3 Fragen, 3 Experten

3 Fragen, 3 Experten

Publiziert am Autor: Mario Walser

Drei Handelsexperten über die aktuellen Herausforderungen des Aussen­handels in den Zeiten von Brexit und internationalen Handelskriegen.

Welche Länder sind für Sie als Importeur wichtig – und weshalb?

Marcel Ambord: Als Schweizer Handelsunternehmen importieren und exportieren wir Edelstahl und Aluminium. Beim Import kommen 10 bis rund 20 Prozent des Materials aus Asien und 80 bis 90 Prozent aus Europa. Einen kleinen Teil des Edelstahls importieren wir aus Südafrika. Zudem können wir vereinzelt Lieferanten in der Schweiz berücksichtigen. Der Export bringt die oft bearbeiteten Waren vorwiegend in die EU. Die Schweiz hatte immer den Status eines Drittlandes, weil wir nicht zur EU gehören. Das ist für den Import kein Problem, sogar zum Teil ein Vorteil. Wir können so einfacher das Material aus Asien importieren.

Robert Laubscher: Wir vertreiben Medizinprodukte für chirurgische und invasive Behandlungen an Spitälern und Kliniken. Umsatzmässig ist Deutschland das wichtigste Land. Von dort importieren wir Implantate für Hernien-Operationen. Aus England importieren wir Skalpellmesser, die man für Operationen oder auch in der Podologie benötigt. Aus Schweden führen wir Scheren für die Herzchirurgie ein. In Italien kaufen wir Instrumente aus Kunststoff, die in der Diagnostik gefragt sind.

Kaspar Engeli: 260 Milliarden Schweizer Franken Aussenhandel mit der EU, das entspricht einer Milliarde an jedem Arbeitstag! Bayern ist wichtiger als USA. Dank Freihandelsabkommen werden Länder wie China oder Indonesien jedoch immer wichtiger, auch wegen der dynamischen Entwicklung in dieser Region. Grosser Wunschkandidat sind die USA.

Welche Auswirkungen hat der Brexit auf Ihr Geschäft?

Marcel Ambord:Der Brexit hat keinen direkten Einfluss auf unser Geschäft. Die Sauter Edelstahl AG unterhält keine Geschäftsbeziehungen zu englischen Lieferanten oder Kunden.

Robert Laubscher: Die Skalpelle aus England sind nach EU-Standards zertifiziert. Dieses Zertifikat wird der Lieferant wohl verlieren, weil es von einer englischen Zertifizierungsinstanz ausgestellt worden ist. Bei der nächsten Zertifizierung müsste ein Institut der EU berücksichtigt werden, was die Kosten erhöht. Wir überlegen, ob wir ein Pufferlager für die Übergangsfrist anlegen. Temporär kann es zu Problemen mit Lieferungen kommen.

Kaspar Engeli: Das politische Tohuwabohu führt zu Investitionsausfällen, grosser Verunsicherung und massiv abnehmenden Umsätzen im Englandgeschäft. Mittelfristig werden durch den Brexit die Wertschöpfungsketten durcheinandergebracht. Immerhin haben wir ein Freihandelsabkommen mit England, das garantiert kurzfristig ein Mindestmass an Stabilität.

Was würde ein fehlendes Rahmenab­kommen für Ihr Unternehmen bedeuten?

Marcel Ambord: Ohne Rahmenabkommen und bei allfälligen Zöllen für den Export von Edelstahl nach Deutschland würde das wichtige Exportgeschäft nach Deutschland stark beeinträchtigt. Auch das neue Service-Center, in das wir 2012 rund 40 Millionen Franken investiert haben, käme unter Druck. Importieren werden wir dagegen immer aus der Europäischen Union und aus Asien.

Robert Laubscher: Die EU hat klar gesagt, dass die Schweiz ohne Rahmenabkommen wie ein Drittland behandelt wird. Das erschwert unseren Zugang zum europäischen Markt. Wir könnten uns dem EWR anschliessen, aber die Vertragsbedingungen sind weniger zu unserem Vorteil. Es würde also sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, um sich erneut mit der EU zu einigen. Ohne das Rahmenabkommen sehe ich sehr schwere Jahre auf die Wirtschaft zukommen.

Kaspar Engeli: Ein Nein führte direkt zu Bilex, dem Dahinfallen des bilateralen Weges. Wir würden um Jahre blockiert und zurückgeworfen. Wir müssten mit massivsten Umsatzein­bussen rechnen, der gesamte Handel würde kompliziert und teurer, der einfache und selbstverständliche Zugang zu Europa wäre infrage gestellt. Kurz gesagt: Das darf man nicht wollen!

Portrait Marcel Ambord

Marcel Ambord

Geschäftsführer Sauter Edelstahl AG, Fehraltdorf

Portrait Robert Laubscher

Robert Laubscher

Geschäftsführer Laubscher & Co AG, Hölstein

Portrait Kaspar Engeli

Kaspar Engeli

Direktor Handel Schweiz, Zürich

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