PMI International Dezember 2020
Publiziert am
Die weltweite Industrie expandiert rapid. Die Produktion habe im November
so markant zugenommen wie zuletzt im Januar 2018, und «die Wachstumsrate ist eine der besten des vergangenen Jahrzehnts», meldete der Londoner Datendienstleister IHS Markit am Dienstag. Auf seinen monatlichen Umfragen basiert der wichtigste Frühindikator für die Industrie: Der globale, nach dem Bruttoinlandprodukt gewichtete Industrie-Einkaufsmanagerindex (Purchasing
Managers Index, PMI) ist im November von 53 auf 53,7 gestiegen. Die Nachfrage
habe weiter zugenommen, ebenso der internationale Handel.
Während sich die weltweite Industrie weiter von der Krise erholt, geht es in der Eurozone abwärts. Vor allem Dienstleistungsunternehmen leiden unter den
Massnahmen gegen die Pandemie, die Nachfrage ist im November so heftig kollabiert wie zuletzt im Mai. Die Industrie hat lediglich einen Dämpfer erlitten. Die
Schere zwischen dem verarbeitenden Gewerbe und den Dienstleistern in Europa
ist weit offen.
Dämpfer in der Eurozone
Allerdings hat auch die Industrie in der Währungsunion die Produktion gedrosselt, die Fertigung sinkt auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erholung im Juli.
Der Industrie-PMI für die Eurozone ist von 54,8 im Oktober auf 53,8 im November gefallen. Trotz dieser Delle steht der Frühindikator deutlich über der Schwelle von 50, die zwischen Wachstum und Kontraktion im Geschäftsverlauf der Unternehmen trennt.
Für Deutschlands Industrie liefere der PMI von 57,8 «weitere positive Anzeichen, dass sich die Geschäftslage kontinuierlich verbessert», kommentiert Phil Smith von IHS Markit. Die Umfrage zeige aber auch, dass die Branche nicht gänzlich immun sei gegen den neuen Lockdown. Der Grossteil des verarbeitenden Gewerbes zeige sich jedoch widerstandsfähig.
In Frankreich hingegen ist der Industrie-PMI von 51,3 auf 49,6 gesunken. Der Auftragseingang hat markant abgenommen, und die Produktionsmenge ist gefallen. Dies bremst die Erholung. Derweil bleibt Italiens Industrie mit dem PMI von
51,5 über der Wachstumsschwelle.
Die Schweiz steht gut da
In der Schweiz ist der von Credit Suisse und dem Branchenverband Procure erhobene Industrie-PMI von 52,3 im Oktober auf 55,2 gestiegen. Für die bessere Entwicklung als in der ersten Pandemiewelle seien zwei Gründe verantwortlich, erklärt Credit Suisse: Erstens funktionierten diesmal die Lieferketten, und zweitens habe besonders Nordasien – namentlich China, aber auch Japan und Südkorea – die Pandemie im Griff. «Von der Nachfrage aus Asien profitiert die Schweizer Industrie
nicht nur direkt, sondern auch indirekt, beispielsweise als Zulieferer für die deutsche
Automobilindustrie.» Mit einer kräftigen Konjunkturerholung im dritten
Quartal steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da.
In China ist der von der Mediengruppe Caixin erhobene PMI von 53,6 auf 54,9
gestiegen. Damit wächst die Wirtschaft so stark wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr.
Der offizielle PMI aus Peking, in dem die Staatskonzerne ein grösseres Gewicht haben, hat von 51,4 auf 52,1 zugelegt. Dank der guten Konjunkturlage sind chinesische Aktien aussichtsreich.
US-Beschäftigung nimmt ab
Auch in den USA erholen sich die Industrieunternehmen weiter. Der PMI des Institute
for Supply Management (ISM) ist zwar von 59,3 auf 57,5 gefallen. Doch der Wert signalisiert gemäss ISM für den siebten Monat in Folge eine wirtschaftliche
Expansion, und zwar nicht nur für die Industrie, sondern für die Gesamtwirtschaft.
Es zeigen sich aber auch Schattenseiten. Der Teilindex für die Beschäftigung
ist von 53,2 auf 48,4 gefallen und steht in der Schrumpfungszone. Im Oktober hatte
der Beschäftigungsindex das erste Mal seit Juli 2019 Wachstum signalisiert.
Für das kommende Jahr ist Bank of America insgesamt optimistisch. DieWirtschaft
wachse weltweit 5,4% (Höchstwert seit 1973), in den USA 4,5% (Höchst seit
1999) und in China 8,5% (Höchst seit 2011). Im Vergleich zum laufenden Jahr
lauten die Schlagworte für 2021 gemäss BofA-Chefstratege Michael Hartnett:
Impfung statt Virus, Wiedereröffnen statt Lockdown, Erholung statt Rezession.
Quelle: Finanz und Wirtschaft vom 2. Dezember 2020