Mehr finanzieller Spielraum dank künstlicher Intelligenz
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Seminar «E-Invoicing»
Wie Sie den Rechnungseingang effizient elektronisch gestalten können, erfahren Sie im Seminar «E-Invoicing», das am 17. Oktober 2019 in Olten stattfindet. Sie werden mit aktuellen Lösungsansätzen und den rechtlichen Anforderungen vertraut gemacht, lernen Optimierungspotenziale von E-Rechnungen einschätzen sowie Erfolg versprechende Vorgehensweisen für die Konzeption und Umsetzung von Projekten kennen. Mehr Informationen erhalten Sie unter:
Seminare
Zahlungsziele als Finanzierungsinstrument sind trotz rekordverdächtig niedrigen Zinsen bei vielen Unternehmen immer noch sehr beliebt.
Nicht selten werden die gesetzten Fristen jedoch überschritten und Rechnungen zu spät bezahlt. Das kann bei Lieferanten zu Problemen führen, denn Kapitalengpässe können selbst gesunde Betriebe in die Knie zwingen. Deswegen sind 80 Prozent der Lieferanten bereit, bei frühzeitigen Zahlungen Rabatte zu gewähren.
Wird dieses Kostensenkungspotenzial von den Auftraggebern ausgeschöpft? Häufig nicht. In den meisten Unternehmen werden Rechnungen in der Kreditorenbuchhaltung und im Einkauf immer noch manuell erfasst und kontrolliert. Rechnungen gehen verloren, werden falsch abgelegt. Lange Abstimmungsprozesse und Zahlungsläufe sorgen für Frust.
Das Controlling weiss selten, wie teuer und fehlerbehaftet die Abwicklung eingehender Rechnungen ist. Die Kreditorenbuchhaltung geniesst im Unternehmen vielfach nur geringe Wertschätzung und tut sich schwer mit Investitionsanträgen.
Divergierende Ziele
Während die meisten Einkäufer Zahlungen so lange wie möglich hinauszögern wollen, möchten die meisten Lieferanten so schnell wie möglich bezahlt werden. Ein Kompromiss ist nicht immer leicht zu finden. Aber viele Lieferanten sind bei einer Zahlung innerhalb von beispielsweise zehn Tagen bereit, ein bis zwei Prozent zu gewähren. Denn immer mehr Kunden ignorieren die vereinbarten Zahlungsziele und begleichen ihre Rechnungen erst Monate später.
In vielen Fällen können Firmen solche Skonti-Angebote allerdings nicht wahrnehmen, weil ihre Back-Office-Prozesse zu schwerfällig sind. Die Rechnungsabwicklung dauert häufig 20 Tage oder noch länger. Da stellt sich die Frage, ob durch Reorganisation, Investitionen und Automatisierung die momentane Situation verbessert und gleichzeitig Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen erzielt werden können?
Nur wenig automatisiert
Laut Erhebungen der grossen Wirtschaftsprüfer verfügen bisher nur rund 20 Prozent aller international tätigen Grossfirmen über einen automatisierten Zahlungslauf. Die effizientesten Unternehmen benötigen in der Regel vier Tage für die Bearbeitung eingehender Rechnungen bis zur Bezahlung, der grosse Rest aber im Durchschnitt 30 Tage.
Mit der Einführung von e-Invoicing und einer automatisierten Rechnungsbearbeitung, das heisst mithilfe einer integrierten SCF-Lösung, liessen sich die Durchlaufzeiten im Rechnungswesen deutlich verkürzen. Allerdings nutzt nur rund ein Viertel der Firmen eine e-Invoicing-Software und noch weniger eine integrierte Supply-Chain-Finance(SCF)-Lösung.
Dynamic Discounting in der Praxis
Wie kann die Zahlungsabwicklung im Rahmen der digitalen Transformation eines Unternehmens rechtskonform automatisiert und kontrolliert werden, insbesondere bei einer Zunahme der Aufträge, aber sinkenden Losgrössen? Mithilfe von Onlineplattformen ist dies heute möglich. Durch moderne Netzwerk-Technologie können Lieferanten- und Käuferökosysteme weltweit verbunden und auch Banken in diese Systeme eingebunden werden. Der gesamte Finanzprozess wird gestützt von KI (Künstliche Intelligenz), bedarfsgerecht und speditiv abgewickelt. Diese neuen Lösungen können problemlos in ERP-Systeme eingebettet oder als Stand-alone eingesetzt werden.
Käufer können angeben, wie viel Geld für Frühzahlungen zur Verfügung steht. Lieferanten haben die Möglichkeit, unabhängig davon Skontostaffelungen für verschiedene Zeitperioden anzubieten. Gemeinsam werden dann die Skonti festgelegt, die bei früher Zahlung automatisiert angewendet werden. Bei State-of-the-art-Systemen kann Käufer oder Lieferant von Rechnung zu Rechnung mit einem Click unkompliziert entscheiden, ob Dynamic Discounting greifen soll.
Vielfältige Vorteile
Für Unternehmen, die Skonti auf alle Eingangsrechnungen erhalten, ergeben sich signifikante Einsparungen und höhere Gewinnmargen. Aber auch Personaleinsparungen, Imagegewinn sowie langfristige, stabile Partnerschaften mit Lieferanten sind positive Nebeneffekte.
Darüber hinaus bringt die Automatisierung der Zahlungsprozesse in der Supply Chain mehr Transparenz in Bezug auf effektive Kosten und Zahlungsverhalten. Auswertungen von Frühzahlungen, Skonti und effektiven Einkaufskosten geben dem Einkäufer eine solide Basis für Preisforderungen und Einkaufsbedingungen bei zukünftigen Preisverhandlungen. Sie erleichtern das Durchsetzen von e-Invoicing und das Onboarding neuer Lieferanten.
Für den Lieferanten ist die Teilnahme an automatisierten Frühzahlungssystemen meist kostenlos und einfach zu handhaben. Wichtiger als hohe Margen ist vor allem für noch junge Produzenten und kleinere Lieferanten ein positiver Cashflow. Er sichert die Handlungsfähigkeit und Stabilität des Unternehmens. Darüber hinaus können Lieferanten innovative Dynamic-Discounting-Plattformen auch für Eigengeschäfte nutzen – ein wichtiges Argument. Die Kollaboration von Käufern und Lieferanten auf Plattformen für Dynamic Discounting ermöglicht eine faire Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren. So wird das Vertrauen zwischen den Geschäftspartnern gefördert und die Käufer-Lieferanten-Beziehung gefestigt.
Thomas Kofler
Der Autor ist seit 2019 Account Executive Schweiz bei Tradeshift. Tradeshift unterstützt Unternehmen bei der digitalen Transformation mit KI-getriebenen, Cloudbasierten Supply-Chain- und Finanzierungslösungen auf Basis zukunftsorientierter offener Netzwerktechnologie.