Gemeinsam durch die Krise: Austausch als guter Nährboden
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Die vergangenen Wochen haben uns auf neue Ideen gebracht. Wo Homeoffice zuvor nur unter Begründung und eingeschränkt für möglich gehalten wurde, wird nun alles «fern dem Büro» erledigt. Der persönliche Kontakt findet nur noch telefonisch, online per Video oder dann mit grossem Abstand und in eher kleineren Gruppen statt.
Netzwerke, wie wir sie bisher pflegten, werden hinterfragt. Diese Tage wurde mir sogar mitgeteilt, dass die Zukunft wohl keine persönliche Nähe mehr zulasse. Das Vereinswesen sei am Ende. Dem wiederspreche ich vehement. Wir werden – wie generell beim Thema Digitalisierung bereits erkannt – bewusster zwischen «das ist mir etwas wert und ich pflege den persönlichen Kontakt» und «hier braucht es mich nicht vor Ort» wählen.
Einschränkungen sind auch Chancen
Zwischenmenschliche Kontakte, der Austausch von Erfahrungen, Gefühlen und Meinungen – das ist durchaus online möglich. Die Bedeutung und die Geschwindigkeit, aber auch die breite Streuung und Vernetzung, über teils beschränkt nutzbare Landesgrenzen und Kontinente hinweg, nimmt sogar zu. Es ist wunderbar, eine Idee zu teilen oder eine Frage zu stellen und dann in «Echtzeit» Antworten aus Übersee oder auch dutzende Ergänzungen zum Thema zu erhalten. Manche Perle wird so gefunden. Vieles aber ist und bleibt dann oberflächlich oder nicht eindeutig fassbar.
Im physischen Kontakt ist das anders. Auch mit entsprechendem Abstand können wir auf die Reaktionen des Gegenübers direkt eingehen. Ergänzungs- oder Rückfragen und auch körperliche Reaktionen vervollständigen die Kommunikation. Diskussionen in wechselnden Gruppen. Das «Aufschnappen» von Themen, die parallel diskutiert werden, die Interaktion durch Dritte, denen man zuvor keine Beachtung geschenkt hat – all diese Dinge sind beim Kontakt von Mensch zu Mensch einfach mit dabei.
Dennoch, die Coronisierung (abgeleitet von coronisieren, was gemäss Leibnitz-Institut für deutsche Sprache so viel wie anpassen an die Rahmenbedingungen der aktuellen Pandemie bedeutet) als Ganzes hat nicht nur negative Seiten aufgezeigt. Wir haben in vielen Belangen dazugelernt und einige technologische Schübe vollzogen, die uns sonst Monate, wenn nicht Jahre abverlangt hätten. Die Gesamtbilanz hingegen dürfte schwerwiegende Folgen für uns alle haben. Dramatische und traumatische Erlebnisse in vielen Ländern und Regionen gehen uns nahe. Und der wirtschaftliche Schaden betrifft uns alle. Noch ist nicht absehbar, in welchem Ausmass wir uns davon erholen. Auch ist nicht klar, wann sich die Verzerrung der Marktgegebenheiten auswirken wird. Die Unternehmen sind gefordert. Die Arbeitnehmenden ebenfalls.
Beschaffung gewinnt massiv an Stellenwert
In dieser speziellen Ausgangslage und unter Beachtung der gemachten Erfahrungen gewinnt die Beschaffung massiv an Stellenwert. Die Supply Chain rückt ins Zentrum der unternehmerischen Tätigkeiten. Sei es, um sofort auf die Schwankungen in der Nachfrage und die daraus resultierenden Bedürfnisse an «Einsparungen» respektive «Senkung von Lagerbestand» oder im umgekehrten Falle «Erhöhung von (Sicherheits-)Bestand» zu reagieren, oder aber, um die «Versorgungssicherheit» – aus welcher Region auch immer – der notwendigen Güter zu decken. Die kommenden Monate werden zudem vermehrt im Zeichen der nachhaltigen und verlässlichen Bezugsquellen sowie der Schaffung von alternativen Lieferketten stehen. Eine spannende Zeit für Einkaufsverantwortliche in allen Branchen.
Wo trägt Sie unser Netzwerk?
Vielerorts stand und steht unser Name primär für Bildung, haben wir doch über Jahrzehnte die heutige Einkaufslandschaft durch Vermittlung von Wissen geprägt. Hier die jeweils aktuellen Trends und Entwicklungen aufzugreifen und das zur Umsetzung erforderliche (praktische) Wissen zu vermitteln, ist unsere Herzensangelegenheit.
Als ursprüngliche «Erfahrungsgruppe» (so ist procure.ch vor rund 60 Jahren entstanden) und Plattform für den Austausch von Wissen eröffnet sich Ihnen als Mitglied zudem die Chance, nicht alles «alleine» erfinden zu müssen, sondern sich auszutauschen und von den Ergebnissen der jeweiligen Massnahmen und Entscheide oder Vorgehensweisen gegenseitig zu profitieren.
Diese «Wissens- und Erfahrungsdatenbank» in den Köpfen der einzelnen Mitglieder fassbar zu machen, ist eine der zentralen Netzwerkaufgaben unseres Fachverbands. Das macht uns einzigartig. Wir hören Ihnen zu. Durch stete Prüfung der Bedürfnisse unserer Mitgliedsfirmen sowie einen Blick über den Tellerrand der Entwicklungen im Einkauf rundherum gelingt es uns, das Bildungsangebot, aber auch den Austausch zu topaktuellen Themen anzubieten und zu ermöglichen.
Eine zusätzliche für Mitglieder kostenlose Wissensplattform sind unsere Netzwerkanlässe. Bis zu 60 Anlässe pro Jahr finden statt. Verteilt über die ganze Schweiz. Auch 2020 werden es immer noch 40 Anlässe sein. Networking findet bei uns nach wie vor statt. Neben den Regionenevents gilt das auch für Einsätze im Sinne der Bildung und der Vereinstätigkeit. So treffen sich im Rahmen der jeweiligen Sparten Hunderte von Wissensträgern zu unterschiedlichsten Anlässen. Mehrfach pro Jahr.
Teil eines Netzwerkes zu sein, bietet weiterhin tolle Chancen. Unter anderem gibt es Ihnen die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen im Vergleich zu anderen zu prüfen. Das kann auch im «stillen Kämmerlein» sein, wenn ich mir die Entwicklungen rundherum aufgrund von Fachartikeln und Newsletters sowie die sich verändernden Wissensthemen anschaue und reflektiere.
Lassen Sie uns wissen, wo und in welcher Form Sie sich einbringen möchten. Lassen Sie uns ebenso wissen, was Sie zur Erfüllung Ihrer täglichen Verantwortung und Aufgaben benötigen. Unser Fachverband ermöglicht es Ihnen, genau dies an einer zentralen Stelle zu finden. Wir als Verband bleiben für Sie am Ball. Wir machen neue Themen für Sie sichtbar und beleuchten für Sie deren Bedeutung. Als Mitglied haben Sie Zugang zu allen Verbandsmitgliedern, sei es im Rahmen von Anlässen oder auf persönlicher Ebene. Bei Bedarf stellen wir die Kontakte für Sie her.
Sie haben die Chance, Ihre Unternehmung – und eventuell auch sich selbst – zu präsentieren, eigene Erfahrungen zu teilen und so dem kollektiven Wissen etwas zurückzugeben. Zudem profitieren Sie von einem persönlichen und unternehmerischen Benchmark im Austausch mit Gleichgesinnten. Sollten Sie ein ganz individuelles, spezielles Anliegen haben, fragen Sie einfach bei uns nach. Die persönliche Unterstützung ist Ihnen gesichert (Ländersprechtage, Einschätzungen, Kontakte, Problemstellungen, Vertragsvorlagen, Beratung, Leitfaden, Checklisten, Vergleichsstudien, Arbeitsgruppen etc.).
Die schwierige Ausgangslage und der kommende Alltag mit all seinen Sorgen, aber auch seinen Freuden beschäftigt uns alle stark. Die Krise tritt dabei schnell in den Hintergrund, die zu lösenden Aufgaben jedoch nicht. Es ist essenziell, hier ein offenes Ohr oder eine thematische Hilfestellung im richtigen Moment zu erhalten und zu erkennen. Dabei kann unser Fachverband wertvolle Unterstützung bieten.
Andreas Kyburz
Als langjähriger Leiter Logistik und IT bei einer Grossunternehmung sammelte Andreas Kyburz über Jahre hinweg Erfahrung als strategischer Einkäufer. Er glaubt an die vereinte Kraft der Beschaffung, bestehend aus Einkauf und Logistik, und beschäftigt sich zudem mit einem aktuellen Forschungsprojekt zum Stellenwert des Einkaufs bei mittelständischen Unternehmen. Als erprobter Detailhandelsprofi steht er als Sparringspartner zur Verfügung.