Geistiges Eigentum, Swissness und Produktpiraterie: Wie der Schutz von Ideen zur Verantwortung wird

Geistiges Eigentum, Swissness und Produktpiraterie: Wie der Schutz von Ideen zur Verantwortung wird

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Ein exklusiver Einblick ins Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) in BernIn einer globalisierten Welt, in der Innovation, Herkunft und Markenidentität über den wirtschaftlichen Erfolg entscheiden, wird der Schutz von geistigem Eigentum immer zentraler. Am 20. März 2025 gab es die Möglichkeit besonderen Blick hinter die Kulissen des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum (IGE) – dem Kompetenzzentrum des Bundes für alle Fragen rund um Patente, Marken, Designs, Urheberrechte und mehr.Der Event vereinte Theorie und Praxis, Strategie und Erfahrung, Institution und Industrie – und machte eines ganz deutlich: Geistiges Eigentum ist kein abstrakter Rechtsbegriff, sondern ein zentraler Bestandteil unseres wirtschaftlichen Handelns.

Das IGE – wo Ideen zu Werten werden

Peter Studer, Leiter Kommunikation beim IGE, eröffnete den Anlass mit einem umfassenden Überblick über die Organisation, ihre Aufgaben und Wirkungsbereiche. Dabei wurde klar: Das IGE ist weit mehr als eine Registerstelle. Es vereint unter einem Dach verschiedenste Abteilungen, welche nicht nur Schutzrechte erteilen und verwalten, sondern auch die gesetzliche Grundlage mitgestalten, Bundesbehörden beraten und die Schweiz in internationalen Organisationen vertreten.

 

Studer verstand es, Theorie mit anschaulichen Beispielen zu verbinden und den Gästen aufzuzeigen, wie vielfältig die Welt des geistigen Eigentums ist – und wie wichtig es ist, diese Welt zu verstehen. Ob Markenrechte, geografische Herkunftsangaben oder strategische Schutzüberlegungen: Das IGE begleitet Erfinder, Unternehmen und Institutionen vom ersten Einfall bis zur internationalen Absicherung ihrer Idee.

Swissness: Schutz der Marke Schweiz

Franziska Leuenberger, stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle Swissness Enforcement, brachte das Thema Swissness auf den Punkt: Was macht ein Produkt wirklich "schweizerisch"? Und wer darf mit der Marke Schweiz werben?

 

Die Swissness-Gesetzgebung wurde geschaffen, um genau diese Fragen zu klären. Leuenberger erklärte die Herkunftskriterien, die für Produkte erfüllt sein müssen, um das Label "Schweiz" zu tragen – sei es bei Lebensmitteln, Industrieprodukten oder Dienstleistungen. Der Schutz dieser Herkunftsangabe sei kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Denn der wirtschaftliche Wert der Marke Schweiz ist enorm: Sie steht weltweit für Qualität, Verlässlichkeit und Innovation.

 

"Wir müssen sicherstellen, dass Swissness nicht zur Worthülse verkommt", betonte Leuenberger. Es gehe darum, Konsumenten vor Täuschung zu schützen und unlauteren Wettbewerb zu verhindern. Der Schutz der Swissness ist damit nicht nur ein juristisches Anliegen, sondern auch ein Akt wirtschaftlicher Fairness.

STOP PIRACY: „Fälschung ist Betrug“

Ein emotionales Highlight des Nachmittags war der Vortrag von Eveline Capol, Leiterin der Geschäftsstelle STOP PIRACY. Mit klaren Worten machte sie auf die wachsende Bedrohung durch Produktpiraterie aufmerksam – ein globales Problem mit lokalen Konsequenzen.

"Fälschung ist Betrug", sagte Capol eindringlich. Und sie meinte das nicht nur juristisch. Denn Produktfälschungen gefährden nicht nur Marken und Unternehmen, sondern auch Arbeitsplätze, Sicherheit und Gesundheit. Die Bandbreite der Fälschungen reicht von Luxusartikeln bis hin zu Maschinenbauteilen, von Medikamenten bis zu Spielzeugen.

Capol zeigte auf, wie STOP PIRACY mit Partnern aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenarbeitet, um Aufklärung zu leisten, Gesetzeslücken zu schliessen und konkrete Massnahmen zur Bekämpfung der Fälschungen umzusetzen. Ihr Appell: “Setzen Sie sich gemeinsam mit uns gegen das schmutzige Geschäft der Fälschungen ein.”

Logistische Dienstleistungen im Zollhilfeverfahren

Auch ein wenig technischer, aber umso praxisnäher war der Beitrag von Sebastian Elliker, Projektleiter und Organisationsanalyst beim IGE. Er führte in das Zollhilfeverfahren ein – ein zentrales Instrument im Kampf gegen Produktpiraterie und Markenmissbrauch an der Grenze.

Elliker erklärte, wie Unternehmen in der Schweiz aktiv mit den Zollbehörden zusammenarbeiten können, um verdächtige Lieferungen aufzuspüren, aufzuhalten und überprüfen zu lassen. Das IGE unterstützt diesen Prozess mit gezielten Dienstleistungen und fungiert als Schnittstelle zwischen Rechteinhabenden und Behörden. Für Unternehmen bedeutet dies eine effiziente Möglichkeit, ihre Schutzrechte auch im internationalen Warenverkehr durchzusetzen – ohne hohe Kosten oder administrativen Aufwand.

Der Vortrag zeigte eindrücklich, wie wichtig gut organisierte, schlanke Prozesse sind, um Fälschern das Handwerk zu legen – bevor ihre Produkte überhaupt auf den Markt gelangen

Mehr als nur Vorträge: Austausch und Netzwerk

Neben den Referaten bot der Anlass auch Raum für Austausch und Vernetzung. Beim anschliessenden Apéro nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Fragen zu vertiefen, Kontakte zu knüpfen und Best Practices auszutauschen.

Besonders geschätzt wurde die direkte Begegnung mit den Experten– ein Dialog auf Augenhöhe, der das komplexe Thema greifbar und relevant machte. Gerade in Zeiten globaler Lieferkettenprobleme, Rohstoffknappheit und rasanter Digitalisierung wird der Schutz geistigen Eigentums zur strategischen Notwendigkeit.

Verantwortung übernehmen für Ideen, Herkunft und Originalität

Der Event im IGE hat eindrucksvoll gezeigt, dass geistiges Eigentum nicht nur juristische Schutzmechanismen meint – sondern auch Verantwortung. Verantwortung für Innovation, für Transparenz, für Vertrauen. Die Marke Schweiz, das Originalprodukt, die kreative Idee – all das verdient es, geschützt zu werden.