PMI International Juni 2018
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Die italienische Regierungskrise hat Europa zu einem ungünstigen Zeitpunkt erreicht. Denn seit Monaten verliert die Konjunktur der Eurozone an Fahrt. Und bei einer schwächelnden Wirtschaft
mit weniger Steuereinnahmen werden Verteilkämpfe härter und die politischen Gräben besser sichtbar.
Im ersten Quartal ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Währungsunion nur noch 0,4% gewachsen, nach einem Zuwachs von 0,7% im Vorquartal. Diese Verlangsamung scheint sich im zweiten Quartal fortzusetzen: Die Frühindikatoren jedenfalls zeigen noch keine Trendumkehr an.
Sinkende Industrie-PM!
Der Industrie-Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) der Eurozone zum Beispiel ist im Mai von 56,2 auf 55,5 gefallen. Es ist der fünfte monatliche Rückgang in Folge und zeigt eine Verlangsamung des Wachstums auf hohem Niveau an. PMI-Werte über 50 bedeuten, dass eine Mehrheit der befragten Chefeinkäufer eine Verbesserung des Geschäftsgangs gemeldet hat. Werte unter 50 signalisieren eine schrumpfende Produktion. Die Stimmung in der Industrie ist ein sehr zuverlässiger Indikator für den Gang der Gesamtwirtschaft.
In Italien ist der Industrie-PM! einen Schritt näher an die kritische Grenze gerutscht. Mit einem aktuellen Wert von 52,7 ist Italien das Schlusslicht innerhalb der Eurozone, nachdem die italienische Industrie im vergangenen Jahr zu den Zugpferden gezählt hatte. Die Umfrageergebnisse stammen aus den ersten drei Maiwochen. Die Turbulenzen der letzten paar Tage sind darin also noch nicht berücksichtigt.
Frankreich stabil
Abgekühlt hat sich die Industriekonjunktur auch in Spanien: Der entsprechende PMI ist im Mai auf ein Neunmonatstief von 53,3 gesunken. Relativ gut gehalten hat sich Frankreich: Der PMI hat sich
im Mai von 53,8 auf 54,4 erholt. Die Verlangsamung der europäischen Konjunktur geht aber nicht nur von den südlichen Euroländern aus: Die Industrie-PM! sind auch in Deutschland oder den Niederlanden seit Monaten rückläufig, wenn auch auf viel höherem Niveau. Der deutsche Index ist im Mai von 58,1 auf 56,9 gefallen. Auch der Schweizer PMI kann nicht mehr an die Rekordwerte von Anfang Jahr anknüpfen. Er liegt aber mit 62,4 immer noch weit über dem historischen Mittel und dem Niveau in der Eurozone.
US-Industrie boomt, Schwellenländer schwach
Im Gegensatz zu Europa kommt die US-Industrie nun erst richtig in Fahrt. Der ISM Manufacturing ist im Mai von hohen 57,3 auf 58,7 gestiegen. Von der guten US-Konjunktur profitieren auch die
kanadischen Unternehmen: Der Einkaufsmanagerindex ist dort auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen.
In Asien ist das Bild gemischt: Während sich der offizielle PMI leicht von 51,1 auf 51,9 verbessert hat, lässt die Dynamik in Japan weiter nach.Die meisten Schwellenländer bekunden im verarbeitenden Gewerbe weiterhin grosse Mühe. In Russland, Südkorea und Südafrika ist der PMI wieder unter die kritische Grenze von 50 gefallen. Der in der Tabelle nicht aufgeführte türkische Index ist auf 46,4 eingebrochen.
Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 6. Juni 2018