Ökologische öffentliche Beschaffung: Klimaschutz zum Nulltarif

Ökologische öffentliche Beschaffung: Klimaschutz zum Nulltarif

Publiziert am Autor: Felix Meier

Nachhaltiges Einkaufen lohnt sich. Das zeigt eine Studie zur öffentlichen Beschaffung. Betrachtet man nämlich die Lebenskosten von Produkten, dann lohnen sich nachhaltige Produkte in vielen Fällen für die Umwelt und fürs Portemonnaie. Führen Sie also immer auch die Folgekosten auf, wenn Sie eine Preiskalkulation machen.

LED statt Natriumdampf bei der Strassenbeleuchtung, Hybrid-Fahrzeuge statt reine Benziner und mehr vegetarische Menüs in den Kantinen, Heimen und Spitälern: Mit einer ökologischen öffentlichen Beschaffung kann die öffentliche Hand die Klimabelastung enorm reduzieren und oft gleichzeitig die Kosten senken.

Wie viele Tonnen Treibhausgase könnten Bund, Kantone und Gemeinden theoretisch einsparen, wenn sie systematisch ökologisch beschaffen würden? Und wie würde sich das auf die Kosten auswirken? Antworten auf diese Fragen liefert eine neue Studie, die Infras im Auftrag der Stiftung Pusch durchgeführt hat. Sie untersucht elf Produktegruppen, die mengenmässig und aus Umweltsicht relevant sind. Für jede dieser Gruppen vergleicht die Studie die Treibhausgasemissionen und die Kosten eines Standardproduktes mit denjenigen einer ökologischen Best-Practice-Variante, die bezüglich Leistung und Funktionalitäten vergleichbar ist. Durch die Kombination dieser Daten mit den geschätzten jährlichen Beschaffungsmengen lässt sich das theoretische Potenzial abschätzen, das sich aus einem Wechsel von einer konventionellen zu einer ökologischen Beschaffung ergibt. Wie viele ökologische Produkte tatsächlich heute beschafft werden, ist nicht Gegenstand der Studie.

Analyse zeigt differenziertes Bild

Die Analyse zeigt ein differenziertes Bild (siehe Tabelle im Anhang). Je nach Produktgruppe liegen die Treibhausgas-Einsparpotenziale zwischen 2 bis 85 Prozent. Die grössten ökologischen Potenziale lassen sich mit der Wahl von Ökostrom, Biotextilien, vegetarischen Menus, Recyclingpapier sowie LED-Strassen- und -Deckenlampen realisieren. Mittlere Treibhausgas-Einsparpotenziale weist die Studie für Fahrzeuge und Kühlschränke aus. Eher gering ist das Einsparpotenzial hingegen bei Druckern und Desktop-Computern, da hier das Angebot in den letzten Jahren deutlich effizienter geworden sind. Bei Produkten, welche die Umwelt vor allem während der Nutzung belasten, fällt zudem die Lebensdauer stark ins Gewicht: Je länger Fahrzeuge oder Lampen in Betrieb sind, desto besser schneiden die ökologischen Varianten ab.

Eine ökologische Beschaffung ist oft auch aus ökonomischer Sicht attraktiv. Das gilt insbesondere bei Nahrungsmitteln sowie bei Strassen- und Deckenlampen: die vollständige Umstellung auf LED würde im Vergleich mit einer systematischen Anwendung konventioneller Varianten pro Jahr nicht nur knapp 175'000 Tonnen CO2-Äquivalente, sondern gleichzeitig fast 48 Millionen Franken einsparen.  Auch bei Fahrzeugen, Desktop-Computern und Druckern lohnt sich ein Umstieg auf eine ökologische Beschaffung finanziell, wenn auch in geringerem Ausmass. Mehrkosten gegenüber einer Standardbeschaffung entstehen hingegen bei der Beschaffung von Ökostrom, Bio-Baumwoll-Textilien, energieeffizienten Kühlschränken und Recyclingpapier. Je mehr diese Produkte jedoch nachgefragt werden, desto stärker wächst das Angebot, was mittelfristig die Preise senkt.

Die Analyse konzentriert sich auf die Treibhausgasemissionen. Diese einheitliche Grösse erlaubt einen Vergleich über die ausgewählten Produktgruppen hinweg. Andere relevante Umweltbelastungen wie Boden- und Wasserverbrauch oder die qualitative Belastung von Luft, Wasser und Böden werden damit nicht abgebildet. Zudem fokussiert die Studie auf vergleichsweise einfache Beschaffungsentscheide und berücksichtigt komplexe Bereiche wie beispielsweise die Gebäude nicht. Das lässt vermuten, dass die Potenziale einer ökologischen öffentlichen Beschaffung weit grösser sind, als die Studie ausweist.

Diese Potenziale gilt es im Kleinen wie im Grossen zu nutzen. So kann die öffentliche Hand ihre Vorbildfunktion wahrnehmen und aufgrund des beträchtlichen Umfangs der öffentlichen Beschaffung aktiv auf ökologische Anforderungen hinwirken. Damit reduziert sie nicht nur ihre eigenen Umweltbelastungen, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Ökologisierung der Märkte und verbessert langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Anbieter, da diese im internationalen Vergleich oft strengere Umweltanforderungen erfüllen.

Felix Meier

Der Autor ist Geschäftsleiter der Stiftung Pusch und dipl. Biochemiker und Exec. MBA