Die Wurst zum Abschied
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Mit diesem Text verabschiede ich mich nach vier Jahren als Kolumnist im Procure Swiss Magazin. Ich danke der Redaktion, dass man mir freie Hand liess.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht waren es vier turbulente Jahre, ohne dass ein Ende abzusehen ist. Ich habe viele Gedanken zum Thema mit Ihnen geteilt. Welchen volkswirtschaftlichen Pflock möchte ich hier zum Abschied noch tiefer einschlagen? Es ist das Bewusstsein um die Geldmengensteigerungen der letzten Zeit. Verfolgen Sie das Thema und schlucken Sie leer, wenn Sie die Zahlen von 2020 sehen! Die Weltwirtschaft wird mit Gelddrucken am Laufen gehalten. Dieses Experiment haben in der Geschichte schon viele gewagt. Jeder einzelne Versuch ist – früher oder später – mit dem inflationären Zusammenbruch der Währung gescheitert. Gut, die Wirtschaft war noch nie so produktiv wie heute, so verflochten, so informa-
tionslastig. Dennoch bleibe ich überzeugt, dass man auch heute nicht zaubern kann: Irgendwann werden wir mit einer massiven Geldentwertung bezahlen. Hätte man das Auseinanderklaffen von Güter- und Geldseite so vor zehn Jahren prognostiziert, wäre man zu Recht für geistesgestört erklärt worden.
Bevor ich mich weiter zu volkswirtschaftlichen Fragen wiederhole, möchte ich die Reihe mit etwas ganz anderem beschliessen. Völlig random vielleicht, doch getreu dem Geist der vier Jahre, gegen Dogmatismus und Unvernunft anzuschreiben. ‹Was alle sagen, muss noch lange nicht stimmen› war stets Leitgedanke.
Seit einem Jahr esse ich kein Fleisch mehr, nicht missionierend, soll jeder machen, wie er will. Es ist jedoch spannend, mit welchem Blödsinn die Fleischesser jedes Mal darauf reagieren. Die Gespräche unterscheiden sich dabei höchstens in Nuancen: ‹Vegetarismus, ja, ja, schön für dich, doch ich verstehe nicht, wieso ihr Vegetarier aus Pflanzen und Schlimmerem Würste und Burger macht und sie dann auch noch so nennt. Weil das ist doch klassisch Fleisch, verstehst du? Ich meine, seid doch wenigstens ‹ehrlich› und verlegt euch mehr so aufs Gemüse. Diese Ersatzprodukte sind eine kulinarisch unwürdige Fälschung.› An dieser Stelle werde ich mittlerweile laut. Nein, ich will nach wie vor genüsslich Würste und Burger essen, nur einfach ohne tote Tiere drin. Was ist eine Wurst anderes als eine ideal geeignete Form, etwas zuzubereiten und zu essen? Der Mensch bringt das Brät willentlich und künstlich in diese Form, sei es nun tierischer oder pflanzlicher Herkunft. Wenn Wurst und Burger eine natürliche Form des Fleisches sind, möge man mir bitte das Tier mit den entsprechenden Körperteilen zeigen.
Ich werde auch künftig kurze Texte verfassen. Unregelmässig, dafür vielleicht noch eine Spur radikaler. Sie finden diese Denkanstösse auf der Page der Kaderschule Zürich (www.kszh.ch). Oder Sie vernetzen sich mit mir auf Linkedin, ich freue mich darüber.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ihr Roland Wirth
Roland Wirth
Der promovierte Volkswirtschaftler kennt die Bildungswelt aus unterschiedlichen Funktionen und ist als Dozent für Volkswirtschaftslehre am Puls der Wirtschaftspolitik. Er ist Geschäftsführer und Rektor der Kaderschule Zürich, welche die Anbieterin des PWA-Wirtschaftsprogramms und der Lernplattform elob ist.