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Welches sind die Treiber von Global Sourcing?
André Leutenegger: Grundsätzlich gibt es verschiedene Treiber, wieso sich ein Unternehmen für diesen Schritt entscheidet. Unbestrittener Haupttreiber, dies zeigte auch die letzte Umfrage im Frühjahr 2017 von procure.ch, der Berner Fachhochschule und der HWT Chur, sind Kosteneinsparungen in der Beschaffung. Des Weiteren gehören die mangelnde Verfügbarkeit von Vorprodukten, zum Beispiel Kupfer aus Chile, seltene Erden aus China, oder der Zugriff auf neue Technologien zu den Gründen, wieso Firmen internationale Beschaff ung betreiben. Auch können Global-Sourcing Aktivitäten ein Treiber für die Erschliessung neuer Absatzmärkte sein, da dadurch bereits wertvolle Kontakte mit potenziellen ausländischen Geschäftspartnern geknüpft wurden.
Christoph Wilhelm: Die Ergebnisse der WTO-Verhandlungsrunden («Tokio» 1973–1979; «Uruguay» 1986–1994) bildeten die Grundlage für die rasante Ausweitung des Welthandels. Vor allem China und andere asiatische Länder positionierten sich geschickt als vorteilhafte Produktionsstandorte; auch weil sie über ansehnliche Rohstoff vorräte verfügen. Die Supply Chains wurden immer globalisierter. Als direkte Folge davon entwickelten sich die Volkswirtschaften dieser Länder sehr positiv, damit einherging auch ein gewisser Wohlstand, der den globalen Güteraustausch wiederum intensivierte. Die aktuellen protektionistischen Strömungen der Politik verlangen vermehrt duale Versorgungskanäle im Rahmen eines Supply-Chain-Risikomanagements.
Weshalb ist Global Sourcing ein wirkungsvolles Instrument für Unternehmen?
André Leutenegger: Damit Global Sourcing zu einem erfolgreichen und nachhaltigen Faktor innerhalb eines Unternehmens wird, ist es zwingend notwendig, dass das gesamte Unternehmen diese Strategie mitträgt und aktiv unterstützt. Wer ein solches Unterfangen als reines Einkaufsprojekt ansieht, um die Beschaff ungspreise drücken zu können, der wird über kurz oder lang scheitern. Ein hingegen sorgfältig geplanter Aufbau und Eintritt in einen neuen noch unbekannten Beschaff ungsmarkt hilft dem Unternehmen, längerfristig nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu generieren, um sich im
stetig anspruchsvolleren und volatileren Marktumfeld laufend optimal positionieren zu können.
Christoph Wilhelm: Es sichert den Zugang zu Rohstoff en, diversifiziert im Sinne eines Risikomanagements die globalen SC, erhöht dadurch die Versorgungssicherheit und kann sich positiv auf die Herstellkosten auswirken. Dies gilt nicht nur für multinationale Konzerne oder exportorientierte KMU, sondern für alle Unternehmen, die nachhaltige Profi te erwirtschaften wollen. Aufgrund der rasanten Entwicklung des Internets und des elektronischen Handels und der damit verbundenen globalen Absatzkanäle hat die Preis- und Kostentransparenz markant zugenommen, bei gleichzeitiger Reduktion der Transaktionskosten. Der globale Wettbewerb hat so markant an Intensität zugelegt. In diesem Umfeld ist Global Sourcing ist ein wirkungsvolles Instrument für jeden Einkauf.
André Leutenegger
Managing Director, ALS Solutions AG, Islikon
Christoph Wilhelm
Geschäftsführer GSS AG, Sirnach