Firmengründungen und neue Industrieansiedlungen können sehr schnell abgewickelt werden. Die Kehrseite dieser Flexibilität kann in «Gefälligkeiten» münden. Auf Stufe Privatwirtschaft sind die Mitarbeitenden gegenüber ihrem Arbeitsgeber äusserst loyal und identifizieren sich mit ihm sehr.
In der Schweiz ist Bosnien als Beschaffungsmarkt bislang weitgehend unbekannt ...
Anders als Österreich oder Deutschland, stecken die bilateralen Geschäftsbeziehungen zwischen Bosnien und der Schweiz tatsächlich erst in den Kinderschuhen. Allerdings trat das Freihandelsabkommen zwischen der EFTA und Bosnien auch erst am 1. Januar 2015 in Kraft.
Welche Zielgruppen spricht die Studienreise an und was dürfen diese erwarten?
Diese Studienreise lege ich nicht nur Einkaufsprofis jeglicher Industrie-Branchen und Unternehmensgrössen ans Herz. Auch Geschäftsleitungsmitglieder von KMU werden überrascht sein, welch spannendes Potenzial sie entdecken werden. Die Studienreise ist so konzipiert, dass die Teilnehmenden vor allem zwei tragende Säulen der bosnischen Wirtschaft intensiv kennenlernen werden.
Und die wären?
In erster Linie geht es darum, einen ersten vertieften Kontakt mit bosnischen Vorzeigebetrieben aus verschiedenen Branchen wie Schaltschränke-Produktion, Fertigung von Präzisionsteilen, von Baugruppen oder Schweisskonstruktionen anzuknüpfen. Dabei ist das ganze Spektrum von A bis Z realisierbar: Von der klassischen Lohnfertigung bis zur intensiven Kooperation inklusive Einkauf von Engineering-Leistungen.
Und in zweiter Linie?
Bosnien ist ein sehr attraktives Land für Direktinvestitionen. Lokale Behörden sind sehr kooperativ diesbezüglich. Kosten und Realisationszeiten sind für Schweizer Verhältnisse unvorstellbar. Ich möchte aber auf eine weitere strategische Opportunität hinweisen. Sarajevo und Tuzla verfügen über anerkannte Maschinenbau-Fakultäten. Mit den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten und in Anbetracht des latenten Fachkräftemangels im Engineering ist es für mich durchaus denkbar, dass Schweizer Betriebe einen Teil der Entwicklung, sei es in Eigenregie mit einem eigenen Kompetenzen-Center vor Ort oder in Partnerschaft, nach Bosnien auslagern würden. Es würde so eine sehr interessante Win-Win-Situation für beide Länder entstehen.
Ist Ihr eigenes Unternehmen auch vor Ort in Bosnien-Herzegowina präsent?
Im März 2017 haben wir ein Team vor Ort gebildet und eine offizielle Vertretung in der Hauptstadt Sarajevo eröffnet. Unsere Unternehmensberatung versteht sich als Brückenbauerin zwischen zwei Industriekulturen. Wir beraten unsere Klienten nicht nur, sondern unterstützen und begleiten diese schon während der Akquisitions- und Testphase der Kooperation zwischen bosnischen Zulieferern und Schweizer Industriebetrieben. Unsere Erfahrungen damit sind äusserst positiv: Die Schweizer Industrie geniesst in Bosnien-Herzegowina sehr hohes Ansehen, was sich in einer hohen Kooperationsbereitschaft der dortigen Unternehmen und deren Belegschaften äussert. Beide Kulturen sind sehr lösungsorientiert.
Andreas Poncini
Der eidgenössisch diplomierte Marketingleiter ist Inhaber der Poncini Unternehmensberatung mit Sitz in Baar und einer Vertretung in Sarajevo. Das Beratungsunternehmen hat sich seit 1989 auf strategische Kooperationen spezialisiert.