Der Planer hinter den goldenen Bögen

Der Planer hinter den goldenen Bögen

Publiziert am Autor: Mario Walser

Bis zum ersten herzhaften Biss in den Big Mac ist einiges an Vorarbeit nötig. Dafür benötigt McDonald’s Schweiz digital fitte, kommunikative, empathische und strategisch beschlagene, resiliente Einkaufsprofis. Für Strategie, Planung und optimierte, transparente Lieferketten zeichnet Rainer Rufer verantwortlich.

Herr Rufer, McDonald’s hat einen Bekanntheitsgrad von wohl annähernd 100 Prozent. Trotzdem – wie beschreiben Sie Ihre Unternehmensvision und Ihr Geschäftsmodell kurz und knackig? 

Wir wollen unseren Gästen das Leben einfacher und genussvoll machen und das beliebteste Burger-Restaurant der Schweiz sein – das ist unsere Vision. Die Grundlage für unser Geschäftsmodell ist seit 1955 das FranchisingSystem. Unser Geschäftsmodell basiert in der Schweiz auf drei starken Stützen: unseren Lizenznehmern, unseren Lieferanten und unserem Hauptsitz in Crissier.

Dann ist McDonald’s eigentlich ein KMU?

Mit dem Franchising-System fördern wir seit bald 45 Jahren das lokale Unternehmertum. Wir sind ein Netzwerk von 44 KMU, denn fast 90 Prozent der rund 170 McDonald’s-Restaurants in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein werden von selbstständigen Unternehmerinnen und Unternehmern im Franchisevertrag geführt. Durch das Franchising-System sind wir in jeder Region verankert und nahe bei den Bedürfnissen der Gäste.

Wie breit ist Ihr Beschaffungsportfolio – und wo beschaffen Sie schwergewichtig?

Damit wir unseren schweizweit rund 300 000 Gästen pro Tag einen perfekten Service bieten können, beschaffen wir so regional wie möglich. Wir kaufen Fleisch von Bell aus Oensingen, Pommes von Frigemo aus Cressier, Brot von Fortisa aus Zuchwil und Salat von Eisberg aus Dänikon. Wir beschaffen von den Verpackungen bis hin zu den Uniformen alles zen­tral. Mit den meisten Lieferanten arbeiten wir seit vielen Jahrzehnten zusammen. Mit Bell und Frigemo seit der Eröffnung des ersten Schweizer McDonald’s im Jahr 1976. 

Rainer Rufer

Er ist verantwortlich für die strategische Planung und Beschaffung von Lebensmitteln, Verpackungsmaterialien und Dienstleistungen für McDonald’s Schweiz. Als «Director Supply Chain & Sustainability» bei McDonald’s Schweiz in Crissier ist Rainer Rufer seit über 20 Jahren bei bei McDonald’s und seit August 2014 Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für 10 Mitarbeitende sowie die Bereiche Einkauf und Produktentwicklung, Nachhaltigkeit und Qualität. Der ausgebildete Lebensmittel-Inspektor verfügt über einen Masterabschluss und langjährige Erfahrung in der Lebensmittelbranche und der Qualitätskontrolle.

Wie hoch ist der Wertschöpfungsanteil in der Schweiz? 

87 Prozent unserer Zutaten beziehen wir von Schweizer Lieferanten. Das einheimische Einkaufsvolumen ist seit vielen Jahren auf diesem hohen Niveau stabil. 

Wie ist Ihr Einkauf organisiert?

Das Supply-Chain- und Sustainability-Team,  das ich leite, verantwortetet den gesamten Einkauf für alle Güter. Mein Einkaufsteam garantiert die optimale Lieferantenauswahl und stellt die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern sicher. Bei Warengruppen, die für mehrere Länder gemeinsam beschafft werden, arbeiten wir mit unseren internationalen Kollegen zusammen. Die operative Umsetzung der Beschaffung erfolgt durch unseren langjährigen Logistikdienstleister HAVI GmbH in Oensingen, welche die Abwicklung von der Bestellung bis zur Auslieferung an die Restaurants in engem Austausch mit meinem Team gewährleistet. 

Welche Prinzipien und Standards haben Sie etabliert, um Qualität und Nachhaltigkeit sicherzustellen?

Die Qualität der Produkte und ihre nachhaltige Herstellung sind zentral. Die Lieferanten werden in die Qualitätsanforderungen jederzeit mit eingebunden. Nachhaltigkeit ist zen­trales Element in unserer Lieferkette. So setzen wir zum Beispiel bei unseren Hamburgerbrötli seit über 20 Jahren auf 100 Prozent IP-Suisse Mehl oder beim Rindfleisch auf Tiere, welche nach dem RAUS-Standard gehalten werden – also Auslauf ins Freie haben.  

Können Sie uns Einblicke in die Auswahlkriterien und Anforderungen für Lieferanten von McDonald’s Schweiz geben?

Es ist uns wichtig, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die unsere Werte teilen. Wir setzen auf eine langfristige, transparente Zusammenarbeit, weil wir so gemeinsam stärker werden und uns gemeinsam einen Vorteil am Markt erarbeiten können, der allen involvierten Partnern hilft, McDonald’s, unseren Lizenznehmern und Lieferanten. Wir sprechen hierbei vom dreibeinigen Stuhl, den Lieferanten und Partnern, den Lizenznehmern und McDonald’s Schweiz. Jedes Bein des Stuhls ergibt zusammen ein stabiles System.

Und wie sieht es in punkto KPI, Zahlen und Prozessen aus?

Neben der Wertebasis müssen natürlich auch die qualitativen KPI stimmen. Hier stehen Qualität, Sicherheit und Verfügbarkeit im Fokus. Diese lassen wir uns durch klare Prozesse, eine offene Kommunikation sowie ISO-Standards und weitere Zertifizierungen garantieren.   

Wie arbeiten Sie mit Ihren Lieferanten zusammen, um transparente Lieferketten zu gewährleisten? 

Unsere Jahresplanungen teilen wir mit den Lieferanten. Ohne Sicht auf die geplanten Promotionen und die Nachfrage geht es nicht. Unser Logistiker HAVI als Drehscheibe vertieft sich in die Detailzahlen und plant im täglichen Austausch mit den Lieferanten die Menge entsprechend dem Restaurantbedarf.    

Welche Schritte unternimmt McDonald’s Schweiz, um sicherzustellen, dass die Lebensmittel in den Restaurants von höchster Qualität sind? 

Unsere Lieferanten kennen unsere Abläufe in den Restaurants genauso gut wie wir. Durch dieses gemeinsame Verständnis stellen wir sicher, dass das Qualitätsdenken in der Beschaffung und Produktion bei den Lieferanten immer mit Fokus auf das Restaurant im Zentrum steht. Die Lieferkette über unsere Logistikdrehscheibe HAVI ist ein Schlüsselfaktor. Alle Produkte laufen in Oensingen zusammen und werden von dort an unsere Restaurants frisch geliefert. Der gemeinsame Fokus und Prozess vom Hersteller, über die Logistik bis zum Restaurant gewährleistet die Qualität und Frische.

Wie ökologisch geschieht das alles? 

Neben dem Fokus aus Frische und Qualität ist uns die Umwelt genauso wichtig. Deshalb legen unsere Güter beispielsweise mehr als 55 Prozent der Transportkilometer via Schiene zurück. Für die Feinverteilung in die Restaurants setzen wir dann auf LKW, die mit Biodiesel fahren. Dieser Treibstoff wird aus dem gebrauchten Frittieröl gewonnen. Somit schliesst sich der Kreis.   

Wie beeinflussen lokale Besonderheiten und Vorlieben die Auswahl von Lebensmitteln und Menüoptionen in verschiedenen Ländern?

Unsere Gäste lieben natürlich die McDonald’s-Klassiker wie den Big Mac oder auch die knusprigen Pommes-Frites. Die Vorlieben unserer Schweizer Kunden bedienen wir mit speziellen Schweizer Kreationen wie beispielsweise dem McRaclette, dem McFlurry Ragusa oder dem Sundae Cailler.  

Wie geht McDonald’s Schweiz mit digitalen Herausforderungen um?

Wir sehen die Digitalisierung nicht als Herausforderung, sondern als Chance. Dank ihr können wir Prozesse einfacher und effizienter gestalten und zugleich die Qualität erhöhen. Die Digitalisierung der Supply Chain ist eines unserer strategischen Ziele. Wir haben bereits vieles in die Wege geleitet, insbesondere im Bestellprozess und den gemeinsam mit unseren Produzenten, HAVI und unserem strategischen Einkaufsteam genutzten Plattformen.    

Was macht einen guten Einkäufer, eine gute Einkäuferin aus?

Einkaufsprofis müssen ohne Frage digital «up to date» sein. Weiter entscheidend sind die Kommunikationsfähigkeiten sowie die Empathie, sich in die Situation der Partner versetzen zu können. Und natürlich sind Fachwissen, Unternehmertum und strategische Kompetenzen gefragt. Resilienz rundet das Skill-Set ab, um auch unter Druck mit dem richtigen Risikobewusstsein Lösungen zu finden und umzusetzen.  

Wie bildet McDonald’s Schweiz seine Einkaufsprofis aus und weiter?

Aus- und Weiterbildung findet bei uns zu einem wesentlichen Teil intern statt. Hierbei nutzen wir unser weltweites System, um das Fachwissen unserer Einkaufsexperten weiter zu steigern. So gibt es zum Beispiel Schulungen für alle Mitarbeitenden in der Supply Chain. Ein fundiertes Wissen unserer Restaurantabläufe im Kontext der Beschaffung, das Verständnis für die Produkte und welches die Erfolgsfaktoren für unsere Restaurants sind, sind zentral für den Erfolg der Einkäuferinnen und Einkäufer. Und somit schlussendlich auch für den gemeinsamen Erfolg – für die Unternehmung und die Mitarbeitenden.