PMI International November 2019

PMI International November 2019

Publiziert am Autor: Peter Rohner

Die Frühindikatoren aus der Industrie haben sich im November verbessert. Von einer breiten Erholung kann aber noch keine Rede sein.

Seit Monaten hält eine zentrale Frage Anleger wie Ökonomen auf Trab: Kommt die Rezession, oder kommt sie nicht? Denn weltweit leidet das verarbeitende Gewerbe unter der schwachen Nachfrage, während es dem Rest der Wirtschaft verhältnismässig gut geht. Reisst der Schwächeanfall der Industrie die ganze Wirtschaft in die Rezession oder ist der Dienstleistungssektor robust genug, um dem Abwärtsdruck zu widerstehen?

Die jüngsten Indikatoren sprechen für eine Bodenbildung: Zumindest in der Eurozone und in China scheint sich die Industrie zu fangen. Der globale, nach der Wirtschaftsleistung gewichtete Industrie-Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) ist auf ein Siebenmonatehoch gestiegen und notiert mit 50,3 wieder knapp über derWachstumsgrenze.

Für einmal sind nicht die USA Taktgeber. Aus den dortigen Fabriken kommen unterschiedliche Signale. Der älteste PMI, der Manufacturing-Index des Institute for Supply Management (ISM), liegt den vierten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle. Gegenüber Oktober ist er
gar leicht von 48,3 auf 48,1 gesunken. 

Dafür hat sich der PMI des Datenanbieters IHS Markit verbessert, von 51,3 auf 52,6. Die beiden PMI unterscheiden sich in der Gewichtung der Subkomponenten und in der Auswahl der Unternehmen (vgl. Artikel unten rechts). Der Markit-PMI wird auch zur Berechnung des globalen PMI von JPMorgan verwendet, hat aber einen weniger langen Leistungsausweis als der ISM-Index.

Eurozone ist über dem Tief

Eine Trendwende bahnt sich hingegen in der Währungsunion an. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex hat sich zum zweiten Mal in Folge verbessert. Er steht nun bei 46,9 und damit 1,2 Punkte über dem Mehrjahrestief vom September. Der Index liegt aber nach wie vor deutlich unter 50: Das bedeutet, dass die Mehrheit der Chefeinkäufer eine Verschlechterung des Geschäftsgangs zum Vormonat beobachtet. Doch verschärft hat sich der Abschwung nicht. «Die neusten PMI bestätigten, dass sich die Lage für die Industrie der Eurozone entspannt», schreiben die Ökonomen von Oxford Economics.  

Für den Indexanstieg verantwortlich waren die zwei grössten Volkswirtschaften. In Deutschland kletterte der PMI von 42,1 auf 44,1. Die Industriekrise hat sich also nicht mehr weiter verschärft. Von einer Erholung kann jedoch bei einem so niedrigen PMI-Niveau noch nicht die Rede sein. Anders in Frankreich: Dort signalisiert der Anstieg des PMI von 50,7 auf 51,7, dass die Konjunktur im vierten Quartal an Fahrt gewinnt. In Italien und Spanien befindet sich die Industrie dagegen weiterhin auf Schrumpfkurs, wobei sich der Abwärtstrend in Spanien etwas verlangsamt hat, wie der Anstieg des PMI von 46,8 auf 47,5 andeutet.

Ausserhalb der Eurozone steht es nicht gut um die Industriekonjunktur: In Grossbritannien, in Schweden und der Schweiz hat sich die Stimmung verschlechtert. Der Schweizer PMI ist im November von 49,4 auf 48,8 zurückgefallen, nachdem sich der Frühindikator in den vergangenen Monaten zu erholen begonnen hatte und das BIP-Wachstum im dritten Quartal mit 0,4% höher lag als erwartet. «Die Schweiz
ist noch nicht aus dem Schneider», kommentiert das Researchhaus Capital Economics die PMI-Ergebnisse. Die Einschätzung deckt sich mit jener der Konjunkturforschungsstelle der ETH (Kof) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Deren Konjunkturbarometer waren zuletzt ebenfalls schwach und lassen noch keine Entwarnung zu.

Hoffnung auf China-Impuls

In Asien und den Schwellenländern dominieren in der obigen Farbtabelle die roten Flächen, die für eine Kontraktion der Industrie stehen. Deutlich gesunken sind die Stimmungsbarometer in Russland und Mexiko, während Brasilien und Indien positiv herausragen. Die besten Konjunkturmeldungen kommen Anfang Dezember aus dem Reich der Mitte: Der offizielle Industrie-Einkaufsmanagerindex des  Statistikbüros ist von 49,3 auf 50,2 gestiegen. Seit Mai lag der Frühindikator für die Konjunktur unter 50 und signalisierte damit eine nachlassende Aktivität im verarbeitenden Gewerbe. Der alternative PMI, den IHS Markit zusammen mit dem chinesischen Medienkonzern Caixin herausgibt, hat sich im November ebenfalls leicht gesteigert. Mit einem Indexstand von 51,8 zeigt
der Caixin-PMI zum vierten Mal in Folge eine Expansion der Industrieproduktion an. Verbessert hat sich vor allem die Beschäftigungskomponente, während im offiziellen Index die Frage zu den neuen Aufträgen für das Plus verantwortlich war.

Julian Evans-Pritchard, China-Experte von Capital Economics, glaubt allerdings noch nicht so richtig an die Wende im chinesischen Konjunkturzyklus. Die intensive Bautätigkeit könne nicht ewig so weitergehen. Gleichzeitig verlangsame sich das Kreditwachstum weiter, schreibt der Ökonom. Das China-Team von TS Lombard erwartet für 2020 eine Stabilisierung des Wirtschaftswachstums, das im vierten Quartal noch 5,8% betragen dürfte. Die grössten Risiken orten die Experten im Finanzsektor.

 


Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 4. Dezember 2019