Nachlese: Bodensee-Forum «Agiler Einkauf aktueller denn je»

Nachlese: Bodensee-Forum «Agiler Einkauf aktueller denn je»

Publiziert am Autor: Volkher Lins

Der Event der BME-Region Bodensee-Oberschwaben fand mit 70 Teilnehmenden erstmals wieder als Präsenzveranstaltung in Dornbirn statt.

Nach pandemiebedingten anderthalb Jahren Pause konnten der BME-Region Bodensee-Oberschwaben, der Schweizerische Fachverband für Einkauf und Supply Management (procure.ch) sowie der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) in Präsenz nach Dornbirn einladen. Knapp 70 Personen sind der Einladung dann auch gefolgt.

Begrüssung und Vorwort

In der Begrüssung wies Moderator Volkher Lins darauf hin, dass die Corona-Krise einiges verändert und beschleunigt hat. So können Themen wie Digitalisierungsstrategien und moderne Arbeitsweisen, die teilweise in den Schubladen nur grob vorkonzipiert worden waren, jetzt mit grösster Beschleunigung umgesetzt werden. Nichtsdestotrotz liege noch ein langer Weg an Transformation vor uns und das ursprünglich für das Frühjahr 2020 angesetzte Thema des Bodensee-Forums «Agiler Einkauf – und was kommt danach» ist aktueller denn je.

BME-Vorstandsvorsitzende Gundula Ullah betonte in ihrem Vorwort zum Bodensee-Forum, dass die Zukunft des Einkaufs agil und vernetzt sein wird. Das fordert vor allem die Einkaufsabteilungen sehr, denn sie werden in ihren Betrieben immer mehr zum Tempomacher dieser technologischen Revolution. Gleichzeitig steht der Einkauf vor der Aufgabe, an vorderster Front zum Markt agierend die Möglichkeiten der neuen Technologien für den Geschäftserfolg des eigenen Unternehmens zu nutzen.

Keynote Speaker Alexander Stork vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), der wegen eines Ausfalls der eigentlichen Referentin kurzfristig eingesprungen war, wurde dann auch – inzwischen wie selbstverständlich – live aus Berlin zugeschaltet. Er stellte die zentralen Themen des Mittelstandes Digitalisierung, Personal + flexibilisiertes Arbeiten, Bildung + Fachkräfte, Nachhaltigkeit + Lieferketten und Mobilität + Energie vor. Zudem erläuterte Herr Stork, wie der BVMW die Klein- und Mittelstandsunternehmen hierbei unterstützen kann.

Wie das SCM der Swisscom auf mehr Resilienz hinarbeitet

Marc Dolder von der Swisscom zeigte in beeindruckender Weise, wie weit ein Grosskonzern die Transformation bereits vorangetrieben hat. Inzwischen arbeiten dort 5.000 Mitarbeiter:innen in agilen Setups. 75 Prozent der heute angebotenen Produkte und Dienstleistungen hätten vor zehn Jahren noch nicht existiert. Agilität müsse zur inneren Haltung werden, um sie erfolgreich zu implementieren. Dolder: «Der Prozess vom doing agile hin zum being agile musste über einen Zeitraum von nunmehr fast einer Dekade erfolgen, um in den Köpfen der Belegschaft anzukommen. Dazu wurden sieben Aktionsfelder definiert wie KI, Sicherheit, Netz, Infrastruktur, Unterhaltung, Digitales Business und IoT. Mit Lieferanten geht man nicht mehr in klassische Preisverhandlungen, sondern bereits in der frühen Projektphase in den competitive Dialogue, um Produkte und Dienstleistungen technisch und kostenmässig optimiert für den jeweiligen Einsatzzweck einzukaufen.»

Wie ein Grosskonzern agiles Arbeiten in der Praxis lebt

Daniel Dubbel von der DB Systel zeigte einen extrem radikalen Weg des «mobilen Schnellboots» der Deutschen Bahn AG auf. Hier wurden in den vergangenen sechs Jahren in vier Stufen (Informieren, Lernen, Ausprobieren, Leben) inzwischen sämtliche Hierarchien komplett aufgehoben. Führungskräfte seien voll und gleichberechtigt in die Teams integriert. Wer diesen Weg nicht mitgehen wollte und stattdessen klassische Abteilungen bevorzuge, konnte über das Mobilitätsbüro in eine traditionelle Stelle im DB Konzern vermittelt werden. Auch hier gelte: Der Prozess des doing agile zum being agile müsse vollzogen werden, um neues Arbeiten zu verinnerlichen.

Abschliessend diskutierten Thomas Zsulitz, Global Supply Manager der Doka Group, und Volkher Lins, in Vertretung des erkrankten Heinz Pechek, über die Herausforderungen nach der Pandemie und dem Beginn der Digitalisierung. Dabei kamen im Gespräch auch Fragen auf zum Umgang mit der Rohstoffknappheit, wie fragile Lieferketten künftig gesichert werden oder wie wir uns auf eine mögliche Insolvenzwelle von kleinen und mittelständischen Unternehmen vorbereiten.

Hochinteressanter Themenbogen

Insgesamt haben alle Teilnehmenden eine Einsicht in den hochinteressanten Bogen über die Themen Agilität, modernes Arbeiten, Digitalisierung und weitere künftige Herausforderungen in Einkauf und Logistik sowie in die Sichtweisen vom Mittelstand bis hin zu internationalen Grosskonzernen, nebst Ihren agilen Schnellbooten erfahren können. Es bleiben hochinteressante Einblicke in unterschiedlichste Branchen und extrem interessante Vorträge und Diskussionen, die aufzeigten, dass einige Unternehmen bereits grosse Fortschritte gemacht haben, aber trotzdem noch einen weiten Weg werden gehen müssen.

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Das 14. Internationale Bodensee-Forum für Einkauf und Materialwirtschaft findet am 26. April 2022 in Dornbirn statt. Die genauen Themen werden rechtzeitig bekanntgegeben.