PMI International Juni 2017

PMI International Juni 2017

Publiziert am Autor: Peter Rohner

Nirgends sind die Konjunkturaussichten so gut wie auf dem alten Kontinent. Chinas Industrie-Frühindikatoren senden widersprüchliche Signale.

Der globale Wirtschaftsaufschwung setzt sich fort, doch die Erholung ist weniger synchron als zu Jahresbeginn. Europas Wirtschaft blüht richtig auf, die USA halten Kurs, doch in China gibt es erste Anzeichen, dass sich die zyklische Erholung bereits dem Ende zuneigt. Das geht aus der neusten Befragung der Industrieunternehmen hervor.

Weltweit betrachtet hat sich die Stimmung in der Industrie gegenüber dem Vormonat nur unwesentlich verändert. Der globale, nach Länder-BIP gewichtete Industrie-Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) von J. P. Morgan ist von 52,7 auf 52,6 gesunken. Doch unter der Oberfläche beginnen sich neue Trends herauszukristallisieren.

Deutschlands Boom

Nicht zu übersehen ist der Aufwärtstrend in Europa. Der PMI der Eurozone ist im Mai auf 57 gestiegen, das höchste Niveau seit sechs Jahren. Schon 47 Monate lang liegt der Index über der kritischen Grenze von 50, die Expansion und Kontraktion trennt. Der Subindex für die Beschäftigung befindet sich sogar auf einem Allzeithoch. Das bedeutet, dass so viele Unternehmen Personal einstellen wie nie zuvor seit Beginn der Umfrage vor zwanzig Jahren. Selbst in Griechenland haben die wenigen Industrieunternehmen im Mai per saldo Leute eingestellt.

Im Zentrum des europäischen Aufschwungs steht Deutschland. Nach der Rekordjagd des Ifo-Geschäftsklimaindex hat auch der Einkaufsmanagerindex mit 59,9 Punkten ein Mehrjahreshoch erreicht. Früher oder später werden sich die ausgezeichneten Umfrageergebnisse auch in den harten Daten wie der Industrieproduktion niederschlagen. Deutschland ist aber nicht die einzige Wachstumslokomotive der Währungsunion. In den Niederlanden, in Spanien und Italien notieren die Frühindikatoren aus dem verarbeitenden Gewerbe ebenfalls nahe ihrem Mehrjahreshoch. Auch mit Frankreichs Industrie geht es aufwärts, wenn auch weniger schnell als im Vormonat. Im Mai ist der PMI von 55,1 auf 53,8 gefallen.

Der Schweizer Einkaufsmanagerindex gab im Mai ebenfalls leicht nach. Er signalisiert mit einem Wert von 55,6 jedoch nach wie vor eine überdurchschnittliche Dynamik im Industriesektor.

In den USA hat sich der Industrie-PMI des Institute for Supply Management (ISM) marginal auf 54,9 verbessert. Das deutet weiterhin auf ein robustes Wachstum im verarbeitenden Gewerbe hin. Getrübt wird das solide Ergebnis vom alternativen Einkaufsmanagerindex, der vom Datendienstleister IHS Markit erhoben wird. Er entwickelt sich seit vier Monaten rückläufig und hat im Mai mit 52,7 den tiefsten Stand seit September erreicht.

Der grösste Unsicherheitsfaktor für die globale Konjunktur ist derzeit aber China. Aus dem Land der Mitte sind zuletzt widersprüchliche Signale gekommen. Zwar hat sich der offizielle PMI der Regierung im Mai auf 51,2 stabilisiert. Der ebenso stark beachtete Index des Medienunternehmens Caixin jedoch ist auf 49,6 gefallen und liegt zum ersten Mal seit Juni 2016 unterhalb der kritischen Grenze von 50.

Fallende Metallpreise

Der Unterschied zwischen den beiden Umfragen liegt im Sample: Im Caixin-Index sind kleinere Unternehmen stärker vertreten, während im offiziellen Industrie-PMI die grossen Staatsbetriebe ein höheres Gewicht haben. Gemäss dem unabhängigen Analysehaus Capital Economics ist der Caixin-Index besser darin, den

Trend der wirtschaftlichen Aktivität im Industriesektor zu erfassen. Eine tendenziell nachlassende Dynamik würde auch eher zu den aktuell fallenden Industriemetallpreisen passen. Der Eisenerzpreis hat sich seit Februar annähernd halbiert.

Es verdichten sich also die Anzeichen, dass Chinas zyklische Erholung ausfranst. Eine erneute Abkühlung in China würde andere Schwellenländer wie etwa Brasilien zu einem ungünstigen Zeitpunkt treffen, denn dort beginnt die Wirtschaft dank der Exporte gerade erst Tritt zu fassen. Der PMI ist im Mai auf 52 gestiegen, den höchsten Stand seit vier Jahren.

 

Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 6. Juni 2017

 

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