PMI International Dezember 2017

PMI International Dezember 2017

Publiziert am Autor: Peter Rohner

Industrieumfragen signalisieren eine Wachstumsbeschleunigung. Allmählich stellt sich die Frage, wie lange ein Aufschwung ohne Inflation möglich ist.

In puncto Wirtschaftswachstum endet das Jahr 2017 noch besser als es angefangen hat. Das geht aus den weltweiten Industrieumfragen hervor, aus deren Ergebnissen die EinkaufsmanagerIndizes
(Purchasing Managers Indices, PMI) berechnet werden. Sie gelten als die zuverlässigsten
Konjunkturfrühindikatoren.

Das aktuelle Niveau der weltweiten PMI impliziert ein globales Wirtschaftswachstum von rund 4%. Das ist deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Die PMIÜbersicht (vgl. Illustration) illustriert die Stärke und Breite des aktuellen Aufschwungs. Die Farbe Dunkelblau dominiert. Sie steht für Boom.

Europas Comeback

In den USA wächst die Industrieproduktion weiterhin robust. Trotz eines leichten Rückgangs notiert der PMI auf hohen 58,2. Noch eindrücklicher sind die Zahlen aus Europa. In allen grösseren Ländern hat sich die Situation im November nochmals verbessert. Der PMI der gesamten Währungsunion ist auf 60,1 gestiegen, dem höchsten Stand seit dem Rekord im Jahr 2000. Gemäss Chris Williamson, Chefökonom von IHS Markit, welche die PMI für viele Länder erstellt, sind die Weichen für ein wachstumsstarkes 2018 gestellt. Das Beschäftigungswachstum habe ein Allzeithoch erreicht und der Trend bei den Investitionen gehe steil nach oben.

An der Spitze der Eurozone steht mit 62,5 der deutsche PMI. Das Allzeithoch aus dem Jahr 2011 hat er nur knapp verpasst. In den Niederlanden und in Österreich haben die Indikatoren die alten Rekordmarken hingegen bereits geknackt. Auch im verarbeitenden Gewerbe von Frankreich, Spanien und Italien sind die Auftragsbücher prall gefüllt, was sich auch in den steigenden PMI ausdrückt. Gemäss Schätzung der Ökonomen der Bank J. Safra Sarasin dürfte sich dasWirtschaftswachstum der Eurozone im vierten Quartal auf 0,7% beschleunigen. Das würde einer Jahresrate von fast 3% entsprechen und läge deutlich über dem Trend bzw. Potenzialwachstum von 1%.

Auch in der Schweiz ist das Industriebarometer im November förmlich explodiert. Mit 65,1 liegt der PMI nur knapp unter der Rekordmarke von 67,3. Der sich abzeichnende Aufschwung der Schweizer Wirtschaft wird auch vom KofBarometer bestätigt.

Gemischte Signale aus Asien

Auch Asien lässt die Schwächephase hinter sich. In Japan, Taiwan und Südkorea haben die PMI Mehrjahreshochs erreicht. Getrübt wird das Bild einzig vom Rückgang des chinesischen CaixinPMI auf 50,8. Analysten schenken diesem Index mehr Aufmerksamkeit als dem offiziellen PMI, der auf 51,8 gestiegen ist.

Die grosse Frage ob all dieser guten Nachrichten ist: Wo bleibt die Inflation? Denn bisher bleibt der Teuerungsdruck aus. In der Eurozone ist die Inflation auf 1,5% gefallen. Selbst in den USA, wo die Expansion nun schon über 100 Monate läuft, beträgt die Inflationsrate nur 2%.

Ökonomen sind sich nicht einig darüber, wie lange so ein Aufschwung ohne Inflation möglich ist. Die Pessimisten warnen, dass die Inflation irgendwann mit voller Wucht einschlägt, wenn die Kapazitäten genügend lange ausgelastet sind. Die Optimisten hingegen sehen strukturelle Gründe für die niedrige Teuerung. Die Digitalisierung und die dadurch beschleunigte globalisierte Arbeitsteilung bremse den Anstieg der Löhne und der Inflation.

 


Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 2. Dezember 2017


Themen und Schlagwörter