Compliance und Einkauf – ein Spannungsverhältnis?
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Neues Seminar zum Thema
Wer mehr wissen will, dem empfehlen wir unser neues Seminar vom 10. September in Kloten (ZH). In diesem erfahren Sie, weshalb es für Unternehmen jeder Grösse wichtig ist, sich mit Compliance eingehend auseinanderzusetzen.
Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass Compliance nicht nur in der Theorie, sondern auch in der unternehmerischen Praxis eine zunehmend wichtige Rolle einnimmt. Compliance soll nichts anderes als die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen und unternehmensinterner Vorgaben sicherstellen. Damit sollen Risiken, die sich aus Complianceverstössen ergeben können, minimiert werden, was nicht nur vor empfindlichen Strafen schützt, sondern auch den guten Ruf eines Unternehmens nachhaltig aufrechterhalten kann.
Es ist nicht einfach, den Überblick über alle relevanten Regelungen und Gesetze zu bewahren, zumal viele Unternehmen global tätig sind und somit auch lokale Gesetze Anwendung finden. In vielen Bereichen ist es glücklicherweise so, dass sich die Grundsätze für ein rechtskonformes Verhalten trotz der mitunter grossen kulturellen Unterschiede oft gleichen.
Mit dem Erlass unternehmensinterner Richtlinien kann ein konzernübergreifend einheitlicher Standard erreicht werden, der für alle Mitarbeiter gilt, ungeachtet dessen, ob sich diese in der Schweiz oder im Ausland befinden.
Folgen von Complianceverstössen
Kartellabsprachen, Bestechungsskandale, unzureichende technische und organisatorische Massnahmen zum Datenschutz. Es gibt unzählige weitere Beispiele für Complianceverstösse, die nicht nur hohe Bussgelder für die betroffenen Unternehmen zur Folge haben können, sondern auch persönliche Konsequenzen für Geschäftsleitungsmitglieder und involvierte Mitarbeiter. Hinzu kommen hohe Prozesskosten und Reputationsschäden, die oft nur schwer wiedergutzumachen sind.
Mehrere Studien konnten belegen, dass Kosten, die zur Beseitigung von Complianceverstössen anfielen, höher sind als die präventiven Kosten, die für den Aufbau eines wirksamen Compliance-Management-Systems anfallen, womit sich rechtskonformes Verhalten auch aus finanzieller Sicht für das Unternehmen auszahlt.
Bestechung und Schmiergeldzahlungen
In der Beschaffung geht es nicht nur darum, das beste Produkt einzukaufen, sondern auch zu den vorteilhaftesten Konditionen. Und da gelangt man leicht in Bereiche, in denen es rasch zu unerlaubten Geschäftspraktiken kommen kann. Zwecks Aufbaus einer Geschäftsbeziehung werden Einladungen in teure Restaurants oder zu beliebten Sportveranstaltungen getätigt oder gleich ganze Wochenenden in Wellnesshotels für die ganze Familie offeriert.
Es hat sich gezeigt, dass solche Geschäftspraktiken in der heutigen Geschäftswelt nicht mehr tunlich sind und als Bestechung aufgefasst werden können, mit den entsprechenden strafrechtlichen Konsequenzen für Unternehmen und Individuen.
Eine weitere erhebliche Gefahrenquelle stellen sogenannte Schmiergeldzahlungen dar. Selbst wenn solche in gewissen Ländern vermeintlich nach wie vor üblich sind und man oft denkt, dass es nicht anders gehe, stehen sie in der Regel nicht im Einklang mit der geltenden Gesetzgebung. Durch die Ausrichtung solcher Zahlungen wird das Unternehmen nicht nur erpressbar, sondern es steigt auch das Risiko für empfindliche Bussgeldzahlungen sowie Rufschädigungen.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass Unternehmen untereinander unerlaubte Absprachen treffen und Informationen austauschen in der Absicht, bessere Preise erzielen zu können. Damit schädigen sie andere Marktteilnehmer und behindern den freien Wettbewerb.
Kartellabreden sind in den letzten Jahren in zahlreichen Branchen aufgedeckt worden. Sie können nicht nur erhebliche Bussen, die an dem Jahresumsatz eines Unternehmens gekoppelt sind, und Schadenersatzforderungen geschädigter Geschäftspartner und Martktteilnehmer nach sich ziehen, sondern sind oft medienwirksam, was zu erheblichen Reputationsschädigungen führen kann.
Im Wandel der Zeit
Vorschriften zur Bekämpfung von Korruption und wettbewerbsfeindlichen Praktiken gibt es schon lange. In der jüngeren Vergangenheit hat aus diversen Gründen ein Umdenken stattgefunden. Es wurden nicht nur der Anwendungsbereich von Gesetzen ausgeweitet (zum Beispiel der UK Bribery Act) und die Konsequenzen für rechtswidriges Verhalten verschärft, sondern auch Behörden personell aufgestockt oder gar neu geschaffen, um solchen Verstössen vermehrt auf die Spur zu kommen und sie entsprechend zu ahnden.
Viele insbesondere international operierende Konzerne haben als Folge diverser solcher Skandale eine «Nulltoleranzpolitik» bei Bestechungen eingeführt und von wettbewerbsbehindernden Praktiken Abstand genommen, was den Respekt gegenüber dem eigenen Unternehmen gestärkt und aufgrund der gestiegenen Vertrauenswürdigkeit zu Umsatzsteigerungen geführt hat.
Kein Spannungsverhältnis
Compliance wird von vielen immer noch als geschäftshindernd und als Kostentreiber betrachtet. Wie wir aber gesehen haben, kommen Unternehmen heutzutage nicht mehr darum herum, die geltenden Gesetze und Regeln zu befolgen, sofern sie sich nicht mit empfindlichen Geldbussen, erheblichen Rufschädigungen und Geschäftseinbussen konfrontiert sehen möchten. Insofern schützen die Befolgung von Regeln und ein integres Geschäftsgebaren nicht nur vor negativen Konsequenzen, sondern sind letztlich geschäftsfördernd.
Gian Zender
Der Autor beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Thema Compliance und Datenschutz. Nachdem er in diversen Branchen als Legal Counsel und Compliance Manager tätig war, ist er seit Anfang 2017 als Compliance Officer und Datenschutzbeauftragter bei der Autoneum Management AG beschäftigt, wo er nicht nur für den Ausbau des firmeninternen Compliance Management Systems mitverantwortlich ist, sondern auch regelmässig Schulungen zum Thema Compliance und Datenschutz organisiert.