PMI stösst auf grosses mediales Echo
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Claude Maurer, Leiter Konjunkturanalyse Schweiz der Credit Suisse, eröffnete die Veranstaltung und dankte den Teilnehmenden für ihre Mitarbeit.
Die Informationen, die aus den Umfragen resultierten, so Maurer, sind überaus wertvoll und helfen somit, die Erwartungen der Wirtschaft klarer zu beschreiben.
Für den Schweizer Purchasing Managers’ Index (PMI) arbeiten interessierte Einkäufer mit den Wirtschaftsanalysten der Credit Suisse Hand in Hand. Aktuell sind es über 379. Das sind rund 120 mehr als vergangenes Jahr. Auch der Dienstleistungs-PMI hat zugelegt: Vergangenes Jahr haben 108 Einkäufer den betreffenden Fragebogen ausgefüllt.
Kann es 2018 noch besser werden?
Claude Maurer zeigte mittels Beispielen aus Zeitungen auf, was für ein grosses Echo der PMI erneut in den Schweizer Medien fand. Auch die Nationalbank (SNB) oder das SECO interessierten sich im vergangenen Jahr regelmässig für die Resultate der Umfrage, was durch zahlreiche Anfragen illustriert wurde. Erfreulich war auch der Trend bei den Antwortenden der Umfragen: Dieser zeigt nach oben. Noch gibt es aber laut Maurer saisonale Schwankungen; insbesondere während der Feiertage oder der Ferienzeit nimmt die Zahl der Antwortenden ab. Eine Stellvertreterregelung wäre sicherlich nützlich.
Oliver Adler, Chefökonom der Credit Suisse, führte mit der Bemerkung, dass Ökonomen eigentlich mehr zurückschauen als voraus, in sein Referat zum Wirtschaftsausblick für Einkaufsmanager ein. Der Blick in den konjunkturellen Rückspiegel sei dabei aber durchaus positiv. Die bereits optimistischen Wachstumsprognosen wurden 2017 sogar noch übertroffen. Adler geht davon aus, dass der Aufschwung auch 2018 anhalten wird. Darauf weisen unter anderem die PMIs aus sämtlichen Regionen der Welt hin. Zudem ist die Geldpolitik nach wie vor expansiv, und auch die Staaten, insbesondere die USA, wollen mehr Geld ausgeben. Besonders erfreulich ist, dass die Unternehmen wieder investieren – dies sei eine wichtige Voraussetzung für ein Andauern der globalen Wirtschaftserholung.
Adler zeigte den anwesenden Einkaufsmanagern weiter auf, wie bei der Credit Suisse Konjunkturprognosen erstellt werden; die Palette reicht dabei vom einfachen Fortschreiben des aktuellen Momentums bis zu Überlegungen hinsichtlich des fundamentalen Wachstumspotenzials und der Identifikation möglicher Brems- oder Beschleunigungsfaktoren.
Ein vielerorts häufig genutzter Vorlaufindikator sind die Finanzmärkte. Dementsprechend steht gemäss Adler die Frage im Raum, ob die jüngsten Kurseinbrüche und Korrekturen an den Aktien- und Bondmärkten eine nahende Rezession vorhersagen. Er selber schätzt diese Gefahr aber als nicht allzu gross ein. So würde beispielsweise die Entwicklung der Bondmärkte eher eine Beschleunigung als eine Verlangsamung des Wachstums erwarten lassen. Adler bleibt denn auch optimistisch, sowohl für die Realwirtschaft als auch für die Finanzmärkte. Wenig Bewegung ist auf den Rohstoffmärkten zu erwarten. Und währungsseitig werde der US-Dollar an Wert verlieren, während der Euro etwas zulegen sollte.
Die Risiken für die Konjunktur haben sich jüngst verschoben. Standen 2017 noch eine harte Landung in China, eine erneute Krise in der Eurozone oder ein Abgleiten in eine Deflation zuoberst auf der Liste, sind es heute eine Rückkehr der Inflation oder ein globaler Handelskrieg. Bis jetzt gebe es zwar kaum Anzeichen stärker steigender Inflation, und die Inflationserwartungen seien bis vor Kurzem sogar gefallen. Doch komme die Inflation immer sehr spät im Konjunkturzyklus, und die steigenden US-Fiskaldefizite – die bald grösser als jene Italiens sind – erhöhten die Verlockung zum Schuldenabbau durch Inflation. Adler zeigte auf, dass die Inflation in der Vergangenheit immer dann hoch war, wenn die Notenbanken den Staaten beim Schuldenabbau unter die Arme griffen. Überhaupt gebe es Inflation erst, seit es Notenbanken gebe – was aber nicht nur negativ zu werten sei, sei doch Inflation, in vernünftigem Umfang, das «Schmiermittel» der Wirtschaft. Als wenig vernünftig schätzt Adler die Handelspolitik von Präsident Trump ein. Er zeigt aber auf, dass Protektionismus nicht Herrn Trumps Erfindung ist und dass sich der Welthandel trotz zunehmendem Protektionismus beschleunigt hat. Ein richtiger Handelskrieg ist denn auch nicht das wahrscheinlichste Szenario.
Die Schweizer Wirtschaft befinde sich quasi in einem Mini-Boom. Adler erwartet für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent. Der wichtigste Wachstumstreiber ist dabei die äusserst dynamische Weltkonjunktur. Gleichzeitig verschafft die Abwertung des Schweizer Frankens – insbesondere im Vergleich zum Euro – den Unternehmen Luft bei den Margen und Gewinnen. Die bessere Gewinnsituation, die guten konjunkturellen Aussichten und die hohe Kapazitätsauslastung sollten für ein überdurchschnittliches Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen sorgen. Derweil bleibt der Privatkonsum verhalten, auch weil die Zuwanderung an Dynamik verloren hat.
Die SNB habe seit Mitte 2017 nicht mehr am Devisenmarkt interveniert, um den Franken zu schwächen. Dies ist aus den Veränderungen der Girobestände der Banken bei der SNB ersichtlich. Die SNB ist damit der Europäischen Zentralbank (EZB) beim «Tapering» – also dem Verringern der Bilanzexpansion – voraus. Die EZB dürfte nämlich noch bis im September monatlich für mehrere Milliarden Euro Staatsanleihen kaufen. Eine Leitzinserhöhung der SNB vor einer solchen der EZB ist aber wenig realistisch. Adler geht davon aus, dass die Nationalbank im März des kommenden Jahres erstmals an der Zinsschraube drehen wird, damit unmittelbar nachdem die EZB einen solchen Schritt vorgenommen haben wird.
Die Zentralbanken dürften die Normalisierung der Geldpolitik zwar weiterhin behutsam fortsetzen. Dennoch hat Adler die Folgen eines allfälligen markanten Zinsanstiegs für die Schweiz analysiert. Demnach sollten weite Teile der Wirtschaft trotz des insgesamt hohen Schuldenstands steigende Zinsen gut verkraften können. Die mit höheren Zinsen einhergehenden Risiken betreffen in erster Linie den Immobiliensektor.
Verlosung und Apéro
Am Schluss wurden unter den Mitgliedern, die 2017 jeden Monat an der
Umfrage teilgenommen hatten, Preise verlost. Andreas Kyburz führte die Verlosung an seinem ersten Panel-Meeting zusammen mit Glücksfee Jeannine Deubelbeiss souverän durch. Die drei Teilnehmenden, denen das Losglück hold war, sind Thomas Drews von Rauscher & Stoecklin AG mit dem ersten Preis (einem Seminargutschein von procure.ch); Hans Gut von der MAN Diesel & Turbo Schweiz AG gewann einen Eintritt an die Frühjahrstagung. Das Treppchen komplettierte der Drittplatzierte Norbert Keiser von Emmi Schweiz mit einem Büchergutschein von procure.ch.
Abschliessend nahm Geschäftsführer Kyburz die Gelegenheit wahr, vonseiten des Fachverbandes für die wertvolle Mitarbeit zu danken, die von den Teilnehmenden jeden Monat geleistet wird. Am Apéro riche, zu dem die Credit Suisse anschliessend einlud, bot sich die Gelegenheit zu einem angeregten Austausch.