Anforderungen an den modernen Einkauf in Zeiten von Multikrisen
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Schon in der Begrüssung wies Moderator Volkher Lins darauf hin, dass die Häufigkeit an Krisen von Flüchtlingsströmen über Pandemie, Ukraine Krieg sowie Energie- und Rohstoffknappheit, seit Jahren nicht abreisse und auch nicht davon auszugehen sei, dass sich dies in absehbarer Zeit ändere, denn schon zeichne sich im Sudan der nächste Konflikt ab, der zumindest eine neue Welle an Geflüchteten auslöse.
Diese Häufung an Krisen stellt neue Herausforderungen an den modernen Einkauf von heute. An erster Stelle steht die Versorgung und der Aufbau von deutlich resilienteren Lieferketten. Aber auch die Preise müssen im globalen Vergleich wettbewerbsfähig bleiben, um langfristig Arbeitsplätze und Wohlstand zu gewährleisten.
Grusswort und Keynote
In Ihrem Grusswort wies schon die Hauptgeschäftsführerin des BME, Helena Melnikov, darauf hin, dass es längst überfällig sei, dass der Einkauf als Wertschöpfungsfaktor auf der Führungsebene an Bedeutung gewinnt. Dazu muss er Antworten auf die grosse Frage geben, wie wir im Einkauf die lang gelebte Effizienz mit der heute nötigen Resilienz verbinden. Der Einkauf muss jeden Tag aufs Neue auf die aktuellen Entwicklungen am Markt reagieren, aber daraus auch die richtigen Schlüsse für die zukünftigen Beschaffungsprozesse ziehen.
In der Keynote Videoansprache wies der erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments Prof. Dr. Othmar Karas darauf hin, dass als eine der Konsequenzen der vielen Krisen es enorm wichtig sei, dass wir nicht nur eine unabhängige Europäische Energieversorgung bekommen, sondern auch andere wichtige Produkte und Grundstoffe in Europa hergestellt würden, um sich nicht von Staaten erpressbar zu machen.
Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und UNO-Ziele
Stefan Braun, CPO der ÖBB griff die Thematik auf und stellte als einen möglichen Lösungsansatz eine konsequente Kreislaufwirtschaft dar, die es ermöglicht, recycelte Rohstoffe in deutlich verstärktem Masse nachhaltig einzusetzen und verwies auf die Zusammenarbeit mit der TU-Graz, mit der die ÖBB ein CO2 Bewertungsmodell entwickle, um Lieferanten entsprechend ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten. Er regte damit eine längere Diskussion unter den Teilnehmern an zum Thema Versorgungssicherheit durch Nachhaltigkeit
Auf das Thema Nachhaltigkeit als Chance zur Steigerung der Resilienz gingen dann die beiden Referentinnen Cara Gerlach und Yvonne Jamal in Ihrem Vortrag ein. Im Vordergrund stand der Aufbau eines nachhaltigen Lieferantenmanagements inklusive entsprechender Schulungsangebote für Unternehmen und wie Lieferanten mit entsprechenden KPI bezüglich ihrer Nachhaltigkeit gemessen werden können. Ferner zeigten sie auf, dass Nachhaltigkeit nicht nur Geld kostet, sondern das Versorgungsrisiko minimiert und damit wiederum Kosten spart.
Abschliessend zeigte dann Simon Meinschad, Geschäftsführer der Holu Systemhygiene, wie sein Unternehmen auf Grundlage der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein konsequent nachhaltig handelndes Unternehmen aufgestellt hat, das seine Wirtschaftlichkeit dabei nie aus dem Blick verliert und bei minimierten Risiken ordentliche Ergebnisse liefert und inzwischen sogar einige Neukunden darüber gewonnen hat.
Resümee und Apéro Riche
Abschliessend fasste Moderator Volkher Lins zusammen, dass der Nachmittag einen sehr interessanten, aber auch unerwarteten Verlauf genommen hat. Man startete bei Multikrisen als Herausforderungen an den Einkauf und über verschiedene Lösungsansätze landete man bei nachhaltigen Ansätzen, die zur Lösung einiger der aufkommenden Probleme beitragen, auf deren Gestaltung und Umsetzung der moderne Einkauf einen nicht unerheblichen Einfluss hat.
Er lud dann ein zum abschliessenden Apéro Riche, bei dem das Gehörte unter den Teilnehmenden intensiv diskutiert werden konnte. Er lud dann auch gleich ein zum nächsten Bodenseeforum im kommenden Jahr.