Good-Practice-Ansätze für den Dienstleistungseinkauf
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Die steigende Vernetzung von Produktionsprozessen über Unternehmen hinweg bedingt, dass Firmen sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und vor- und nachgelagerte Prozesse vermehrt auslagern. In der Folge dieser Entwicklung konnte sich der Dienstleistungseinkauf zu einem zentralen Erfolgsfaktor für produzierende Unternehmen entwickeln. Doch während der Gütereinkauf seit Langem über hochprofessionalisierte Verfahren verfügt, konstatiert der typische Einkaufsleiter bei der Beschaffung von Dienstleistungen weiterhin Probleme und Unsicherheiten. Diese liegen zum Teil in der fehlenden Markttransparenz, der erschwerten Identifikation von Einsparpotenzialen sowie bei der Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Dienstleistung.
Aufbau der Studie
Vor diesem Hintergrund initiierte der Lehrstuhl für Logistikmanagement der HSG 2016 erstmalig eine Performance-Excellence-Studie zur Dienstleistungsbeschaffung im Schweizer Raum. Diese beinhaltet über 100 adressierte Fragen, die jeweils einen bestimmten Aspekt des Dienstleistungseinkaufs aufgreifen.
Mithilfe von verschiedenen empirischen Analysemethoden wurden sowohl branchenspezifische als auch gesamthafte Auswertungen durchgeführt. Weiterhin konnten Wirkungszusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren aufgezeigt beziehungsweise nachgewiesen und Good-Practice-Ansätze erschlossen werden.
Enge Zusammenarbeit mit Lieferanten
Die Topperformer der Studie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl mit externen Lieferanten als auch internen Kunden einen hohen Grad der Zusammenarbeit aufweisen. Besonders die Berücksichtigung von Bedürfnissen interner Kunden bei der Dienstleistungsbeschaffung kann als Differenzierungsmerkmal zwischen mittelmässigen und erfolgreichen Unternehmen verstanden werden. Damit einhergehend kann durch eine enge Zusammenarbeit bereits vorab eine fundierte Make-or-Buy-Entscheidung gefällt werden, die auch im Bereich der Dienstleistungsbeschaffung einen hohen Stellenwert einnimmt.
Ähnliche Resultate konnten bei der Zusammenarbeit mit externen Lieferanten festgestellt werden. Hier zeichnen sich die erfolgreichen Unternehmen durch kollaborierende Optimierungsprogramme mit externen Lieferanten aus. Insbesondere lässt sich hier die regelmässige Verwendung von leistungsbasierten Vertragsformen festhalten, die Bonuszahlungen, aber auch das gemeinsame Aufteilen von Erfolgen und Misserfolgen zwischen beiden Vertragspartnern berücksichtigen. Hier zeigt die Studie ein mögliches Potenzial auf, weil aktuell nur ein Bruchteil der Firmen auf solche Vertragsformen zurückgreift.
Transparenz durch integrierte IT-Tools
Obgleich die Notwendigkeit einer umfassenden IT-Integration in Unternehmen für verschiedenste Unternehmensbereiche bereits zahlreich nachgewiesen wurde, verdeutlicht die Studie die Schwierigkeiten, die mit der Bewertung von bezogenen Dienstleistungen einhergehen. Da die Qualität einer bezogenen Dienstleistung aufgrund ihrer spezifischen Charakteristika schwer und meist nur subjektiv zu quantifizieren ist, kann mit bestehenden IT-Produkten, die in der Regel für die Güterbeschaffung konzipiert wurden, nur bedingt gearbeitet werden.