PMI International August 2017

PMI International August 2017

Publiziert am Autor: Peter Rohner

Die Industrieumfragen stimmen weiterhin zuversichtlich. Nach wie vor geht die Dynamik von den Industrieländern aus.

Die globale Konjunktur gibt sich keine Blösse. Das belegen die Umfrageergebnisse unter Industrieunternehmen, die sich in den Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Managers Index, PMI) spiegeln. So ist der von der US-Grossbank J. P. Morgan berechnete globale Einkaufsmanagerindex, der nach der Wirtschaftsleistung der einzelnen Länder gewichtet ist, Ende Juli geringfügig auf 52,7 gestiegen – und verspricht damit weiterhin robustes Wachstum. PMI-Werte über 50 signalisieren eine Expansion der Industrie, Werte darunter eine rückläufige Aktivität.

Die Indizes sowohl für die Schwellen- als auch für die Industrieländer verzeichneten im Monatsvergleich einen leichten Zuwachs. Allerdings gehen die Wachstumsimpulse weiterhin zur Hauptsache von den Industrieländern aus. Seit mehreren Monaten beträgt die Differenz zwischen den beiden Frühindikatoren rund drei Punkte.

Deutschland mit Rückgang

Von den wichtigsten Nationen liegen nur deren drei – Südkorea, Indien und Südafrika – unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, alle anderen notieren darüber. Ein baldiges Ende des weltweit synchronen Aufschwungs scheint sich demnach nicht so schnell abzuzeichnen.

Auf dem Alten Kontinent stehen die Zeichen ebenfalls unverändert auf Wachstum. Allerdings hat sich der PMI für die Eurozone – erstmals nach zehn Monaten stetigen Wachstums – im Juli etwas abgeschwächt. Notierte das Barometer im Vormonat noch bei 57,4 Zählern, ist es zuletzt auf 56,6 gesunken. Das ist allerdings noch kein Anlass zur Sorge. Wie Harald Preissler, Chefvolkswirt von Bantleon Bank, schreibt, liegt der Index doch immer noch komfortabel über der Wachstumsschwelle.

Der Haupttreiber hinter dem Rückgang war Deutschland, wo der PMI im Juli auf 58,1 abgesackt ist. Allerdings war er zuvor auch am stärksten nach oben geschnellt. Beruhigen mag ein Blick auf einen weiteren wichtigen deutschen Konjunkturindikator, den Ifo-Geschäftsklimaindex, der vom Ifo-Institut der Universität München ermittelt wird. Dieser ist zuletzt auf den Rekordstand von 116 geklettert. «Der gegenwärtige Stand ist nicht nur ein Allzeithoch im wiedervereinigten Deutschland, sondern wurde unter Berücksichtigung des westdeutschen Geschäftsklimas selbst in den Siebziger und Achtzigerjahren nie übertroffen», so Preissler. Zwar dürfte diese Stärke kaum in diesem Ausmass anhalten, vorderhand aber stehen die Ampeln auf Grün.

Die Signale aus der Schweiz sind ebenfalls erfreulich. Sie zählt zu den Ländern mit dem kräftigsten Anstieg – mit einem Plus von 0,8 auf 60,9 erreicht der hiesige PMI gar den höchsten Stand aller in der Heatmap aufgeführten Länder und den höchsten Wert seit fast sechseinhalb Jahren. Das positive Bild komplettiert das von der ETH Zürich berechnete Kof-Konjunkturbarometer: Zuletzt ist es von 105,8 auf 106,8 gestiegen. Dank der Erholung in Euroland und insbesondere der sich zuletzt beschleunigenden Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro dürfte sich die positive Dynamik in den kommenden Monaten fortsetzen. «Der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft bleibt günstig», schreibt denn auch die Kof-Konjunkturforschungsstelle. 

Auch im Vereinigten Königreich hat der PMI kräftig angezogen. In Frankreich legte der Frühindikator – trotz guter Stimmung nach dem Wahlsieg Emmanuel Macrons – lediglich 0,1 Punkte zu. Bessere Werte im Vergleich zum Juni verzeichneten auch die Niederlande und Griechenland.

Widersprüchliche US-Daten

Gemischte Signale kommen aus den USA. Während der vom Institute for Supply Management berechnete ISM-Einkaufsmanagerindex 1,5 auf 56,3 Punkte einbüsste, legte der Konkurrenzindex von IHS Markit – der auch in den globalen PMI einfliesst – kräftig von 52 auf 53,3 zu. Damit näherten sich die beiden Indizes wieder an, nachdem sich im Vormonat eine deutliche Schere geöffnet hatte.

Der Industrie-Einkaufsmanagerindex für die Schwellenländer bewegt sich seit beinahe einem Jahr in einer relativ engen Spanne zwischen 50,6 und 51,6. Jüngst hat er sich nicht zuletzt dank dem positiven Beitrag Chinas und Russlands leicht auf 50,9 verbessert.

Dämpfer für Indien

Insbesondere Russland überraschte positiv: Von allen aufgeführten Ländern machte der russische Einkaufsmanagerindex den grössten Sprung nach oben. Mit 52,7 erklomm er den höchsten Wert seit Januar und hat sich damit wieder klar von der 50er-Linie entfernt. In China legte derweil der vom Medienkonzern Caixin in Zusammenarbeit mit IHS Markit erstellte Industrie-PMI zum zweiten Mal in Folge auf nunmehr 51,1 zu. Der PMI der Regierung, in dem die Staatskonzerne ein grösseres Gewicht haben, nahm leicht ab.

Sorgenfalten erzeugt Indien: Mit einem Verlust von drei Punkten auf 47,9 – dem heftigsten Absturz seit März 2009, als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte – gehört der indische PMI zu den wenigen, die im Juli unter die Wachstumsschwelle gerutscht waren. Der Grund dafür ist gemäss Sonal Varma von Nomura die ambitiöse Steuerreform, die per 1. Juli in Kraft trat. Um das Steuersystem zu vereinfachen, wurde eine einheitliche Steuer auf Waren und Dienstleistungen («Goods and Services Tax») eingeführt. Die Unsicherheiten rund um die konkrete Umsetzung haben zu einer geringeren Endnachfrage und einem Rückgang der Industrieproduktiongeführt. Dieser Einbruch sollte jedoch bloss vorübergehender Natur sein, ist Varma überzeugt, denn die Unternehmen blicken zuversichtlich in die Zukunft. Zudem ist der Eingang von Bestellungen aus dem Ausland – der entsprechende Index liegt mit 51 Punkten über der Wachstumsschwelle – weiterhin robust.

Südafrika ist ein weiteres Sorgenkind: Der dortige PMI, der notorisch stark schwankt, büsste in Monatsfrist fast vier Punkte auf gerade noch 42,9 ein. Mit diesem Wert bildet das Land das einsame Schlusslicht.

 

Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 5. Juli 2017

Themen und Schlagwörter