PMI International Juli 2017
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Der Wirtschaftsaufschwung geht mit Volldampf in die nächste Runde. Das zeigen die Umfrageergebnisse aus der Industrie, die im Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) zum Ausdruck kommen. Mit Ausnahme des südafrikanischen Index, der notorisch stark schwankt, liegen
sämtliche Industrie-PMI der grösseren Volkswirtschaften in der Wachstumszone. Einen derart synchronen Aufschwung gab es seit Februar 2011 nicht mehr. Der globale, nach Wirtschaftskraft gewichtete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe liegt unverändert bei 52,6. PMI-Werte über 50 signalisieren Wachstum in der Industrie, Werte darunter eine rückläufige Aktivität. Dass
das Weltkonjunkturbarometer gegenüber dem Vormonat nicht deutlich gestiegen ist, hat damit zu tun, dass die darin enthaltenen US-Daten auf den Umfragen von IHS Markit basieren und nicht auf jenen
des Institute for Supply Management (ISM). Die beiden kommen in der Regel auf ein ähnliches Ergebnis. Doch im Juni kletterte der ISM-Index von 54,9 auf 57,8, während sich der Markit-PMI von 52,7 auf
52 verschlechterte. Eine solche Divergenz ist sehr selten, schliesslich decken die beiden Indizes die gleichen Sektoren ab und werden anhand derselben Fragen zu den gleichen Themen erstellt. Die Gewichtung der Subindizes zur Berechnung der Resultate unterscheidet sich allerdings leicht. Ausserdem werden die Zeitreihen nicht auf die gleiche Weise saisonal bereinigt.
Boomstimmung in Europa
In Europa ist das Bild stringenter. In den grössten Märkten Deutschland, Frankreich und Italien sind die PMI im Juni ein weiteres Mal gestiegen. Der Index für die gesamte Währungsunion notiert mit 57,4
auf einem neuen Sechsjahreshoch. Selbst der in der Grafik nicht aufgeführte griechische Industrie-PMI ist über 50 gesprungen. Von der Dynamik in der Eurozone profitiert auch die hiesige Industrie: Der
Schweizer PMI ist 4,5 Punkte auf 60,1 gestiegen. Werte über 60 waren gemäss Credit Suisse bisher nur in der Boomphase 1999/2000 sowie vor und nach der Finanzkrise zu verzeichnen. Einzig Schwedens Industrie-Index steht derzeit noch höher. Bereits wird darüber spekuliert, ob die schwedische Riksbank nach dem US-Fed die nächste Zentralbank sein könnte, die das Anleihenkaufprogramm einstellt. Von einem derart robusten Aufschwung können viele Schwellenländer
nur träumen. Zwar liegen dort die meisten PMI über der Wachstumsgrenze, doch in Brasilien, Russland und Indien hat sich der Index im Vergleich zum Mai verschlechtert. Bessere Bedingungen herrschen
in der mexikanischen Industrie. Der Schock nach der Trump-Wahl scheint ausgestanden, die Produktion zieht an. Hoffnung macht auch der Anstieg des südkoreanischen Einkaufsmanagerindex. Er liegt zum ersten Mal seit fast einem Jahr über der kritischen Marke von 50. Geholfen hat wohl, dass sich die innenpolitische Lage beruhigt hat. Anfang Mai wurde Moon Jae-in in vorgezogenen Wahlen zum neuen Präsidenten Südkoreas gewählt, nachdem seine Vorgängerin des Amtes enthoben worden war.
Chinas trügerische Signale
Die grösste Unsicherheit geht noch immer von China aus. Seit Monaten zeichnet sich im Reich der Mitte eine nachlassende Dynamik ab. Im Juni allerdings hat sich die Lage etwas aufgehellt. Der vom Medienkonzern Caixin in Zusammenarbeit mit IHS Markit erstellte Industrie-PMI ist von 49,6 auf 50,4 gestiegen. Damit konnte der Rückgang der vergangenen drei Monate gestoppt werden. Zudem notiert der Index wieder über der Wachstumsgrenze von 50. Der PMI der Regierung, in dem die Staatskonzerne ein grösseres Gewicht haben, liegt ebenfalls über dieser kritischen Grenze und hat sich im Juni leicht von 51,2 auf 51,7 verbessert. Doch die meisten Experten sehen darin keine Trendwende und bleiben vorsichtig. Denn die vorausschauenden Elemente der Umfragen haben sich verschlechtert.
Gemäss Caixin ist der PMIAnstieg deshalb wohl nur vorübergehend. «Chinas staatlich geförderte Erholung ist vorbei», resümiert auch das unabhängige Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics. Es erwartet in den kommenden Monaten einen milden Abschwung, weil die Kreditvergabe gebremst wird und Peking schärfer gegen den Wildwuchs im Schattenbankensystem vorgeht.
Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 5. Juli 2017