Mitarbeiter- und Gehaltsentwicklung im Einkauf 2017

Mitarbeiter- und Gehaltsentwicklung im Einkauf 2017

Publiziert am Autor: Stephan Wagner / Christoph Schmidt

Die von procure.ch und der ETH durchgeführte Studie «Mitarbeiter- und Gehalts­entwicklung im Einkauf 2017» liefert aktuelle Erkenntnisse zur Lage des Einkaufs in der Schweiz. 964 im Einkauf tätige Personen haben teilgenommen. Der Einkauf bleibt, gerade aufgrund der Digitalisierung, ein attraktives Berufsfeld. Was hat sich aus Unternehmenssicht seit der letzten Umfrage verändert?

Die Digitalisierung des Einkaufs stellt die Schweizer Unternehmen vor neue Herausforderungen. Grundsätzlich sehen über 65% aller befragten Unternehmen Potenzial in einem Übergang zum «Einkauf 4.0», aber nur 10% haben bereits erfolgreich Projekte abgeschlossen. Weitere 15% haben zumindest erste Investitionen getätigt. Der Fokus dieser Investitionen liegt hauptsächlich auf der Digitalisierung von einzelnen Prozessen und Abläufen, nur etwa 15% sind hier noch gar nicht aktiv geworden. Damit verbunden ist die zunehmende Integration von Lieferanten und Kunden in die Einkaufsprozesse. In diesen Bereichen lassen sich schnell erste Kosteneinsparungen erzielen. Eine zweite Investitionswelle zur Erschliessung neuer, vom «Einkauf 4.0» ermöglichter Geschäftsfelder deutet sich bereits an.

Grundgehälter und Boni

Die Grundgehälter und Bonuszahlungen bleiben stabil. Das Grundgehalt der befragten Einkäufer liegt im Mittel bei CHF 112 000 und ist somit im Vergleich zu den CHF 108 300 im Jahr 2014 leicht angestiegen. Der Anteil der Personen in höheren Lohngruppen (12%), mit einem Grundgehalt von über CHF 151 000, nimmt geringfügig zu.
Die Höhe der Boni liegt im Schnitt bei CHF 7300, etwas mehr als die CHF 7200 im Jahr 2014. Allerdings erhalten nur etwa 66% der Einkäufer überhaupt Bonuszahlungen, was einen leichten Rückgang darstellt.
Die häufigsten zusätzlichen Nebenleistungen sind Mobiltelefone zur Privatnutzung (42%), verbilligte Mittagsverpflegung (40%) und bezahlte Aus- und Weiterbildungen (39%).

Branchen und Regionen

Das Grundgehalt ist bei Männern (CHF 116 100) höher als bei Frauen (CHF 93 750), aber die Lücke scheint sich langsam zu schliessen. 2014 betrug der Unterscheid zwischen den Geschlechtern noch CHF 25 800.
Grössere Unternehmen, mit über 250 Mitarbeitern, zahlen 10% mehr als kleine und mittlere Unternehmen.
Das meiste Geld lässt sich im Dienstleistungssektor verdienen, mit einem Durchschnittseinkommen von etwa CHF 122 000, während der Handel deutlich zurückliegt, mit vergleichsweise bescheidenen CHF 105 300.
Einige Branchen zahlen deutlich höhere Grundgehälter als andere. Beliebt sind hier vor allem «Finanz- und Versicherungsdienstleistungen» (CHF 135 100) und «Informationstechnologie und Telekommunikation, Rundfunk» (CHF 132 200); der «Automobilbau und sonstiger Fahrzeugbau» liegt abgeschlagen bei durchschnittlich CHF 97 400.
2014 war das mittlere Einkommen in der Westschweiz geringfügig höher als in der Deutschschweiz. Dieses Verhältnis hat sich 2017 umgekehrt. In der Deutschschweiz liegt das durchschnittliche Grundgehalt mit CHF 112 700 etwa 6,5% über dem in der Westschweiz (CHF 105 700). Die besten Löhne werden in Genf (CHF 133 800) und Basel (CHF 124 100) gezahlt.

Aus- und Weiterbildung

Klare Unterschiede lassen sich auch mit Blick auf den Berufsabschluss erkennen. Einkäufer mit einem universitären Abschluss verdienen im Schnitt rund CHF 136 600 und damit etwa 50% mehr als jene mit eidgenössischem Fachausweis (CHF 90 700). Auch die Höhere Fachprüfung und ein Fachhochschulabschluss bringen deutliche Gehaltssprünge. Das Aus- und Weiterbildungsniveau schlägt sich auch in der erreichten Funktionsstufe innerhalb des Einkaufs nieder. Deutliche Gehaltsunterschiede werden zwischen den Funktionen Sachbearbeiter/-in (CHF 74 800), Einkaufsfachmann/-frau (CHF 95 800), Einkaufsleiter/-in (CHF 124 800) und Chief Procurement Officer (CHF 151 100) sichtbar.

Anforderungen verändern sich

Das Anforderungsprofil des Einkäufers verändert sich hin zu mehr IT-Kenntnissen und analytischen Fähigkeiten. Teilweise getrieben durch die fortschreitende Digitalisierung, sehen 96% der Teilnehmer deutliche Veränderungen im Anforderungsprofil des Einkäufers. Die Schweizer Unternehmen halten weiterhin zuver­lässiges und eigenverantwortliches Arbeiten (98%), Kommunikationsfähigkeiten (97%), speziell in höheren Positionen sowie Teamfähigkeit (91%) für die Kernkompetenzen im Einkauf. Lösungsorientiertes Arbeiten (97%) und analytisches Denkvermögen (94%) sind im Vergleich zu 2014 wichtiger geworden. Konkret werden mehr IT-Kenntnisse (54%) sowie technisches Fach- und Branchenwissen (53%) vorausgesetzt. Einkäufer kommen ohne ein gutes Verständnis für die Digitalisierung beruflich nicht mehr voran.
Folglich legen auch über 80% der Unternehmen viel Wert auf Weiterbildungen im Einkauf. Für die meisten Einkäufer (88%) zahlen sich Weiterbildungen aus, beispielsweise durch eine Gehaltserhöhung, bessere Aufstiegschancen oder einfach die Sicherung des Arbeitsplatzes.

Attraktives Berufsfeld

Der Einkauf ist ein attraktives Berufsfeld mit spannenden Herausforderungen. Ungeachtet – oder vielleicht gerade aufgrund – der Entwicklungen im Schweizer Einkaufswesen sehen 66% der Teilnehmer den Einkauf als Karrieresprungbrett. 42% der Schweizer Unternehmen machen sogar einen akuten Fachkräftemangel aus.
Folglich bleibt der Einkauf, auch dank dem digitalen Wandel, ein attraktives Berufsfeld und bietet interessante Aufgaben für den Einkäufer als Digitalisierungsexperten.

Ausführlicher Ergebnisbericht

Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage 2017 werden Anfang November veröffentlicht. Teilnehmende erhalten den Ergebnisbericht kostenlos.

Portrait Christoph Schmidt

Christoph Schmidt
Der promovierte Betriebswirtschafter ist Postdoktorand am Lehrstuhl für Logistikmanagement an der ETH Zürich.

Die Autoren

Portrait Prof. Dr. Stephan Wagner

Stephan Wagner
Der gelernte Bankkaufmann ist promovierter Betriebswirtschafter, Inhaber des Lehrstuhls für Logistikmanagement an der ETH Zürich und Direktor des hochschuleigenen Executive MBA ETH SCM.

 

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