PMI International April 2017
Publiziert am
Der Weltwirtschaft geht es so gut wie seit sechs Jahren nicht mehr. Das zumindest zeigen die neuen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe. Im März notierte der globale, nach Wirtschaftskraft gewichtete Industrie-PMI wie im Vormonat bei 53 Punkten.
Mit einem durchschnittlichen PMI von 52,9 war das erste Quartal das beste seit Frühling 2011. Werte über 50 stehen für eine Expansion im Industriesektor und signalisieren eine Belebung der Konjunktur. Am stärksten ist derzeit die Dynamik in Europa und in den USA.
Industrieboom in Europa
In der Eurozone ist der PMI im März dank besserer Umfrageergebnisse aus Deutschland und Italien auf ein Sechsjahreshoch von 56,2 gestiegen. In Frankreich notiert das Konjunkturbarometer den sechsten Monat in Folge über 50. Vom Aufschwung ausgeschlossen ist einzig Griechenland, wo der PMI mit 46,7 Zählern wieder deutlich unter der Wachstumsgrenze liegt. Eine grosse Mehrheit der Chefeinkäufer in der Eurozone berichtet von höheren Einkaufspreisen. Zum Kostendruck beigetragen hat eine starke Verlängerung der durchschnittlichen Lieferzeiten, in deren Folge die Lieferanten ihre Preise anheben konnten. «Diese Verzögerungen sind ein Warnsignal für steigenden Inflationsdruck», kommentiert Chris Williamson, Chefökonom des Research-Instituts IHS Markit, das die PMI erhebt.
Einen regelrechten Boom zeigen die Indizes in der Schweiz und in Schweden an. Und auch im Schweizer PMI, erhoben von Credit Suisse und procure.ch, liegt die Komponente Einkaufspreise erneut deutlich über der Wachstumsgrenze. «Solides Wachstum und steigende Preise sollten der Nationalbank eigentlich erlauben, weniger expansiv zu sein», schreiben die Autoren. Sie erwarten, dass die SNB ab Sommer weniger am Devisenmarkt intervenieren wird. Eine Zinserhöhung in den kommenden zwölf Monaten wird nicht erwartet, tendenziell rechnen Bankökonomen aber mit höheren langfristigen Renditen.
Besonders erfreulich ist die Konjunkturbelebung in den Schwellenländern. Mit 51,6 notiert der Emerging-Markets-PMI auf dem höchsten Niveau seit drei Jahren. In China deuten die Industrie-PMI mit 51,8 und 51,2 auf eine weitere Erholung hin. Zuversicht herrscht auch in der russischen und der indischen Industrie. In Brasilien hat sich die Situation zum ersten Mal seit zwei Jahren nicht mehr nennenswert verschlechtert.
Warten auf harte Daten
In den USA ist der Manufacturing Index des Institute for Supply Management (ISM) gegenüber Februar leicht auf 57,2 gesunken und zeugt nach wie vor von einer hohen Dynamik. Jüngst ist unter Ökonomen eine Diskussion entbrannt über die grosse Kluft zwischen den sogenannten weichen Daten, die aus Umfragen stammen und den harten Daten wie Detailhandelsumsatz, Industrieproduktion und Wirtschaftswachstum. Letztere haben sich bislang verhalten entwickelt, während die zeitnahen Umfrageergebnisse wie der PMI auf Höchstwerten stehen. Wenn die gute Stimmung von den harten Daten nicht bald bestätigt wird, dürften die weichen Daten künftig wieder enttäuschen.
Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 5. April 2017
Möchten Sie die aktuelle Gefahrenkarte herunterladen, klicken Sie bitte auf das untenstehende Pdf-Symbol