Innovation dank Konnektivität
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Herr Krause, wie beschreiben Sie einem Branchenfremden Ihr Geschäftsmodell?
Sunrise UPC ist das grösste private Telekommunikationsunternehmen der Schweiz. Wir bieten unsere Mobilfunk-, Internet-, TV- und Festnetzdienste sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden an. Um in der ganzen Schweiz die bestmögliche Internet-Konnektivität anbieten zu können, investieren wir massiv in unsere Infrastrukturen.
Welchen Wandel hat Ihr Unternehmen in den letzten Jahren durchlaufen?
Das augenfälligste Zeichen für den Wandel ist natürlich der Zusammenschluss von Sunrise und UPC zum kombinierten Unternehmen. Doch bereits die Vorgängerunternehmen – von Sunrise und von UPC – haben in den vergangenen Jahrzehnten hierzulande ihre Spuren in der Telekommunikationslandschaft hinterlassen. Der eine oder andere Kunde nutzt unsere Dienstleistungen möglicherweise schon seit 1996, als die damals sechs grössten Schweizer Elektrizitätsgesellschaften Diax gründeten. Diax fusionierte 2001 mit Sunrise. Auch UPC als Pionierunternehmen in der Glasfasertechnologie kann auf eine lange und spannende Entwicklungsgeschichte zurückblicken. Schon 1994 entstand die Cablecom durch den Zusammenschluss diverser Kabelnetzbetreiber. 2016 hat sie sich dann zur UPC Cablecom und dann zur heutigen UPC entwickelt. Und wir bleiben nicht stehen. Wir werden unser Markenportfolio in Richtung einer Hauptmarke entwickeln. Aber es wird noch einige Monate oder Quartale dauern, bis wir überall und bei allen Produkten unter einer einheitlichen Marke auftreten.
Was müssen hiesige Unternehmen tun, um sich auch in den kommenden Jahren digital fit zu halten?
Schon heute sind bei den allermeisten Unternehmen praktisch alle Prozesse digitalisiert. Es gilt jedoch weiterhin, agil und bereit zu sein für den Wandel und zu versuchen, neue Entwicklungen zu antizipieren. Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, autonome Abläufe, 5G und das IoT sind inzwischen keine Zukunftsmusik mehr. Wer Maschinen vernetzen, die Produktion automatisieren und die Zusammenarbeit vereinfachen will, der benötigt vor allem einmal eine sichere, aber zugleich auch agile technologische Infrastruktur. Kurz – wer digitalisieren will, muss in die ICT-Infrastruktur investieren.
Investieren ist wichtig, solange der «Return on Investment» stimmt ...
Wer schon einmal eine mehrstündige Netzwerk-Unterbrechung erdulden musste, der weiss, wie existenziell eine gute technologische Infrastruktur ist. Dank einer immer digitaleren Produktion und untereinander immer vernetzteren Maschinen lassen sich beispielsweise kostenintensive Wartungsarbeiten deutlich reduzieren und zum Teil vermeiden. Das kann einen grossen Teil der Total Cost of Ownership ausmachen.
(Tele-)Kommunikation als zentraler Teil der Digitalisierung?
Software- und Hardwaredefekte, menschliches Versagen, Viren und Hackerangriffe können die Servicequalität beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall gar zu Systemausfällen führen. Die (Tele-)Kommunikation darf für ein Unternehmen deshalb keinesfalls zum Flaschenhals werden, der seine Leistungserbringung behindert. Im Gegenteil. Gerade wenn es künftig vermehrt in Richtung Metaverse geht, wird sich der Bedarf an Bandbreite weiter massiv erhöhen. Wer die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen lassen will, benötigt genügend Rechenleistung.
Da kommen Sie mit Sunrise UPC als Lieferant ins Spiel – korrekt?
Korrekt. Unsere Kundinnen und Kunden sollen sich nicht noch zusätzlich mit zeitraubenden Aufgaben wie Wartung von Telefonanlagen, eine sichere und performante Standort-Vernetzung oder die Bewirtschaftung ihrer Mobilgeräte belasten müssen. Als Lieferant stellen wir sicher, dass sich neue Anwendungen problemlos in die bestehende IT- und Produktionsumgebung integrieren lassen. Nur im Zusammenspiel von menschlicher und künstlicher Intelligenz kann die Prozessautomatisierung ihr volles Potenzial entfalten und die Kosten reduzieren.
Wie wirkt sich die Integration auf die Beschaffungsprozesse von Sunrise UPC aus?
Bei der Integration geht es darum, Organisationsstrukturen und Prozesse zu harmonisieren. Zugleich ist es eine Chance, bisherige Einkaufsprozesse zu prüfen und nötigenfalls neu auszurichten. Essenziell dafür ist natürlich auch eine entsprechende Zielsetzung und Strategie. Wir sind dran, die historisch bedingt unterschiedlichen Beschaffungswesen zusammenzuführen. Wir haben bereits, kurz nachdem wir die Freigabe der Wettbewerbsbehörde erhalten haben, loslegen können. Trotzdem ist das ein sukzessiver Prozess und ein weitaus komplexeres Vorhaben, als einfach nur zwei unterschiedliche Datenbank- oder ERP-Systeme zusammenzuführen. Jeder Vertrag muss angeschaut werden. Gegebenenfalls müssen neue Ausschreibungen gemacht werden. Und es hat sicher auch zu einer Lieferantenkonsolidierung geführt. Natürlich haben wir in der neuen Form auch mehr Einkaufskraft, da wir nun auf Gruppenebene verhandeln und einkaufen können. Das betrifft aber vor allem solche Güter, die wir in allen Märkten benötigen und ein grosses Volumen ausmachen.
Welchen Einfluss hat die Pandemie auf diese Aktivitäten?
Wir sind mit dem aktuellen Stand der Integration sehr zufrieden, umso mehr, wenn man bedenkt, dass all das in Pandemiezeiten erfolgt ist. Das war zweifellos ein Belastungstest für unsere Infrastruktur und die Mitarbeitenden. Doch trotz allem konnten wir unser Momentum halten und unsere Marktanteile in den einzelnen Geschäftsfeldern sogar ausbauen. Da hat uns die kundenseitige temporäre Verlagerung der Arbeitsplätze ins Home-Office sogar weiteren Schub verliehen. Wir sind übrigens auf der Suche nach weiteren gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften für unser Procurement, die uns unterstützen.
Wie müssen Lieferanten aufgestellt sein, um bei Ihnen in die Kränze zu kommen?
Natürlich müssen unsere Lieferanten unsere Anforderungen in puncto Qualität, Quantität und Liefertermintreue erfüllen können. Wir erwarten von unseren Lieferanten, dass sie unsere Compliance-Richtlinien, auch was nachhaltige Beschaffung angeht, strikt einhalten. Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten zusammen, um deren Risiken und Leistungen hinsichtlich ökologischer, sozialer und ethischer Aktivitäten, einschliesslich der Einhaltung der Menschenrechte, zu bewerten. Einkaufsmanagement ist auch immer Reputationsmanagement.