Die Digitalisierung von Gütertransporten wird zum Standard

Die Digitalisierung von Gütertransporten wird zum Standard

Publiziert am Autor: Peter Somaglia

Effizienz, Transparenz, Zeit- und Kosteneinsparungen - Begriffe, die Einkaufsprofis wohl täglich verwenden. Welchen Beitrag internetbasierte B2B-Transaktions- und Informationsplattformen leisten, beschreibt Peter Somaglia am Beispiel des Cargo Community Systems efreight.

Die digitale Transformation schreitet in allen Wirtschaftszweigen stetig voran. Mit der Gründung des ersten schweizweiten Cargo Community Systems (CCS) «efreight», in diesem Jahr hat die Digitalisierung, insbesondere der Luft- und Seefrachtabwicklung, in der Schweiz an Schubkraft gewonnen. Die neue Plattform steht allen Unternehmen in der Schweiz und im Ausland offen. Lieferanten, Abnehmer und Dienstleister können sich so weltweit über Schnittstellen vernetzen. Sämtliche Transportmittel sind abgedeckt. 

Zukunftsmodell CCS

Das Projekt wurde bereits 2012 unter Federführung des Industrieverbands IG Air Cargo Switzerland und mit finanzieller Unterstützung des BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) lanciert. Ziel war die Entwicklung einer Flughafen-übergreifenden, landesweiten Datenaustauschplattform für die Luftfracht die eine schnellere und papierlose Dokumentenabwicklung, eine effizientere Frachtabwicklung, die Optimierung von Wertschöpfungsketten und mehr Transparenz und Sicherheit entlang der Supply Chains ermöglicht.

Ähnliche CCS mit unterschiedlichen Reifungsgraden gibt es zum Beispiel in Singapur, Dubai, Rotterdam, Amsterdam, Paris und Frankfurt. Die meisten sind jedoch auf einen Standort (Flughafen/Hafen) oder einen einzelnen Verkehrsträger (Flugzeug, Schiff, Binnenschiff, Lkw, Bahn) fokussiert.

Die Anwender

efreight bietet sämtlichen Teilnehmern der Logistikkette sowie allen Verkehrsträgern die Möglichkeit, Bestellbestätigungen, Avisierungen, Lieferscheine, Statusmeldungen sowie Fracht- und andere Begleitpapiere im gesamten Transport-Prozess elektronisch auszutauschen, beziehungsweise. Papierdokumente durch PDFs oder Daten zu ersetzen. Mit Hilfe der digitalen Plattform wird der elektronische Datenaustausch schneller und sicherer. Dank Statusrückmeldungen kann der Verlauf von Sendungen weltweit in Echtzeit überwacht werden. 

An die 400 Anwender auf allen Kontinenten arbeiten inzwischen auf der efreight-Plattform. Zu den aktiven Nutzern gehören Schweizer Lebensmittelhersteller, Detailhändler, Chemie- und Pharmaunternehmen sowie über 50 Spediteure weltweit und einige namhafte Fluggesellschaften. Zurzeit werden rund 15‘000 Sendungen und über 200‘000 Tonnen Ladung pro Jahr darüber abgewickelt.

Wie funktioniert efreight?

Industrie- und Handelsfirmen können mit Hilfe der efreight-Plattform ihre Beschaffungslogistik planen und steuern. Sie können Bestellungen und Transportaufträge im eigenen IT-System oder über eine einfache Maske direkt auf dem Portal der efreight AG erfassen. Diese werden gemäss den Vorgaben des Auftraggebers automatisch an den Lieferanten und Speditionspartner im Lieferland weitergeleitet. Im Gegenzug erhält der Auftraggeber eine elektronische Bestell-/Auftragsbestätigung. Damit jede Sendung eindeutig identifizierbar und während des gesamten Sendungsverlaufs nachverfolgbar bleibt erhält jede Sendung eine eindeutige Sendungsnummer und die einzelnen Packstücke werden mit Barcode-Etiketten (z.B. SSCC Label) versehen. 

Auf Basis der eingegangenen elektronischen Daten des Bestellformulars kann der Lieferant den Auftrag in seiner Firma auslösen und nach dessen Fertigstellung die Sendung zur Abholung aus seinem Lager vorbereiten. Die Information über die Abholbereitschaft wird an den Besteller und den Spediteur übermittelt.

Anhand der erhaltenen Daten beauftragt der Spediteur die Abholung beim Lieferanten. Danach erstellt dieser in seinem System einen elektronischen Luft- oder Seefrachtbrief und übermittelt die notwendigen Meldungen an die Fluggesellschaft oder Reederei. Nachfolgend werden diese Informationen und Status-Updates via efreight an den Speditionspartner und Zollagenten in der Schweiz übermittelt, der die Sendung dem Kunden avisiert. Je nach den Bedürfnissen des Bestellers kann auch dieser jederzeit in die Kommunikationskette miteingebunden und in Echtzeit auf dem Laufenden gehalten werden. Über den eingehenden Warenfluss erlangen die Unternehmen somit völlige Transparenz und können diesen effizient und professionell steuern.

Das Supply Chain Management eines Nutzers kann Einkauf- respektive Verkauf bei Störungen der Lieferkette in Echtzeit informieren. Gleichzeitig erlaubt die Plattform Auswertungen in Echtzeit. So kann unter anderem geprüft werden, ob die Bestellbestätigungen in vollem Umfang eingegangen sind, ob die Lieferscheine vollständig und rechtzeitig übermittelt wurden, aber auch ob Material-/ Artikelpositionen, Mengen und Preise stimmen. 

Hoher Sicherheitsstandard

Nahezu jede Datenquelle kann über eine Schnittstelle an die efreight-Plattform angebunden und für die Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt werden. Damit wird die Plattform zur effizienten Schaltzentrale heterogener Lieferketten, ohne dass Bestandssysteme oder die der anzubindenden Geschäftspartner verändert werden müssen.

Die vertraulichen Daten der Supply-Chain-Partner sind bei der Weiterleitung und Speicherung auf einem geschützten Rechenzentrum jederzeit vor unerlaubten Zugriffen, beispielsweise durch Mitwettbewerber, geschützt. Des Weiteren wird den Nutzern eine hohe Verfügbarkeit des Systems ohne Störungen garantiert.

Beitrag zur smarten Logistik

Die neue Plattform leistet einen wichtigen Beitrag, damit die Schweizer Logistik smarter wird und die Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt. Ziel ist ein reibungsloses Ineinandergreifen mit anderen e-Initiativen von Schweizer Hochschulen und Bundesverwaltungen (Zoll, Security usw.). Die neue Plattform bietet vor allem KMUs die Chance, ohne hohe Investitionen auf den «digitalen Zug» aufzuspringen und von den Vorteilen zu profitieren.

Der Autor

Peter Somaglia

Der Präsident der IG AirCargo Switzerland und Geschäftsführer der efreight AG verfügt über jahrelange CEO-Erfahrung bei Cargologic und in der früheren SAir Group.

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