PMI International September 2019

PMI International September 2019

Publiziert am Autor: Peter Rohner

In den USA fällt der Einkaufsmanagerindex auf das tiefste Niveau seit 2009. Damit ist die Gefahr einer globalen Rezession nochmals gestiegen.

Wenn es stimmt, dass Aktienmärkte die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung vorwegnehmen, dann besteht wenig Grund zur Sorge. Der Weltaktienindex von MSCI ist dieses Jahr 15% gestiegen.

Die Frühindikatoren aus der Industrie zeichnen allerdings ein ganz anderes Bild der Weltwirtschaft: Im September ist der US-Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) auf den tiefsten Stand seit der grossen Rezession 2009 abgestürzt. Mit 47,8 Punkten liegt der PMI des Institute for Supply Management (ISM) deutlich unter der kritischen Grenze von 50, ab der der Index eine Kontraktion der Industrieproduktion signalisiert.

Bemerkenswert ist der Einbruch, weil die grösste Volkswirtschaft sich bis vor kurzem dem globalen Abschwung im verarbeitenden Gewerbe entziehen konnte. Nun aber ist der Handelskrieg definitiv auch in den US-Fabriken angekommen. Die Rezessionsgefahr sei auch in den USA real, findet Torsten Slok, Chefökonom der Deutschen Bank in den USA, und verweist dabei auf den besonders scharfen Einbruch des Subindex Exportaufträge auf 41 Zähler. 

Deutschland steckt alle an

Der globale, nach Bruttoinlandprodukt (BIP) der Länder gewichtete Industrie-PMI liegt den fünften Monat in Folge unter 50. Gegenüber August hat er sich jedoch leicht verbessert, was damit zusammenhängt, dass für die USA nicht der ISM-Index, sondern dessen jüngerer Bruder von IHS Markit verwendet wird, der im September überraschend auf 51,1 gestiegen ist. Insgesamt deuten die Daten aber auf eine weitere Verlangsamung hin. Das Echtzeitbarometer der UBS, das auf den aktuell verfügbaren Konjunkturdaten und Frühindikatoren wie den PMI basiert, veranschlagt das reale weltweite Wirtschaftswachstum für das dritte Quartal auf 2,3%. Noch Anfang Juli deuteten die Daten auf 3,2% hin.

Besonders düster sind die Wachstumsaussichten in Europa. Unterdessen befindet sich die Industrie in sämtlichen grösseren Volkswirtschaften ausser den Niederlanden und Frankreich im Kontraktionsmodus. Die Flaute im verarbeitenden Gewerbe hat sich bis nach Spanien und Schweden ausgeweitet. Der PMI für die gesamte Währungsunion ist im September von 47 auf 45,7 gesunken, den niedrigsten Stand seit 2012. Scharf gefallen sind die Subindizes Output und Auftragseingang. Das deutscheVirus habe die anderen Länder angesteckt, schreibt Oxford Economics. In Deutschland selbst und in der Schweiz befinden sich die Umfragewerte auf dem niedrigsten Stand seit 2009. Der deutsche PMI ist im September von 43,5 auf 41,7 gefallen. Das unterstreicht das grosse Risiko einer längeren Industrierezession in Deutschland. Auch in der Schweiz hat der Frühindikator mit schwachen 44,6 Punkten den Tiefpunkt von 2012 unterschritten.

Das Absinken des Subindex Beschäftigung in Deutschland ist ein weiteres Signal dafür, dass die Schwäche der Industrie allmählich auch auf andere Bereiche der Wirtschaft übergreift.

China weckt Hoffnung

Unterdessen gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass das deutsche BIP im dritten Quartal erneut geschrumpft ist und somit das Kriterium einer technischen Rezession erfüllt wäre. Die jüngsten PMI-Werte und die Meldung, dass Opel bereits Kurzarbeit beantragt hat, scheinen ihnen recht zu geben. Zudem häufen sich Stimmen, wonach Deutschland das neue Sorgenkind der Eurozone ist. Anatole Kaletsky von Gavekal Research sieht Deutschland wegen der Exportabhängigkeit und der strukturell rückläufigen Autoindustrie solange in dieser
neuen Rolle, bis das Land die Fiskalpolitik lockert. Für die Schweiz bedeutet das, dass die Schwierigkeiten in der Fertigungsindustrie
wegen der engenVerknüpfung der Lieferketten mit Deutschland nicht so schnell beendet sein werden.

Ermutigend sind einzig die Signale aus den Emerging Markets, namentlich diejenigen aus China und Brasilien.Während der offizielle chinesische PMI seit Monaten knapp unter 50 dümpelt, ist der Index des Medienkonzerns Caixin im September von 50,4 auf 51,4 gestiegen. Der viel beachtete Frühindikator liegt damit auf dem höchsten Niveau seit Februar 2018 und deutlich über der Wachstumsgrenze.
Massgeblich dazu beigetragen haben die Verbesserung bei der Auftragslage und die Erholung des Subindex Produktionsausstoss. Die Bestellungen aus dem Ausland sind aber immer noch rückläufig. In Brasilien notiert der Industrie-PMI mit 53,4 auf einem Zweijahreshoch. Abgesehen davon sind Frühindikatoren aus den aufstrebenden Volkswirtschaften wenig erbaulich. Der russische Einkaufsmanagerindex ist auf ein Zehnjahrestief von 46,3 abgestürzt, auch der mexikanische und der polnische PMI notieren seit Monaten unter 50. In Asien bleibt die Dynamik in den meisten Ländern unterdurchschnittlich. 


 

Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 2. Oktober 2019


 

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