PMI International Mai 2017
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Die Zeichen stehen auf Wachstum.Weltweit werden die Wirtschaftsprognosen nach oben korrigiert.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) etwa erwartet neu für 2017 einen Zuwachs des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) um 3,5, nach 3,1% im vergangenen Jahr.
Ein Grund für den Optimismus sind die Stimmungsumfragen bei den Konsumenten und den Unternehmen. Die Einkaufsmanagerindizes der Industrie gelten als besonders zuverlässige Frühindikatoren. Sie haben sich in der Gesamtheit zwar leicht eingetrübt, doch die Kernbotschaft bleibt dieselbe: Es geht aufwärts, und zwar weltweit, selbst im reformresistenten Frankreich und im rezessionsgeplagten Brasilien.
Deutschland voraus
Am stärksten ist die Dynamik in Europa. Der Industrie-PMI für die gesamte Eurozone ist im April ein weiteres Mal gestiegen und notiert mit 56,8 Punkten auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren. Gemäss dem Datendienstleister IHS Markit, der die PMI erhebt, dürfte der Industriesektor mit einer Jahresrate von 4 bis 5% wachsen und damit einen massgeblichen Anteil zum Wirtschaftswachstum beitragen. Das Research-Institut Capital Economic rechnet für dieses Jahr mit einem BIP-Zuwachs von 2%. An der Spitze der Währungsunion steht aktuell der deutsche PMI mit 58,2 Punkten, vor Österreich (58,1) und den Niederlanden (57,8). Doch der Aufschwung hat auch die Länder im Westen und Süden der Eurozone erfasst. Der italienische Frühindikator ist im April von 55,7 auf 56,2 gestiegen, der spanische von 53,9 auf 54,4. Just zu den Präsidentschaftswahlen zeichnet sich auch in Frankreich eine kräftige Erholung in der Industrie ab. Der PMI liegt den siebten Monat in Serie über der Wachstumsgrenze und hat mit 55,1 Zählern ebenfalls ein Sechsjahreshoch erreicht. Nur in Griechenland will die Krise kein Ende nehmen. Der Einkaufsmanagerindex der darbenden griechischen Industrie zeigt mit 48 Punkten weiterhin eine rückläufige Produktion an.
In der Schweiz wie auch in Schweden und Grossbritannien läuft die Industriekonjunktur ebenfalls auf Hochtouren. Der von der Credit Suisse und dem Branchenverband Procure.ch ermittelte PMI ist im April zwar leicht gesunken. Das aktuelle Niveau von 57,4 bestätigt jedoch den steilen Aufwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe – trotz hartem und gemäss Nationalbank «überbewertetem» Franken.
Während der Aufschwung in Europa synchron verläuft, kommen aus Asien gemischte Signale. In den hoch industrialisierten Volkswirtschaften Japan und Taiwan hat sich der Aufschwung gefestigt, die Frühindikatoren liegen deutlich über der Wachstumsgrenze. Der Anstieg des südkoreanischen PMI von 48,4 auf 49,4 deutet ausserdem auf ein baldiges Ende der Durststrecke der gebeutelten koreanischen Industrie hin.
China über dem Zenit
Getrübt wird das Bild durch die Verschlechterung in China. Dort liegen die Frühindikatoren jetzt nur noch knapp über der Wachstumsgrenze. Sowohl der offizielle Industrie-PMI aus Peking als auch der des Medienkonzerns Caixin sind im April leicht auf 50,3 und 51,2 gesunken. Die Subkomponente «Export-Aufträge» hat sich gut gehalten, was bedeutet, dass die Verschlechterung von der geringeren Binnennachfrage herrührt. Für Capital Economics ist das Abflachen der PMI eine Bestätigung dafür, dass die chinesische Konjunktur Anfang Jahr den Zenit überschritten hat und seither Tempo verliert.
Investoren sind gewarnt: Schliesslich haben überraschend schwache China-PMI vor rund zwei Jahren gröbere Marktverwerfungen mitverursacht.
Der zweite Dämpfer kommt aus den USA. Nachdem am Freitag bereits die BIP-Schätzung für das erste Quartal mit lediglich 0,7% auf Jahresbasis enttäuscht hatte, fiel am Montag auch der Einkaufsmanagerindex schwächer aus als erwartet. Der Industrie-PMI des Institute for Supply Management (ISM) gab 2,4 Punkte auf 54,8 nach. So viel hat der wichtigste Konjunkturindikator seit August nicht mehr verloren. Besonders deutlich verlangsamten sich das Auftragswachstum und der Beschäftigungszuwachs. Der Bestellungseingang aus dem Ausland entwickelte sich dagegen stabil. Der von IHS Markit erhobene Industrie-PMI für die USA gab ebenfalls nach, von 53,3 auf 52,8. Alarmierend sind die Resultate nicht, sie mahnen aber zur Vorsicht. Noch liegen beide PMI deutlich über der kritischen Grenze, doch seit Anfang Jahr zeigt der Trend nach unten. Es wäre deshalb keine Überraschung, wenn die US-Wirtschaft nach einem starken zweiten Quartal – derzeit erwartet der Konsens ein annualisiertes Wachstum von 2,6% – wieder Tempo verlieren würde.
In den Schwellenländern befindet sich das verarbeitende Gewerbe auf einem flachen Erholungskurs. Der regionale PMI ist von 51,6 auf 50,8 gefallen. Chinas PMI erklären einen Teil des Rückgangs. Doch auch in Russland ist der Industrie-Index im April von 52,2 auf 50,8 gefallen. Für eine gute Überraschung sorgte Brasilien: Zum ersten Mal seit zwei Jahren hat sich die Lage für brasilianische Industrieunternehmen nicht mehr verschlechtert, wie der Anstieg des PMI von 49,6 auf 50,1 zeigt.
Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 5. Mai 2017
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